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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation
Autoren: V.A.
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Die Aufnahmeprüfung
    (Rpresentative Fom Erth)
     
Gregory Benford
     
     
    John Bradley fühlte sich unbehaglich. Er rutschte im Innern der Kugel etwas weiter nach oben, aber seine Finger fanden an der glatten konkaven Oberfläche keinen Halt. Seine Augen suchten vergebens nach einem Lichtschimmer.
    Nichts, gar nichts. Hier war es finster wie im Kohlensacknebel. Vielleicht sogar noch dunkler. Er schüttelte den Kopf, als hoffe er, dadurch wieder klar denken zu können.
    Die Pfeilung der Gleitflächen hatte sich kaum merklich verändert, während er versuchte, einer kälteren Strömung nach unten zu folgen, bevor ihn der nächste heiße Gasstrahl von der Jupiteroberfläche aus mit sich in die Höhe riß. Er hatte seine Instrumente sorgfältig beobachtet, die Außentemperaturen, Dichte der Atmosphäre, Veränderungen ihrer Zusammensetzung und ein Dutzend anderer Werte registrieren sollten, bevor der Aufwind den kleinen Raketengleiter nach oben trug.
    Bradley war zum letztenmal in die Atmosphäre des Planeten hinabgetaucht und wollte anschließend in eine lange Kreisbahn einschwenken, die ihn zu Ganymed bringen würde. Vielleicht war es überhaupt die letzte Kreisbahn, denn die dritte Jupiterexpedition sollte demnächst zur Erde zurückkehren.
    Er hatte eben die leichte Beschleunigung gespürt, als der Gleiter in die Ausläufer des Gasstrahls eindrang; er hatte eben das Gefühl gehabt, bald zu Hause zu sein ...
    Und nun war er hier.
    Wo er sich befand, stand nicht sicher fest, aber er fror jedenfalls. Bradley schüttelte sich, verlor den Halt und rutschte zum tiefsten Punkt der Kugel hinab. Über ihm ertönte ein leises Klicken.
    »Achtung!« sagte eine heisere Stimme, die einem alten Mann zu gehören schien. »Disse Durchsahge iss äußers wichtig. Hör gutt zu, du hass nich viel Zeit!«
    Nochmals das leise Klicken, dann erklärte ein wohltönender Bariton: »Du bist von unseren diplomatischen Agenten als bestes Exemplar deiner Rasse ausgewählt worden, das ohne größere Schwierigkeiten zu beschaffen war. Vom Ergebnis der nun folgenden Eignungsprüfungen hängt es ab, ob du als Mitglied in die galaktische Zivilisation aufgenommen wirst. Die Bedeutung dieser Prüfungen kann nicht in amio dios peggio lui ...«
    Die Stimme sprach nun plötzlich auf Italienisch weiter. Offenbar war es den Fremden bei ihren Nachforschungen auf der Erde entgangen, daß es dort mehr als eine Sprache gab. Aber Bradley hörte genügend englische Wörter – ›dankbare Aufgabe‹, ›besonderes Vorrecht‹ und ›große Ehre‹ –, um zu merken, daß der unsichtbare Sprecher ihn aufmuntern und anfeuern wollte.
    Woher kamen die Fremden? Bestimmt nicht vom Jupiter. Auf diesem Planeten waren bisher nur extreme Temperaturschwankungen und einige besonders zähe Flechtenarten festgestellt worden. Sie konnten auch nicht von anderen Planeten des Systems stammen. Erst vor wenigen Monaten war ein Raumschiff auf Pluto gelandet und hatte gemeldet, dieser Planet sei ebenso kahl und unbewohnt wie alle übrigen des Sonnensystems.
    Folglich mußten sie von den Sternen gekommen sein. Sie hatten ihn als Versuchsobjekt aufgelesen, während er allein unterwegs gewesen war und keine Verbindung mit der Station auf Ganymed gehabt hatte.
    ›Galaktische Zivilisation‹. Merkwürdiger Ausdruck. Offenbar war beabsichtigt, die Erde als Mitglied aufzunehmen, falls er die Tests bestand.
    Die Stimme schwatzte unermüdlich weiter, und Bradley fühlte sich schon an eine langweilige Party erinnert, als sie endlich aufhörte. Nochmals das leise Klicken, dann sagte eine andere Stimme mit perfektem Cambridgeakzent: »Möge der Weltgeist oder der Wächter deiner jeweiligen Religion in dieser Zeit der Prüfungen über dich wachen.«
    Jeder für sich selbst, und Gott für uns alle, wie der Elefant sagte, als er auf dem Hühnerhof tanzte. Nach einer kurzen Pause hörte Bradley ein metallisches Klirren und sah eine helle rechteckige Öffnung über sich in der gekrümmten Wand. Gleichzeitig sickerte Wasser durch den Boden der Zelle, und Bradley kletterte höher, um trockene Füße zu behalten. Die Fremden verließen sich jedenfalls nicht auf seinen Sportsgeist, sondern zeigten auch ohne Worte, was sie von ihm erwarteten.
    Er machte einen Klimmzug und schwang sich durch die Öffnung. Außerhalb der Kugel führte eine Rampe nach unten zu einer Passage, in der seltsam grünes Zwielicht herrschte. Bradley ging langsam weiter und war auf alles gefaßt. Was mochte ihm dort unten
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