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Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Dunkles Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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    Laufen. Nicht stehenbleiben. Weiter, weiter …
    Der dicke, fette Mond macht alles schwarz und weiß. Raureif und Schatten. Leben und Tod.
    Steve strauchelt. Die aufgewühlte Erde ist hart gefroren – es geht auf und ab, wie auf einer Achterbahn. Ein Fuß bleibt an der Kante eines steinharten Zackens hängen, und er fällt der Länge nach auf den vereisten Boden. Unterdrückt einen Schrei, als der messerscharfe Schmerz durch seinen Arm schießt.
    Irgendwo in der Dunkelheit bellt ein Hund. Ein großer Hund. Ein unheimlich großer Hund, so ein richtiges Ungeheuer – ein Rottweiler oder Dobermann oder so was in der Art. Groß und schwarz, mit zig Zähnen. Und er ist hinter ihm her.
    » Scheiße …« Das Wort steigt in den Nachthimmel auf, begleitet von einer weißen Atemwolke.
    Großer Hund.
    Er rappelt sich auf; steht da und versucht, das Gleichgewicht zu halten. Ihm ist schlecht. Viel zu viel Whisky. Macht alles irgendwie verschwommen und warm, obwohl es hier draußen so kalt ist, dass ihm die Finger wehtun. Und alles riecht irgendwie verbrannt.
    Steve stolpert weiter, den Arm an die Brust gedrückt, hält sich im Schatten am Rand der Baustelle, wo die Bäume Deckung vor dem scheinwerferhellen Mond gewähren.
    Wenn er Glück hat, wird niemand die Blutspur sehen, die er hinter sich herzieht …
    Der Hund bellt wieder. Er kommt näher.
    Aber einer wie Steve hat ja normalerweise immer ein Scheißpech.
    Er beschleunigt seine Schritte. Taumelt, strauchelt, kämpft sich weiter.
    Sein linker Fuß bricht durch die Eisschicht auf einer Pfütze, und er bleibt stehen. Hält den Atem an.
    Er dreht sich um, blickt zum Baucontainer zurück. Taschenlampen streichen über den matschigen Boden, gedämpfte Stimmen kommen auf ihn zu. Und dieser Scheißköter jault und winselt und weist ihnen den Weg.
    Lauf weiter.
    Nicht stehenbleiben.
    Einen Fuß vor den anderen.
    Immer an dem zweieinhalb Meter hohen Zaun entlang; Maschendraht mit Stacheldraht obendrauf, um die ganze Baustelle herum.
    Als er das nächste Mal stolpert, fällt er kopfüber in einen Graben und schlittert die Böschung hinunter. Äste knacken, Schmerz schießt durch seinen Arm, etwas krallt mit dornigen Klauen an seiner Wange. Eis splittert, und dann das Wasser, so kalt, dass es sich anfühlt, als bekäme er noch einmal eine Faust ins Gesicht.
    Er taucht spuckend und prustend aus dem kleinen Bach auf. Das Wasser ist nicht tief, aber schweinekalt. Er rudert mit den Armen, kämpft sich durch das Dornengestrüpp ans Land. Schlottert so brutal, als hätte er einen Presslufthammer im Arsch. Seine Zähne klappern so heftig, dass der Zahnschmelz schier Risse kriegt.
    Der Hund bellt wieder. Eindeutig näher als vorhin. Wahrscheinlich haben sie das verdammte Vieh von der Leine gelassen. Los, du dreckige Bestie, such Steve und beiß diesem miesen Dieb und Verräter die Kehle durch.
    Steve sinkt auf die Uferböschung nieder, versucht nicht zu heulen, als das eiskalte Wasser seine Hose tränkt, die Jacke, die Socken, jedes verdammte Teil. Diese blöden Schotten – sogar das Wasser ist nasser bei denen.
    Ausruhen. Nur eine Minute. In der Dunkelheit ausruhen, im Schutz des Grabens, wo niemand ihn sehen kann. Eigentlich gar nicht so übel. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Kälte.
    Nur ein paar Sekunden die Augen zumachen. Ein bisschen verschnaufen.
    Ein Weilchen ausruhen …
    Und als er das nächste Mal die Augen aufschlägt, starrt ihm etwas direkt ins Gesicht. Ein massiges, muskelbepacktes Etwas in der Dunkelheit, dampfender Atem, der zwischen scharfen Zähnen hervorquillt. Schwarzes Fell, das im Mondschein glänzt.
    Braves Hundchen.
    Er bellt – mit jedem furchterregenden Blaffen zuckt sein ganzer Körper vor und zurück, und Geifer spritzt durch die Gegend.
    Oh, verdammte Scheiße.
    Das Messer. Er hat ein Teppichmesser in der Tasche, aber seine erfrorenen Wurstfinger gehorchen ihm nicht. Sie nesteln ungeschickt an seiner zerrissenen Jacke herum. Flüche. Tränen. Kälte. HOL DAS BESCHISSENE MESSER RAUS !
    Und dann hört er die Stimme. » Scheiße, Mann – Mauser, wehe, das is’ wieder mal nur ’n verdammtes Karnickel.« Knirschende Schritte auf gefrorenem Gras.
    Steve zieht das Teppichmesser aus der Tasche, hält es in seiner zitternden Hand, versucht den Metallschieber herunterzudrücken. Komm schon, komm schon, komm schon.
    Und dann tritt ein Mann zu dem Monster. Der Mond steht in seinem Rücken, verdunkelt sein Gesicht, macht ihn zu einem Geschöpf der Finsternis,
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