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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck
Autoren: Stephanie Perkins
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heute nicht weiterhilft.
    Â»Na schön.« Andy löst vorsichtig das Handy aus meiner Umklammerung. »Wir brauchen einen Plan.«
    Â»Ich habe einen Plan.« Ich ziehe an den Nadeln, mit denen ich die Perücke an meinem Kopf befestigt habe. »Ich nehme das Ding auseinander und mache eine moderne Neuinterpretation davon mit meinem eigenen Haar.« Ich werfe die Nadeln zu Boden wie Pfeile und meine Eltern treten nervös zurück.
    Â»Klingt …«, beginnt Nathan.
    Â»â€¦ kompliziert«, ergänzt Andy.
    Ich reiße mir die Perücke herunter und schleudere sie auf den Schreibtisch.
    Â»Bist du sicher, dass du das …« Nathan verstummt, als ich die rosa Rosen von der Perücke abziehe. Die Hälfte der Blumen geht dabei kaputt und Andy hält sich den Mund zu. Den Singvogel reiße ich als Nächstes ab. »Es ist okay«, sage ich. »Ich stecke sie mir in meine Haare und alles ist okay.« Ich schmeiße den Rest der Perücke zu Boden, blicke auf und stoße einen entsetzten Schrei aus. Meine Haare sind verfilzt, durcheinander, büschelig und platt. Quasi alles Schlechte, was Haaren passieren kann, und das auf einmal.
    Andy zupft behutsam eine weitere einzelne Nadel heraus, während ich versuche, eine Bürste durch das Desaster zu ziehen. »Vorsichtig!«, sagt er.
    Â» ICH BIN VORSICHTIG .« Die Bürste bleibt in meinen Haaren hängen und ich breche in Tränen aus.
    Andy wirbelt zu Nathan herum. »Wen können wir anrufen? Wer aus unserem Bekanntenkreis kennt sich mit Haaren aus?«
    Â»Keine Ahnung!« Nathan sieht überrumpelt aus. »Der Typ mit der großen Bestellung letzte Woche?«
    Â»Nein, der arbeitet sicher gerade. Was ist mit Luis?«
    Â»Du kannst ihn nicht ausstehen. Wie wär’s mit …«
    Â»Ich trage die Perücke! Vergesst es, ich trage einfach die Perücke!« Ich spüre, wie der schwarze Mascara durch den we ißen Gesichtspuder rinnt, während ich nach hinten stolpere, mein rechter Fuß genau auf der Perücke landet – und das Drahtgeflecht darunter platt gedrückt wird.
    Meine Eltern geben einen erschrockenen Laut von sich. Und die allerletzte Vision, die ich davon hatte, auf dem Winterball als Marie Antoinette aufzutreten, löst sich in Luft auf.
    Ich ziehe an meiner Schnürbrust, um mehr Luft zu bekommen. »Das war’s.«
    Ich höre ein dumpfes Geräusch an meinem Fenster und jemand springt in mein Zimmer. »Nur für die Perücke war’s das.«
    Ich stürme instinktiv auf ihn zu, aber mein Kleid ist so schwer, dass ich mit dem Gesicht nach unten auf meinem Bettvorleger falle. Das Kleid landet um mich herum wie ein Luftballon, aus dem man die Luft herausgelassen hat. Mir war nicht klar, dass man vor Scham sterben kann. Aber es könnte tatsächlich möglich sein.
    Â»Alles okay? Hast du dir wehgetan?« Cricket kniet sich neben mich. Mit festem Griff hilft er mir, mich aufzusetzen. Am liebsten würde ich einfach in seine Arme fallen, aber er lässt mich vorsichtig los.
    Â»Was … Was machst du hier?«
    Â»Ich bin schon früher von den Meisterschaften weg. Ich wusste doch, wie wichtig dir der Ball ist, und wollte dich überraschen. Du solltest nicht allein hingehen müssen. Obwohl du das bestimmt auch hinkriegen würdest«, fügt er hinzu. Was wirklich nett von ihm ist, bei meiner aktuellen Verfassung. »Aber ich wollte dabei sein. Bei deinem großen Auftritt.«
    Ich wische mir über die vom Teppich geröteten Stellen und die Wimperntusche auf den Wangen. »Mein großer Auftritt.«
    Meinen Eltern hat sein plötzliches Erscheinen die Sprache verschlagen. »Ich wäre ja durch die Haustür gekommen«, wendet Cricket sich nun entschuldigend an sie. »Aber ich glaube, Sie hätten mich nicht gehört. Und das Fenster stand offen.«
    Â»Du warst immer schon … für eine Überraschung gut«, sagt Andy.
    Cricket lächelt ihn an und dreht sich dann zu mir um. »Komm, wir machen dich für den Ball fertig.«
    Ich sehe zu Boden. »Ich gehe nicht hin.«
    Â»Du musst.« Er stupst mich am Ellbogen an. »Ich bin extra zurückgekommen, damit ich dich begleiten kann.«
    Â»Ich sehe doof aus.«
    Â»Ãœberhaupt nicht«, sagt er sanft. »Du siehst wunderschön aus.«
    Â»Du lügst.« Ich blicke auf, muss mir aber auf die Lippe beißen, damit sie nicht zittert.
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