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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck
Autoren: Stephanie Perkins
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boyfriend .
    Max musterte mich von Kopf bis Fuß und verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. »Anscheinend musst du schon gehen.« Er deutete mit dem Kopf hinter mich, ich drehte mich um und da stand Lindsey mit vor Staunen offenem Mund. Nur ein Teenager konnte so unbeholfen und verdutzt aussehen. Ob Max wohl klar war, dass wir noch zur Highschool gingen? »Gib mir doch deine Nummer«, fuhr er fort. »Ich würde dich gern mal wiedersehen.«
    Er muss mein laut klopfendes Herz gehört haben, während ich den Inhalt meiner Handtasche durchging: Kaugummi mit Wassermelonegeschmack, abgerissene Kinokarten, Quittungen für Gemüse-Burritos und ein Regenbogen von Nagellackfläschchen. Ich zog einen Edding heraus und dachte zu spät daran, dass nur Kinder und Groupies Eddings mit sich herumtragen. Zum Glück schien es ihn nicht zu stören.
    Max hielt mir sein Handgelenk hin. »Hier.«
    Ich spürte seinen warmen Atem im Nacken, als ich den Marker auf seine Haut drückte. Meine Hand zitterte, aber irgendwie schaffte ich es, mit klaren, dicken Strichen die Nummer unter seine Tätowierungen zu schreiben. Er lächelte – dieses typische Lächeln, bei dem er nur einen Mundwinkel verzieht – und schlenderte davon, zwischen den schwitzenden Körpern hindurch und auf die schwach erleuchtete Theke zu. Ich gestattete mir, einen Moment lang seinen Hintern anzustarren. Trotz der Telefonnummer war ich sicher, ihn nie wiederzusehen.
    Doch er rief tatsächlich an.
    Klar, sonst säßen wir jetzt nicht hier.
    Es passierte zwei Tage später, als ich gerade mit dem Bus zur Arbeit fuhr. Max wollte mich zum Mittagessen in Haight-Ashbury treffen, und ich wäre fast gestorben, weil ich ihm einen Korb geben musste. Er fragte nach dem nächsten Tag. Da musste ich wieder arbeiten. Er fragte nach dem übernächsten, und ich konnte es gar nicht fassen, dass er es weiter versuchte. Ja , sagte ich zu ihm. Ja .
    Ich trug ein rosa Kellnerinnen-Kleid im Stil der Fünfzigerjahre und mein echtes Haar – es hat eine durchschnittliche braune Farbe – in zwei Knoten wie Micky-Maus-Ohren. Wir aßen Falafel und stellten fest, dass wir beide Vegetarier sind. Er erzählte mir, dass er keine Mutter habe, und ich erzählte ihm, dass ich eigentlich auch keine hätte. Und dann, als ich mir gerade die letzten Krümel vom Mund wischte, sagte er Folgendes: »Es gibt keine höfliche Art zu fragen, also mache ich es einfach kurz und schmerzlos. Wie alt bist du?«
    Mein Gesichtsausdruck muss schrecklich gewesen sein, denn Max sah niedergeschlagen aus, während ich nach einer geeigneten Antwort suchte. »Mist. So schlimm?«
    Ich hielt Verzögerung für die beste Taktik. »Wie alt bist du denn?«
    Â»Vergiss es. Du zuerst.«
    Wieder Zeit schinden. »Was schätzt du denn, wie alt ich bin?«
    Â»Ich schätze, du hast ein süßes Gesicht, das täuschend jung aussieht. Und ich möchte dich so oder so nicht beleidigen. Also musst du es mir verraten.«
    Das stimmt. Mein Gesicht ist rund, man möchte mir am liebsten in die Wangen knuffen und meine Ohren stehen weiter ab als mir lieb ist. Ich kämpfe mit Schminke und bestimmter Kleidung dagegen an. Mein kurvenreicher Körper ist auch ganz hilfreich. Ich wollte Max gerade die Wahrheit sagen, ganz ehrlich, als er zu raten anfing. »Neunzehn?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Â»Ã„lter oder jünger?«
    Ich zuckte mit den Schultern, aber er wusste, was das zu bedeuten hatte. »Achtzehn? Bitte sag, dass du achtzehn bist.«
    Â»Klar bin ich achtzehn.« Ich schob den leeren Plastik-Esskorb von mir weg. Äußerlich war ich die Eiskönigin, aber innerlich drehte ich gerade durch. »Wäre ich hier, wenn ich nicht achtzehn wäre?«
    Er kniff argwöhnisch die Augen zusammen und Panik stieg in mir auf. »Und wie alt bist du ?«, fragte ich wieder.
    Â»Ã„lter als du. Studierst du?«
    Â»Werde ich.« Eines Tages.
    Â»Dann wohnst du noch zu Hause?«
    Â»Wie alt bist du?«, fragte ich zum dritten Mal.
    Er verzog das Gesicht. »Ich bin zweiundzwanzig, Lola. Und wir sollten uns wahrscheinlich überhaupt nicht unterhalten. Es tut mir leid, wenn ich gewusst hätte …«
    Â»Ich bin volljährig.« Und dann kam ich mir total blöd vor.
    Langes Schweigen. »Nein«, entgegnete Max. »Du bist gefährlich.«
    Aber er lächelte dabei.
    Nachdem
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