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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung
Autoren: Louis Begley
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Früchtekuchenstücken, Magenstützen, die den Magnaten zwischen den Hauptmahlzeiten bei Kraft hielten, serviert hatte. Hier, dein Anstellungsvertrag, sagte er. Holbein ist ihn mit mir durchgegangen. Wäre schön, wenn du ihn vor Weihnachten unterzeichnen würdest. Die Frage ist, ob du möchtest, daß ein Anwalt einen Blick darauf wirft, bevor du dich bindest. Die Kosten dafür übernehmen wir.
    Gib mir ein paar Minuten zum Durchlesen, dann sage ich es dir.
    Studier du nur. Laß dir Zeit.
    Im Gegensatz zu Mr. Mansours Telefongesprächen war das Schriftstück nicht lang. Während einer Pause zwischen einem Anruf, den Mr. Mansour tätigte, und einem, den er annahm, sagte Schmidt: Mike, dies ist sehr großzügig. Das sehe ich selbst, dazu brauche ich keinen Anwalt. Wenn du willst, unterschreibe ich sofort.
    Nur zu. Du tust das Richtige. Merde, wie man so sagt! Ich werde dir die ganze Zeit über zur Seite stehen. Daswird eine große Lernerfahrung für dich. Jetzt trinken wir noch auf deinen Erfolg. Dann muß ich los. Wir schließen gerade einen Handel über ein Grundstück unten in Miami ab. Ein phantastischer Deal. Ich habe es diesen Typen abgeluchst.
    Mr. Mansour machte eine Pause, sah sich um, offenkundig, weil er sich überzeugen wollte, daß Manuel nicht mehr im Raum war, und sagte dann: Schmidtie, Jason hat mir erzählt, daß du ihn und Carrie nach Weihnachten in deinem Poolhouse wohnen lassen willst, solange sie sich nach einer Bleibe umsehen. Ich sage jetzt nicht, das geht mich nichts an, denn du brauchst mich und meine Hilfe. Laß sie nicht zu lange dort wohnen. Setz ihnen eine Frist. Bis Ostern. Wenn sie dann immer noch da sind, kannst du ihnen einen Monat länger Zeit geben. Sie können was finden, das bezahlbar für sie ist, aber so schön wie bei dir werden sie es nie haben. Und, ha! ha!, mietfrei wird es auch nicht sein. Du mußt sie raussetzen, bevor das Baby geboren ist, sonst gehen sie gar nicht mehr.
    Schmidt nickte.
    Kein Problem, aber das ist nicht alles. Du solltest dem Mädchen etwas Geld geben, damit sie unabhängig ist. Genau weiß ich nicht, ob du dir das leisten kannst, aber ich nehme es doch an. Die Frage ist: Soll Jason davon erfahren? Nein, wenn du mich fragst. Unter anderem würde er seinen Betrieb so aufziehen, als ob das Geld ihm gehörte. Der Betrieb ist gut, aber er muß auf seinen Spielraum achten, das heißt, er muß die Betriebskosten im Auge behalten. Dann ist da noch ein Aspekt: Jetzt weiß er, daß ihr beiden zusammengelebt habt, und er akzeptiert es. Gibst du ihr aber Geld, und mehr als ein paar tausend Dollar, dann fängt er sofort an, sich was dabei zu denken. Bulle bleibt Bulle. Das Polizeigrün geht nie ab.
    Wieder nickte Schmidt. Erfreulich, wie gut Carrie es aufihre Weise mit dem mächtigen Tycoon aufnehmen konnte. Er sagte: Danke. Dafür habe ich schon gesorgt, genau so wie du es empfiehlst.
    Sieh an! Du wirst gescheit. Das kommt davon, daß du Zeit mit einem gescheiten Juden zubringst. Dabei fällt mir etwas ein: Meinst du, du könntest die Cannings einladen, Weihnachten mit in die Dominikanische Republik zu kommen? Tust du das für mich? Diese Mrs. Cannings – wie heißt sie noch? Caroline? – ist eine attraktive Frau. Und brillant! So eine Frau wünsche ich mir.

XIV
    Mitte Februar des folgenden Jahres begann er auf Wunsch Mike Mansours die Rundreise zu den Niederlassungen der Stiftung in Mittel- und Osteuropa und in den neuen Republiken, die sich aus dem Staatenbund der Sowjetunion gelöst hatten. Als er dort die einheimischen Angestellten der Stiftung kennenlernte und sich ein Bild von der Arbeit des Life Centers vor Ort machen konnte, stand für Schmidt zweifelsfrei fest: Mr. Mansour hatte ins Schwarze getroffen, als er von Anfang an entschieden hatte, daß die Menschen dieser Länder, entsprechend der Natur der Katastrophe, die sie seit dem Weltkrieg erlebt hatten, bessere Lehre und Forschung in den Humanwissenschaften sogar noch dringender nötig hatten als neue Hospitäler und Waisenhäuser, mehr Wohnungen, moderne Stahlwerke, Computer und ein besseres Telefonnetz. Dennoch konnte er nicht umhin, mit Bedauern ein Vorurteil am Werk zu sehen, das mit seiner Mission zusammen wieder virulent wurde, ein Vorurteil, das, so hoffte er, Eric Holbein und der Schule der Wirtschaftswissenschaften, nach deren Pfeife er tanzte, zuzuschreiben war. Unbestreitbar war die kommunistische Wirtschaft gescheitert, und die Lösungsvorschläge der Lehrer Holbeins mochten solide sein,
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