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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck
Autoren: Stephanie Perkins
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das war, bevor ich mit dem Kochen angefangen habe«, sagt Andy. »Die nächste Runde steht an.«
    Â»Wie wär’s, wenn du einen Spaziergang mit ihr machst, während wir mit Max zu Ende essen?« Wieder ein Befehl und keine Frage.
    Ich werfe Max einen Blick zu, und er schließt die Augen, als könnte er nicht glauben, dass sie schon wieder diese Nummer abziehen. »Aber, Dad …«
    Â»Kein Aber. Du wolltest den Hund haben, du gehst mit ihm raus.«
    Das ist einer von Nathans nervigsten Sprüchen. Heavens to Betsy sollte eigentlich mir gehören, aber sie besaß die Frechheit, sich ausgerechnet in Nathan zu verlieben, was Andy und mich ohne Ende ärgert. Wir sind es nämlich, die mit ihr rausgehen und sich um ihr Fressen kümmern. Ich greife nach den biologisch abbaubaren Beuteln und ihrer Leine, die ich mit Herzen und russischen Matrjoschkas bestickt habe, und sie flippt sofort aus. »Ja, ja, wir gehen ja schon.«
    Ich werfe Max noch einen reumütigen Blick zu und dann sind Betsy und ich auch schon zur Tür hinaus.
    Es sind einundzwanzig Stufen von unserer Veranda bis zum Bürgersteig. Egal, wohin man in San Francisco geht, man hat überall mit Stufen und Hügeln zu tun. Es ist ungewöhnlich warm draußen, deshalb trage ich ein Tanktop zu meiner Pyjamahose und den Plastikarmreifen. Außerdem meine riesige weiße Jackie-O-Sonnenbrille, eine lange brünette Perücke mit smaragdgrünen Spitzen und schwarze Ballettschuhe. Und ich meine echte Ballettschuhe, keine Ballerinas, die nur wie Ballettschuhe aussehen.
    Mein Neujahrsvorsatz war, nie mehr zweimal das gleiche Outfit zu tragen.
    Die Sonne fühlt sich gut an auf meinen Schultern. Es spielt keine Rolle, dass August ist, denn durch die Bucht ändert sich die Temperatur das ganze Jahr über nur wenig. Es ist immer kühl. Heute bin ich dankbar für das sonderbare Wetter, denn es bedeutet, dass ich keinen Pullover zu meiner Verabredung mitnehmen muss.
    Betsy pinkelt wie immer auf das winzige rechteckige Rasenstück vor dem lavendelblauen viktorianischen Haus nebenan, was ich absolut in Ordnung finde, und wir ziehen weiter. Trotz meiner nervigen Eltern bin ich glücklich. Ich habe ein Date mit meinem Freund, super Arbeitszeiten mit meinen Lieblingskollegen und noch eine Woche Sommerferien.
    Wir wandern den mächtigen Hügel hinauf und wieder hinunter, der unsere Straße vom Park trennt. Als wir ankommen, begrüßt uns ein koreanischer Herr in einem Trainingsanzug aus Nickistoff. Er macht gerade Tai-Chi zwischen den Palmen. »Hallo, Dolores! Wie war dein Geburtstag?« Mr Lim ist der einzige Mensch außer meinen Eltern (wenn sie wütend sind), der mich bei meinem richtigen Namen nennt. Seine Tochter Lindsey ist meine beste Freundin; sie wohnen nur ein paar Straßen von uns entfernt.
    Â»Hi, Mr Lim. Es war himmlisch!« Mein Geburtstag war letzte Woche. Ich bin immer die Erste in meinem Jahrgang, was ich super finde. Es verleiht mir eine zusätzliche Reife. »Wie läuft’s im Restaurant?«
    Â»Sehr gut, danke. Diese Woche wollen alle Rinder-Galbi essen. Tschüs, Dolores! Viele Grüße an deine Eltern.«
    Der Alte-Dame-Name kommt daher, dass ich nach einer benannt wurde. Meine Urgroßmutter Dolores Deeks starb ein paar Jahre vor meiner Geburt. Sie war Andys Großmutter und sie war fantastisch. Die Art Frau, die Hüte mit Federn dran trug und bei Bürgerrechtsprotesten mitmarschierte. Dolores war außerdem der erste Mensch, vor dem Andy sich outete. Da war er dreizehn. Sie standen sich sehr nah, und als sie starb, vermachte sie Andy ihr Haus. Und genau dort wohnen wir jetzt, in Uroma Dolores’ minzgrünem viktorianischem Haus im Castro District.
    Was wir uns ohne ihre großzügige Hinterlassenschaft gar nicht leisten könnten. Meine Eltern kommen ganz gut zurecht, aber das ist nichts im Vergleich zu den Nachbarn. Die gepflegten Häuser in unserer Straße mit ihren schicken Giebelgesimsen und extravaganten Holzverzierungen kommen alle von altem Geld. Auch das lavendelblaue Haus nebenan.
    Meinen Namen habe ich außerdem mit diesem Park gemein, Mission Dolores. Das ist kein Zufall. Uroma Dolores wurde nach der nahe gelegenen Mission benannt, die ihren Namen wiederum von einem Bach hat, dem Arroyo de Nuestra Se ˜ nora de los Dolores , was so viel bedeutet wie »Unsere-Dame-der-Schmerzen-Bach«. Wer möchte auch nicht nach
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