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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung
Autoren: Louis Begley
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vermutlich in Zukunft kaum Gelegenheit haben, dort zu sein. Rituale und Begrüßungen als Balsam für die wunde Seele: den jovialen Portiers im Foyer die Hand schütteln, ihnen Miss Gorchuck vorstellen, Miss Gorchucks Namen in die Gästeliste eintragen; Bekannten zuwinken, mit denen er immer am Tisch für Mitglieder gesessen hatte; die mit grünem Teppichboden belegten Stufen zum Speiseraum hinaufsteigen, unterwegs stehenbleiben, um Carrie die Memorabilien des Clubs und die Porträts seiner verflossenen Präsidentensamt anderer Berühmtheiten in der Pracht ihrer guten schwarzen Tuchröcke zu zeigen.
    Der Laden ist cool, erklärte sie ihm, kaum daß sie am Tisch saßen. Willst du oft hierherkommen, wenn du in die Stadt ziehst?
    Ein richtiger Umzug wird das gar nicht sein. Mehr was Provisorisches zwischen den Wochenenden. Aber ja, ich werde hierherkommen. Man hat eine Mahlzeit, und beim Essen erinnert man eine Handvoll anderer alte Knacker daran, daß man noch am Leben ist. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Ob sich die zweite lohnt, ist eine offene Frage.
    Du möchtest doch Leute wiedersehen.
    Wahrscheinlich. Du wirst mir fehlen.
    Hey, du siehst mich doch an den Wochenenden. Wenn du willst.
    Sie stocherte in ihren Eiern herum, trank einen Schluck Wein und setzte das Glas ab.
    Meinst du, ich kann ein Mineralwasser haben? Egal, was für eins.
    Sicher. Dann trinke ich deinen Wein, und du fährst.
    Er wußte natürlich, daß sie, ob Wein oder nicht, gern fahren wollte und sich von Sender zu Sender hören würde, während er seinen Dämmerschlaf hielt. Aber er war jetzt dankbar und glücklich.
    Das ist das Leben! fuhr er fort. Aber zuerst gehen wir seriös einkaufen. Ich möchte was Schönes für dich finden, dein Weihnachtsgeschenk – ich denke an eine Pelzjacke für Nova Scotia. Dann kannst du deinen roten Parka im Haus lassen. Das wäre für mich wie ein silberner Siegespokal.
    Ihr Fuß fand unter dem Tisch zu seinem.
    Ist das okay hier, wenn ich so was mache? Sie kicherte. Hey, keiner guckt. Ich frage mich, was man noch machen könnte. Schmidtie, du weißt ja noch alles. Den Parka hatteich an, als ich zum ersten Mal zu dir zu Besuch gekommen bin – mitten in der Nacht. Ich war vielleicht frech! Du hast mir beinah den Schädel eingeschlagen.
    Weil ich dachte, du wärst ein Einbrecher. Ich hatte recht. Du warst einer. Du bist in mein Herz eingebrochen.
    Ja? Dann laß mich drin.
    Wenn er nur ein paar seiner alten Freiheiten weiter nutzen könnte. Er drückte ihren Fuß.
    Schmidtie, kannst du mal eine Minute ernst sein.
    Das breite Lächeln von einem Ohr zum andern wirkte plötzlich scheu.
    Ich will dir was erzählen. Das wollte ich schon gestern, aber dann habe ich gedacht, ich warte damit lieber, bis wir bei den Anwälten gewesen sind. Das klingt verrückt, ich weiß, aber ich wollte nicht, daß es einen Unterschied macht oder so, falls du dir irgendwas noch anders überlegen wolltest. Soll ich’s dir jetzt erzählen? Okay. Nach meinem ersten Kurs bin ich in die Klinik gegangen.
    Sie wartete gespannt auf seine Reaktion.
    Komm schon, Schmidtie, rat doch mal!
    Das kann ich nicht. Ich hatte keine Ahnung, daß irgendwas nicht in Ordnung war. Du hast mir nichts gesagt.
    Ja, ich weiß schon, ich hatte wirklich Sorgen. Darum hab ich nichts gesagt. Ich war schon zweimal dort gewesen.
    Carrie, mein Schatz, muß ich mir nun Sorgen machen? Nein, jetzt ist es zu spät, jetzt habe ich die Sorgen schon. Was ist denn los, sag doch.
    Aber noch während er redete, begriff er schon. Sie mußte ihm nichts erzählen. Diese Unterhaltung lief nach einem Muster ab, das so wohlbestimmt war wie die Abfolge der Figuren eines Menuetts. Seltsam, daß er jetzt der falsche Partner war, der sich vor ihr verbeugen mußte, nachdem er seine gemessene Runde beendet hatte. Hattesie dieselbe Unterhaltung bereits, notgedrungen telefonisch, mit Mr. und Mrs. Gorchuck geführt? Hatte Jason schon mit seinen Seefahrer-Eltern und seinen Geschwistern gesprochen?
    Mike Mansour und Bryan konnten um den Onkelstatus konkurrieren, aber er, Schmidt, hatte ganz bestimmt die besten Chancen, zum dritten Großvater zu werden.
    Nein, alles okay. Abgesehen davon, Schmidtie, stell dir vor, ich bin schwanger! Hey, er hat den Herzschlag gehört!
    Mein Liebes, das ist ja wunderbar! Er nahm ihre Hand und küßte sie. Ich gratuliere dir und Jason! Absolut fabelhaft ist das. Darf ich dich was Dummes fragen? Wie ist es passiert? Ich dachte, du nimmst die Pille?
    Sie wurde rot. Da habe
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