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Schmeckt's noch?

Schmeckt's noch?

Titel: Schmeckt's noch?
Autoren: Werner Lampert
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Regeln gelten sollten, wie für die Erzeugung von Lebensmitteln. So wird die Gentechnik flächendeckend Einzug halten. Ich möchte jetzt keine Diskussion über Horizontaltransfer führen. Belassen wir es für den Moment bei der bloßen Feststellung.

    Diese Entwicklungsmöglichkeit gilt es kritisch im Auge zu behalten. Es geht uns alle an, wir alle werden betroffen sein.

    Von all diesen Tollheiten und Verwirrungen ist mein Freund Alfons frei, er weiß und lebt in der gelassenen Gewissheit, dass das, was er erzeugt, von den Menschen auch in Zukunft nachgefragt wird. Mit der Einschränkung, dass die Landwirtschaft, die um ihn betrieben wird, ihm auch in Zukunft ermöglicht, seine Leidenschaft, sein Ethos und seine Vorstellung zu verwirklichen.

    „Wir stellen Lebensmittel her für den Körper, den Geist und die Seele.“

Von den Paradiesen der Berge und dem Tumult des modernen Wirtschaften

    Unsere alpinen Räume, die Gebirgsregionen, sind die Schlüsselregionen der Zukunft — unserer Zukunft. Mit ihren Wasserressourcen, dem Rohstoff Holz, der Wasserenergie verfügen wir mittelfristig über einige der kostbarsten Güter. Noch haben wir es in der Hand, diese Regionen zum geschützten Gebiet für die Biodiversität werden zu lassen. Doch überlassen wir sie den marktwirtschaftlichen Kräften, wird das zwangsläufig zum Kollaps der Kulturlandschaft führen.

    Auf über 1.000 m Seehöhe leben und betreiben die Moosburg-Bauern, Maria und Hubert Wörgötter , ihre Landwirtschaft. Sie und ihre Familie bewirtschaften ihren Hof mit Leidenschaft, einem sturen Kopf und mit Optimismus. Denn obwohl die Arbeit schwer und mühsam ist, brauchen sich Hubert und Maria Wörgötter keine Sorgen um die Zukunft ihres Hofes zu machen. Ihr Sohn, gute zwanzig, arbeitet begeistert mit, und es ist klar, dass er den Hof und die Art der Landwirtschaft, wie sein Vater sie betreibt, fortführen wird. Der Altbauer hat das Vertrauen in die Jugend, er meint, „die werden es schon richtig machen“.

    An einem herrlichen Tag als Besucher unterwegs im Gebirge denke ich nicht an die Bedrohungen für diese Region, nicht an die Sorgen der Menschen hier. An den Waldrändern haben Imker Bienenstöcke aufgestellt. Unwillkürlich fällt mir „das Land, in dem Milch und Honig fließen“ ein. Im Oberen Pinzgau leben die Bauern überwiegend von der Milch.

    Wie alle Paradiese ist auch diese Vielfalt bedroht. Es ist ein Paradies, in dem die Menschen „im Schweiße ihres Angesichtes ihr Brot essen“.

    Als ich den Moosburg-Hof zum ersten Mal betrat, war mein Eindruck: Dieser Hof ist nicht nur ein landwirtschaftlicher Organismus, er ist eine landwirtschaftliche Individualität. Mit Kühen und Kälbern, einem prächtigen Stier, mit Schweinen, rundherum blühenden Wiesen, einem festen Stall — die Winter sind lang und hart —, einer Heutenne und dem Wohnhaus. Rechts davon der Bauerngarten mit Gemüse, Kräutern und Blumen, Obstbäume noch auf dieser Höhe rund ums Haus.

    So ähnlich sind hier oben alle Höfe gestaltet, aber jeder hat sein eigenes Gesicht, seinen eigenen Charakter, eine unverwechselbare Atmosphäre und seine eigene Seele. Und in jedem Hof ist ein Holzherd , der das ganze Jahr betrieben wird, auf dem gekocht wird und der eine Gastlichkeit vermittelt, in der man sich gleich aufgehoben fühlt.

    Mit dem Bauern und der Bäuerin sitze ich bei Alpkäse vom letzten Jahr, Speck, selbst gebackenem Brot und Schnaps zusammen, und wir reden über das Bergbauer-Sein. Wir sprechen über das Wirtschaften in „ Ungunstlagen “, wie das so schön in der Fachsprache verschämt kaschiert wird, um nicht ausdrücken zu müssen, was es wirklich heißt, auf über 1.000 m dem Wetter ausgesetzt zu sein und die steilen Hänge zu bearbeiten. Der Mensch ist hier das Bestimmende, die Maschinen treten in den Hintergrund — nur begrenzt sind sie einsetzbar.

    „Wir haben unentwegt mit der Schöpfung zu tun, mit der Natur, den Kühen, beim Kalben, beim Melken. Mit der Vorstellung, dass alles machbar ist, mit dem Machbarkeitswahn kommt man bei uns schnell an die Grenze, der Machbarkeitswahn zählt bei uns nicht.“

    „In diesen extremen Lagen ist man Bauer mit Herz und Hausverstand. Das tagtägliche Zusammenleben, Zusammenarbeiten mit der Natur lehrt einen alles Notwendige. Vor allem den Respekt vor dem Leben, den Gesetzen der Natur und vor den Menschen. Was wir aus dem Hof erwirtschaften, muss wieder zurückgegeben werden, sonst wird es bald zu Ende sein mit unserem
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