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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck
Autoren: Stephanie Perkins
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wir uns eine Woche lang weiter zwanglos verabredeten, konnte ich ihn endlich davon überzeugen, mich zu küssen. Er war eindeutig interessiert, aber ich merkte ihm an, dass ich ihn nervös machte. Aus irgendeinem Grund wurde ich dadurch umso mutiger. Ich mochte Max so, wie ich seit Jahren niemanden gemocht hatte. Seit zwei Jahren, um genau zu sein.
    Es passierte in der Hauptstelle der Stadtbücherei, wir trafen uns dort, weil Max sie für sicher hielt. Doch als er mich sah – kurzes Kleid, hohe Stiefel – weiteten sich seine Augen zu einem Ausdruck, den ich bereits als ungewöhnliche Gefühlsäußerung kannte. »Du könntest einen anständigen Mann in Schwierigkeiten bringen«, sagte er. Ich griff nach seinem Buch, streifte stattdessen aber seinen Jungen im Wolfspelz. Sein Griff lockerte sich. »Lola«, warnte er mich.
    Ich schaute ihn unschuldig an.
    Da nahm er meine Hand und führte mich weg von den öffentlichen Tischen und hin zu den Regalen, wo sich niemand aufhielt. Er drückte mich mit dem Rücken gegen die Biografien. »Bist du sicher, dass du das willst?« Seine Stimme klang neckend, aber seine Augen blickten ernst.
    Ich bekam schwitzende Handflächen. »Klar.«
    Â»Ich bin kein netter Kerl.« Er kam näher.
    Â»Vielleicht bin ich ja auch kein nettes Mädchen.«
    Â»Stimmt nicht. Du bist ein sehr nettes Mädchen. Das mag ich so an dir.« Dann zog er mein Gesicht mit einem einzigen Finger zu seinem hoch.
    Unsere Beziehung schritt schnell voran. Ich war diejenige, die das Tempo wieder etwas drosselte. Meine Eltern stellten Fragen. Sie nahmen mir nicht mehr ab, dass ich derart viel Zeit mit Lindsey verbrachte. Und ich wusste, dass es falsch war, Max weiter anzulügen, wenn sich das zwischen uns entwickelte, also gestand ich ihm mein wahres Alter.
    Max war wütend. Er ließ sich eine Woche lang nicht blicken, und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als er schließlich anrief. Er sagte, er sei verliebt. Und ich sagte, er müsse Nathan und Andy kennenlernen. Eltern machen ihn nervös – sein Vater ist Alkoholiker, seine Mutter ging weg, als er fünf Jahre alt war –, aber er war einverstanden. Dann wurden uns die Einschränkungen auferlegt. Und letzte Woche, an meinem siebzehnten Geburtstag, verlor ich meine Unschuld in seiner Wohnung.
    Meine Eltern denken, wir waren im Zoo.
    Seitdem haben wir noch einmal miteinander geschlafen. Und ich bin kein Idiot, was diese Dinge betrifft; ich bin nicht romantisch verklärt. Ich habe genug gelesen, um zu wissen, dass es eine Weile dauert, bis es für Mädchen schön ist. Aber ich hoffe, dass es bald besser wird.
    Das Küssen ist fantastisch, deshalb bin ich sicher, dass das auch noch kommt.
    Nur dass ich mich heute nicht auf seine Lippen konzentrieren kann. Den ganzen Nachmittag habe ich auf sie gewartet, und jetzt, wo sie da sind, bin ich zerstreut. Irgendwo bellt ein Hund – an der Pagode oder außerhalb des Gartens? – und ich kann nichts denken als Bell. Bell. Bell.
    Sie sind zurück. Sie waren zu dritt heute Morgen, Calliope und ihre Eltern. Keine Spur von Calliopes Geschwistern. Nicht dass es mir etwas ausmachen würde, Aleck zu sehen. Aber den anderen …
    Â»Was ist?«
    Ich schrecke auf. Max sieht mich an. Wann haben wir aufgehört, uns zu küssen?
    Â»Was ist?«, fragt er noch einmal. »Wo bist du?«
    Meine Augenmuskeln zucken. »Tut mir leid, ich war mit den Gedanken bei der Arbeit.«
    Er glaubt mir nicht. Das ist das Problem, wenn man seinen Freund schon früher belogen hat. Er seufzt enttäuscht, steht auf und steckt eine Hand in die Hosentasche. Ich weiß, dass er an seinem Feuerzeug herumfummelt.
    Â»Tut mir leid«, sage ich noch einmal.
    Â»Vergiss es.« Er wirft einen Blick auf die Uhrzeit auf seinem Handy. »Wir müssen sowieso los.«
    Die Fahrt zum Royal Civic Center 16 verläuft ruhig, abgesehen von The Clash, die aus der Anlage schallen. »Rufst du mich nachher an?«, frage ich.
    Er nickt, als er davonfährt, aber ich weiß, ich bin noch nicht aus dem Schneider.
    Als bräuchte ich noch einen weiteren Grund, um die Bells zu hassen.

Kapitel drei
    M e ine Vorgesetzte stellt die Salzstreuer um. Das macht sie mit einer beunruhigenden Häufigkeit. Im Kino herrscht gerade die nächtliche Flaute zwischen den Filmen, und ich nutze die Gelegenheit, um mir das buttrige Popcorn-Gefühl von
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