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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes
Autoren: Greg Bear
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Association for the Advancement of Science (AAAS) zusammen, um Vorträge von Rednern zu hören, die Themen behandeln, welche von »Mangelnde Beweise für die Existenz supermassiver intergalaktischer Gravitationslinsen« bis hin zu »Ausbreitung von Pest bei wilden Nagetieren durch Erdhörnchenflöhe (Diamanus Montanus) im südlichen Kalifornien« reichen. Gestern hat Dr. Frank Drinkwater vom Balliol-College der Oxford University einen der am heißesten diskutierten Beiträge vorgestellt. Dr. Drinkwater behauptet, daß es keine intelligenten extraterrestrischen Zivilisationen gäbe. »Wenn es welche geben würde, hätten wir sicher bis jetzt ihre Effekte gesehen.« Dr. Drinkwater erklärt, daß eine Zivilisation, die sich selbst vermehrende, Planeten besuchende Raumfahrzeuge schüfe, die Galaxis in weniger als einer Million Jahre durchdringen würde.
    Zu keinem Ergebnis kamen die gelehrten Konferenzteilnehmer hinsichtlich des kürzlich erfolgten Verschwindens von Europa, dem sechsten Jupitermond. Die Professorin Eugenie Cook von der University of Washington in Seattle vertritt die Meinung, daß der Mond durch Zusammenstoß mit einem massereichen und bisher unbekannten Asteroiden aus seiner Bahn geworfen wäre. Der angesehene Astronom Fred Accord erklärt, daß eine solche Kollision den Mond hätte »zerfetzen« müssen und wir die noch im Orbit befindlichen Trümmer müßten sehen können. Es wurden aber keine solchen Beobachtungen gemeldet. Viele Wissenschaftler äußerten sich über öffentliche Gleichgültigkeit gegenüber einem solchen noch nie dagewesenen Ereignis. Nach einem Monat ist die Story von Europa fast aus den Medien verschwunden. Accord bemerkte dazu: »Offenbar sorgen provinziellere Probleme wie die Wahl des U.S.-Präsidenten für mehr Aufregung.«

 
1
     
28.-29. September
     
    Edward Shaw, der mitten in kalter Wüstennacht neben dem Berg kampierte, den es gar nicht geben dürfte, konnte nicht schlafen. Er hörte die ruhigen Atemzüge seiner beiden Kameraden und wunderte sich über deren Gelassenheit.
    Er hatte in seinem Notizbuch vermerkt:
     
    Der Hügel ist ungefähr fünfhundert Meter lang und halb so breit, vielleicht hundert Meter hoch. Er wirkt wie der basaltische Aschenkegel eines erloschenen Vulkans, bedeckt mit Brocken schwarzer Vulkanschlacke in der Größe von Feldsteinen bis hin zu Kieseln, umgeben von weißem Quarzsand. Er steht weder auf unseren Karten noch im Geosat-Handbuch für 1991. Die Flanken des Kegels sind steiler als der Schüttwinkel – etwa fünfzig bis sechzig Grad. Die Verwitterung ist ziemlich unterschiedlich; einige der Sonne und dem Regen ausgesetzten Teile sind kohlschwarz, andere Stellen dagegen leicht rostfarben. Es gibt auf dem Hügel keine Insekten. Wenn man irgendeinen Stein aufhebt, findet man keinen Skorpion oder Tausendfüßler darunter. Es liegen auch keine Bierdosen herum.
     
    Edward, Brad Minelli und Victor Reslaw waren von Austin in Texas angereist, um etwas geologische Studien mit viel Camping und Wandern durch frühherbstliche Wüste zu verbinden. Edward war mit dreiunddreißig der älteste; er war auch am kleinsten und lag mit Reslaw im Wettstreit, wer von beiden schneller das Haar verlieren würde. In seinen Wanderstiefeln maß er 173 Zentimeter. Seine schlanke Figur und sein jungenhaftes, wißbegieriges Wesen ließen ihn trotz dem schütter werdenden Haar erheblich jünger erscheinen. Um Dinge zu betrachten, die von seiner runden Nase weniger als 60 Zentimeter entfernt waren, trug er eine goldgeränderte Brille mit runden Gläsern. Diesen Stil hatte er schon als Jugendlicher in den späten siebziger Jahren angenommen.
    Edward lag mit hinter dem Kopf gefalteten Händen auf dem Rücken und sah in die klare, ruhige und unermeßliche Weite des Himmels auf. Drei Tage zuvor hatten sich schwere dunkle Wolken zusammengeballt, um im Death Valley bei flammendem Sonnenuntergang einen heftigen Platzregen niedergehen zu lassen. Ihr Lager befand sich auf erhöhtem Boden; aber sie hatten sehen können, wie Steine von Basketballgröße ins Rutschen gekommen und frisch ausgewaschene Rinnen hinabgerollt waren.
    Jetzt erschien die Wüste wieder harmlos frei von Wasser und Veränderung. Rings um das Lager lag eine Stille, die wertvoller war als jede Menge Goldes. Nicht einmal der Wind äußerte sich.
    Er fühlte sich in der Einsamkeit sehr groß, als ob er seine Finger über das halbe Land von Horizont zu Horizont spreizen und einen schimmernden Sternenmantel in die
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