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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck
Autoren: Stephanie Perkins
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werfen Blumen und Teddy bären, während sie mehrere Hände von Gratulanten abklatscht. Petro legt einen Arm um ihre Schultern, und zusammen warten sie mit fröhlichem, aber nervösem Lachen auf die Wertungen.
    Die Noten werden verkündet und Calliope macht große Augen.
    Sie ist auf dem zweiten Platz.
    Und sie ist überglücklich darüber.

Kapitel dreiunddreißig
    J e tzt noch die Perücke und dann … bin ich fast glücklich.
    Irgendwas stimmt nicht mit meinem Spiegelbild.
    An meinem Kostüm liegt es nicht, Marie Antoinette wäre stolz darauf gewesen. Das hellblaue Ballkleid ist mädchenhaft, spektakulär und gigantisch. Es hat Röcke und Überröcke, Bänder und Verzierungen, Perlen und Spitze. Das Oberteil ist bezaubernd. Die Schnürbrust passt genau darunter und verschafft mir eine schmeichelhafte Figur – meine echten Körperteile sind entweder schlanker oder rundlicher. An meinem Hals hängt eine funkelnde Kristallkette und an meinen Ohren schimmernde Ohrringe, die an Kronleuchter erinnern. Ich glitzere vor lauter reflektiertem Licht.
    Liegt es am Make-up?
    Ich trage weißen Gesichtspuder, Rouge und klaren roten Lipgloss. Marie Antoinette hatte keine Wimperntusche, deshalb sah ich mich genötigt, in dem Punkt etwas zu mogeln – mit einem Paar falscher Wimpern. Mein Blick wandert nach oben. Die weiße Perücke ist stolze sechzig Zentimeter hoch und mit blauen Bändern, rosa Rosen und Federn und einem einzelnen blauen Singvogel geschmückt. Sie ist wunderschön. Ein richtiges Kunstwerk. Und ich habe auch wirklich lange dafür gebraucht.
    Und trotzdem … stimmt irgendwas nicht.
    Â»Ich sehe mich nicht«, sage ich. »Ich bin nicht mehr da.«
    Andy schnürt gerade meine Schnallen-Springerstiefel mit Plateau auf und bereitet sich darauf vor, mir hineinzuhelfen. Er macht eine ausladende Armbewegung. »Was meinst du damit? ALLES , was ich sehen kann, bist du.«
    Â»Nein.« Ich schlucke. »Da ist zu viel Marie und zu wenig Lola.«
    Er runzelt die Stirn. »Ich dachte, genau darum geht es.«
    Â»Dachte ich auch, aber … ich bin dabei verloren gegangen. Man sieht mich nicht, ich sehe aus wie eine Halloween-Verkleidung.«
    Â»Wann siehst du denn nicht aus wie eine Halloween-Verkleidung?«
    Â»Dad! Ich meine es ernst.« Meine Panik nimmt rasant zu. »Ich kann so nicht zum Ball gehen, das ist zu krass. Viel zu krass.«
    Â»Liebling«, ruft er Nathan zu. »Du solltest lieber mal herkommen. Lola hat es sich anders überlegt.«
    Nathan erscheint im Türrahmen und grinst, als er mich sieht.
    Â»Unsere Tochter meint«, Andy macht eine theatralische Pause, »das ist zu krass.«
    Sie brechen in schallendes Gelächter aus.
    Â» DAS IST NICHT WITZIG .« Und dann bleibt mir die Luft weg. Die Schnürbrust zerquetscht mir den Brustkorb und macht den Panikanfall mühsam und schmerzhaft.
    Â»Hui.« Nathan steht plötzlich neben mir und legt mir die Hand auf den Rücken. »Atme. Atme.«
    Der Gedanke, auf den Ball zu gehen und dort meine Klassenkameraden zu sehen, hat mich schon die ganze Zeit nervös gemacht. Zwar werde ich nicht allein sein – ich treffe Lindsey und Charlie dort –, aber so kann ich nicht gehen. Es wäre erniedrigend. Ich brauche Lindsey hier, sie würde das Heft in die Hand nehmen. Aber sie ist gerade bei einem Krimidinner, und Charlie hat mit ihr um einen Monat Schulmittagessen gewettet, dass er den Fall vor ihr löst. Lindsey will also unbedingt gewinnen.
    Â»Handy«, keuche ich. »Gib mir mein Handy.«
    Andy reicht es mir, und ich rufe nicht Lindsey, sondern Cricket an. Ich werde direkt auf seine Mailbox weitergeleitet, so wie schon den ganzen Nachmittag. Er hat heute Morgen angerufen, um sich zu vergewissern, dass ich auch zum Ball gehe, aber seitdem haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Ich male mir immer wieder aus, dass ich ihn nicht erreiche, weil er in einem Flugzeug sitzt und mich überraschen will, indem er während des ersten langsamen Lieds wie durch ein Wunder an meiner Schule auftaucht. Aber es ist wahrscheinlicher, dass ein Schneesturm die Verbindung gekappt hat. Heute findet das Sieger-Schaulaufen statt, an dem Calliope teilnimmt. Und Cricket muss dabei sein.
    Aber morgen … kommt er nach Hause.
    Der Gedanke beruhigt mich einen Moment lang. Und dann blicke ich wieder in den Spiegel und merke, dass morgen mir
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