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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck
Autoren: Stephanie Perkins
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dem Alter natürlich.
    Denn das ist der wahre Grund, weshalb meine Eltern Max hassen.
    Weil ich siebzehn bin und mein Freund zweiundzwanzig.
    Aber ich glaube fest daran, dass das Alter keine Rolle spielt. Außerdem sind es nur fünf Jahre und das ist viel weniger als der Altersunterschied zwischen meinen Eltern. Allerdings hat es keinen Zweck, sie darauf hinzuweisen oder sie daran zu erinnern, dass mein Freund genauso alt ist, wie Nathan war, als meine Eltern zusammenkamen. Das regt sie nur auf. » Ich war vielleicht so alt wie er, aber Andy war schon dreißig«, sagt Nathan dann immer. »Kein Teenager. Außerdem hatten wir beide vorher mehrere andere Beziehungen und haben viel Lebenserfahrung gesammelt. Man kann sich nicht Hals über Kopf in so was hineinstürzen. Man muss vorsichtig sein.«
    Aber sie haben anscheinend vergessen, wie es ist, jung und verliebt zu sein. Klar kann ich mich Hals über Kopf in so was hineinstürzen. Bei jemandem wie Max wäre ich doch blöd, wenn ich das nicht täte. Meine beste Freundin findet es wahnsinnig lustig, dass meine Eltern so streng sind. Sollte nicht gerade ein schwules Pärchen nachvollziehen können, wie reizvoll ein sexy und leicht gefährlicher Freund sein kann?
    Das ist leider so weit von der Realität entfernt, dass es wehtut.
    Es spielt auch keine Rolle, dass ich die perfekte Tochter bin. Ich trinke nicht, nehme keine Drogen und habe noch nie geraucht. Ich habe nicht ihr Auto zu Schrott gefahren – ich besitze nicht mal einen Führerschein, also müssen sie auch keine hohen Versicherungsprämien zahlen – und ich habe einen vernünftigen Job. Ich bekomme gute Noten. Okay, außer in Biologie, aber ich habe mich aus Prinzip geweigert, den Schweinefötus zu sezieren. Und ich habe nur ein Loch in jedem Ohr und keine Tätowierung. Bis jetzt. Es ist mir nicht mal peinlich, meine Eltern in der Öffentlichkeit zu umarmen.
    Außer wenn Nathan beim Joggen ein Schweißband trägt. Weil – also echt.
    Ich räume mein Geschirr ab in der Hoffnung, die Sache ein wenig zu beschleunigen. Heute fahren Max und ich an einen meiner Lieblingsorte, den Japanischen Teegarten, und danach bringt er mich pünktlich zur Abendschicht zur Arbeit. Und dazwischen verbringen wir hoffentlich etwas wertvolle Zeit in seinem 64er Chevy Impala.
    Ich lehne mich an die Arbeitsplatte in der Küche und träume von Max’ Auto.
    Â»Ich bin bloß schockiert, dass sie nicht ihren Kimono trägt«, sagt Nathan.
    Â»Was?« Ich hasse es, wenn ich geistig abwesend bin und dann merke, dass man über mich geredet hat.
    Â»Chinesischer Pyjama im Japanischen Teegarten«, fährt er fort und zeigt auf meine rote Seidenhose. »Was werden da die Leute denken?«
    Ich glaube nicht an Mode, sondern an Verkleidung. Das Leben ist zu kurz, um jeden Tag dieselbe Person zu sein. Ich verdrehe die Augen, um meinen Eltern zu zeigen, dass ich ihr Verhalten total blöd finde.
    Â»Unsere kleine Dragqueen«, sagt Andy.
    Â»Ã–fter mal was Neues.« Ich schnappe mir seinen Teller und schütte die Essensreste in Betsys Fressnapf. Ihre Augen treten aus den Höhlen und sie verschlingt die Waffelstückchen mit einem einzigen großen Bissen.
    Betsys voller Name lautet Heavens to Betsy und wir haben sie vor ein paar Jahren vor Hundefängern gerettet. Sie ist ein Mischling, gebaut wie ein Golden Retriever, aber mit schwarzem Fell. Ich wollte einen schwarzen Hund, denn Andy hat mal einen Zeitschriftenartikel ausgeschnitten – er schneidet ständig irgendwelche Artikel aus, in denen es normalerweise um Teenager geht, die an einer Überdosis sterben, Syphilis kriegen oder wegen einer Schwangerschaft die Schule schmeißen müssen –, in dem stand, dass schwarze Hunde immer als Letzte im Tierheim ausgesucht und daher häufiger eingeschläfert würden als andere Hunde. Rassismus bei Hunden, würde ich sagen. Betsy ist eine Seele von einem Hund.
    Â»Lola.« Andy hat sein ernstes Gesicht aufgesetzt. »Ich war noch nicht fertig.«
    Â»Dann hol dir doch einen neuen Teller.«
    Â» Lola «, sagt Nathan streng und ich gebe Andy einen neuen Teller. Ich fürchte schon, dass sie mir vor Max eine Szene machen, als sie merken, dass Betsy um noch mehr Waffeln bettelt.
    Â»Nein«, sage ich zu ihr.
    Â»Warst du heute schon mit ihr draußen?«, fragt mich Nathan.
    Â»Nein, aber Andy.«
    Â»Ja, aber
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