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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes
Autoren: Greg Bear
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gerichtet, den er leidenschaftlich liebte.
    Becky lag mitten im Hof auf dem Rücken, das leuchtend blonde Haar über das Gras ausgebreitet, und schaute feierlich in den Himmel. Marty fragte. »Papa, wann können wir das Teleskop herausholen?« Er packte Gauge am Halsband und bückte sich, um ihn zu streicheln. Der Hund kläffte und verdrehte den Hals, um in die Luft zu schnappen, als ihn das Plastikgesicht des Affen auf den Rücken knuffte. »Becky möchte etwas sehen.«
    »Etwas später. Sag es der Mutti!«
    »Wird sie es schaffen?« Marty hegte gerade jetzt Zweifel an dem technischen Geschick seiner Mutter. Das ärgerte Arthur.
    »Sie hat es mehr benutzt als ich, Bursche.«
    »Na schön!« Marty ließ begeistert den Hund los und die Puppe fallen und rannte Arthur voraus zur Treppe. Gauge packte den Affen sofort an der Kehle und schüttelte ihn knurrend. Arthur folgte seinem Sohn, wandte sich in der Diele hinter der Kühltruhe nach links und hob seinen Hörer im Büro ab.
    »Christopher, was für eine Überraschung!« sagte er freundlich.
    »Art, hoffentlich bin ich der erste.« Rileys Tenorstimme klang höher als sonst.
    »Das kommt darauf an, um was es geht.«
    »Hast du von Europa gehört?«
    »Europa – wieso?«
    »Ich meine Europa, den sechsten Jupitermond.«
    »Was ist damit?«
    »Er ist verschwunden.«
    »Pardon?«
    »Man hat auf Mount Wilson und Mauna Kea Nachforschungen angestellt. Die Galileo- Sonde ist da draußen noch voll aktiv. Sie wurde aber seit Wochen nicht auf Europa gerichtet. JPL [ii] hat jetzt mit den Kameras dahin gezielt, wo Europa sein sollte, aber es gab da nichts, was groß genug wäre, um es zu photographieren. Falls Europa noch da wäre, müßte sie in ungefähr zehn Minuten aus einer Verfinsterung durch Jupiter wieder auftauchen. Aber niemand erwartet, sie zu sehen. Seit sechzehn Stunden laufen ständig Anrufe von Amateuren bei JPL und Mount Palomar ein.«
    Arthur konnte nicht schnell genug schalten, um zu wissen, wie er reagieren sollte. »Ich verstehe nicht ganz…«
    »Sie ist weder schwarz angestrichen und hält sich auch nicht versteckt – sie ist einfach verschwunden. Es hat sie auch niemand verschwinden sehen.«
    Riley war ein rundlicher Wissenschaftler mit kurzem Haarschnitt in Sportdress, persönlich zurückhaltend außer am Telephon, und sehr konservativ. An Humor hatte es ihm stets sehr gefehlt. Er hatte Arthur niemals irgendwie zum besten gehabt.
    »Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
    »Kein Mensch weiß das«, sagte Riley. »Niemand riskiert auch nur eine Vermutung. Hier in Pasadena wird morgen eine Pressekonferenz stattfinden.«
    Arthur kniff sich nachdenklich in die Wange. »Ist sie explodiert? Hat sie etwas getroffen?«
    »Können wir nicht sagen, nicht wahr?« Er konnte an der Stimme von Chris direkt heraushören, wie er lachte. Riley lächelte nur dann, wenn er mit einem wirklich bizarren Problem konfrontiert war. »Keine Daten. Ich muß jetzt noch ungefähr siebzig andere Leute anrufen. Halte Verbindung, Arthur!«
    »Danke, Chris!« Er legte auf und kniff sich immer noch in die Backe. Die sanfte Stimmung des Augenblicks am Flusse war dahin. Er stand einen Augenblick mit gerunzelter Stirn noch am Telephon und ging dann in das große Schlafzimmer.
    Francine langte hoch nach oben, um das oberste Fach des Kleiderschranks zu durchstöbern. Marty und Becky drängten sich hinter ihr.
    Während ihrer gemeinsamen siebzehn Jahre hatte seine Frau die Grenzen von üppig über füllig zu plump überschritten. Der physische Kontrast zwischen Arthur und Francine mit ihren Kurven und ihrer reifen Anmut war offenkundig. Ebenso offenkundig war die Tatsache, daß die beiden bei sich selbst nicht sahen, was die anderen in ihnen erblickten. Francine liebte Kleiderstoffe, die mit volkskundlichen Motiven bedruckt waren. Vieles in ihrer Garderobe zeugte von geschmackvoller Anpassung an ein matronenhaftes Alter.
    Aber in seinen Gedanken war sie ewig so, wie er sie zuerst gesehen hatte, als sie im südlichen Kalifornien den von der Sonne beschienenen weißen Sand von Newport Beach heraufgegangen war, mit einem knappen einteiligen Badeanzug, während ihr langes schwarzes Haar lose in der Brise wehte, Sie war die erotisch attraktivste Frau gewesen, die ihm je begegnet war – und sie war es noch immer.
    Sie holte den geschwollenen Segeltuchsack mit dem Teleskop herunter. Dann bückte sie sich, um unter einem Haufen von Schuhen nach der Schachtel mit den Okularen zu wühlen. »Was hat Chris
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