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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck
Autoren: Stephanie Perkins
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hält mich, bis unsere Herzen aufhören, so aufgeregt zu schlagen. Er hält mich, bis wir wieder zu Atem kommen.
    Der Nebel ist immer noch dicht und die Bürgersteige sind voller Menschen, aber alle sehen uns kommen. Sie machen un s applaudierend und johlend Platz. Unser Lächeln ist so euphor isch, wie wir uns fühlen. Während wir die glänzenden Bürgersteige des Castro-Viertels entlangspazieren, komme ich mir vor wie in einem Musikvideo. Eine Frau mit einer Schmalzlocke zeigt Cricket eine Siegerfaust, und der Mann mit dem Glücksbärchi-Tattoo, dem die umweltfreundliche Reinigung gehört, pfeift uns anerkennend zu.
    Oder vielleicht auch bloß Cricket. Er sieht wirklich scharf aus.
    Wir biegen um die letzte Ecke, die zu meiner Schule führt, und Cricket zieht mich in eine weitere Häuserlücke, wo uns niemand sehen kann. Ich schaue ihn mit klimpernden Augen neckisch an. »Ich habe gerade meinen Lipgloss neu aufgelegt.«
    Aber Cricket ist auf einmal nervös. Total nervös.
    Sein Gesichtsausdruck erfüllt mich mit Sorge. »Ist … Ist alles in Ordnung?«, frage ich ihn.
    Er greift in die Innentasche seines Jacketts. »Ich wollte dir das hier eigentlich schon zu Weihnachten schenken und dann zu Neujahr. Aber ich hatte es nicht rechtzeitig fertig. Und dann dachte ich, es ist sowieso ein besseres Geschenk für heute Abend, vorausgesetzt natürlich, dass du mit mir zum Ball gehst. Aber ich konnte es dir nicht in deinem Zimmer geben, weil es da zu hell war, also musste ich warten, bis wir draußen sind, weil es da dunkel ist …«
    Â»Cricket! Was ist es denn?«
    Er schluckt. »Hier ist es, hoffentlich gefällt’s dir.«
    Und dann zieht er die Hand aus der Tasche und drückt mir einen flachen goldenen Gegenstand in die Hand. Er ist warm von seiner Körperwärme und rund wie ein Puderdöschen, und es gibt einen winzigen Knopf, um ihn zu öffnen, aber er ist tiefer als ein Puderdöschen.
    Das Metall ist mit eingeätzten Sternen verziert.
    Mein Herz klopft laut in den Ohren. »Ich habe fast Angst, es zu öffnen. Es ist so schon perfekt.«
    Cricket nimmt es und hält es mir direkt vor die Augen. »Drück auf den Knopf.«
    Ich strecke einen zitternden Zeigefinger aus.
    Klick.
    Und dann … passiert etwas ganz Außergewöhnliches. Der Deckel schnappt nach hinten und ein leuchtendes Miniaturuniversum entfaltet sich. Ein kleiner runder Mond strahlt in der Mitte und ist von winzigen funkelnden Sternen umgeben. Ich halte den Atem an. Es ist ausgeklügelt und lebendig. Cricket legt den kleinen Automat in meine Hand zurück. Verzaubert umklammere ich ihn und die Sterne zwinkern mir träge zu.
    Â»Der Mond hat so lange gedauert. Ich hatte Schwierigkeiten, den Zyklus richtig hinzubekommen.«
    Ich blicke verwirrt auf. »Zyklus?«
    Cricket zeigt auf den echten Mond. Er ist im zweiten Viertel – ein Teil seiner linken Seite ist dunkel. Ich blicke wieder hinunter. Der kleine Mond ist fast ganz beleuchtet. Ein Teil seiner linken Seite ist dunkel. Ich bin überwältigt und sprachlos.
    Â»Damit du mich nicht vergisst, wenn ich weg bin«, sagt Cricket.
    Ich blicke beunruhigt zu ihm auf.
    Er reagiert schnell. »Nicht richtig weg. Ich meine, unter der Woche, wenn ich an der Uni bin. Keine Umzüge mehr. Ich bleibe hier. Ich bin da, wo du bist.«
    Ich atme erleichtert auf und fasse mir mit einer Hand an die enge Schnürbrust.
    Â»Du hast noch gar nichts gesagt.« Er zupft an einem Gummiband. »Gefällt es dir?«
    Â»Cricket … So etwas Wundervolles habe ich noch nie gesehen.«
    Sein Gesichtsausdruck wird weich. Er schließt mich in die Arme, und ich stelle mich auf meine Plateau-Zehenspitzen, um an seine Lippen zu kommen. Ich will ihn den Rest dieses Abends, den Rest unseres Lebens küssen. Der Richtige. Er schmeckt so salzig wie Meernebel. Aber auch süß wie …
    Â»Kirschen«, sagt er.
    Ja. Moment. Habe ich wieder laut gedacht?
    Â»Du schmeckst wie Kirschen. Und dein Haar riecht wie Kirschen. Du hast für mich immer schon nach Kirschen gerochen.« Cricket drückt seine Nase oben an meinen Kopf und atmet ein. »Ich kann gar nicht glauben, dass ich das jetzt darf. Du hast keine Ahnung, wie lange ich das schon tun möchte.«
    Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust und lächle. Irgendwann erzähle ich ihm mal von meiner Teetasse.
    Der Klang von Gelächter
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