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Schmeckt's noch?

Schmeckt's noch?

Titel: Schmeckt's noch?
Autoren: Werner Lampert
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unzählige Opfer verschlingen wird: Bauern und ihre Familien.

    „Herr, die Not ist groß!
    Die ich rief, die Geister,
    werd ’ ich nun nicht los.“
    J.W. Goethe, Der Zauberlehrling

    Um aus dieser prekären Situation zu entkommen, hilft also nur noch das Magische, muss die magische Tradition bemüht werden. Wie überall ersetzt die Magie das Im-Glauben-Verankert-Sein. Aufs Erste sieht das alles sehr schlüssig und interessant aus. Nur hat man in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten völlig aus den Augen verloren, was die Folge des Tuns ist. Jedem Heilsversprechen ist man willig und voller Hoffnung gefolgt. Ein Fehltritt nach dem anderen, immer auf Kosten der Bauern und zu oft auf Kosten unserer Gesundheit.

    Das, was am Ende bleiben wird, ist das totale Desaster — ich erinnere nur an BSE — , wo immer die Allgemeinheit — wir Steuerzahler — aplanieren müssen, was die Verantwortlichen verbrechen . Nie sind diese Heilsverkünder, die vermeintlichen Experten für das, was sie anrichteten, geradegestanden oder gar zur Verantwortung gezogen worden.

    Es geht um nichts anderes als die alternative Treibstoffgewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen wie Raps, Weizen, Zuckerrüben oder Mais.

    Doch die Umwandlung von Biomasse in CO, ist zukunftslos, genauso wie die Nutzung der Sonnenenergie über den Umweg Biomasse.

    Am Anfang dieses Unternehmens werden Subventionen fließen — ins Werk und zu den Bauern. Grund und Boden wird zu riesigen Einheiten zusammengelegt und arrondiert werden müssen. Um bloß Treibstoffzusätze herzustellen, wird doch jeder einsehen, dass jeder Hilfsstoff zur Ertragssteigerung eingesetzt werden darf. Zum ersten Mal wird in der Landwirtschaft kein Lebensmittel produziert werden.

    Der freie Bauer wird nun endgültig zum Industriearbeiter, zum verlängerten Arm des Fließbandes, zum Außenposten der technologischen Abläufe. In menschenentleerten Räumen wird der ehemalige Bauer auf seinen Riesengeräten Felder bestellen, düngen, spritzen und ernten. Unsere Kulturlandschaften werden grundlegend umgestaltet. Sie müssen den neuen Erfordernissen angepasst werden.

    Was der Wirtschaft dient, dient doch uns allen, schallt es aus den Mündern der Krisengewinner. Und statt einer vielgestaltigen Kulturführung entsteht die totale Einförmigkeit und Eintönigkeit. Monokulturen reihen sich an Monokulturen, so weit das Auge reicht. Landstrich für Landstrich wird für die Lebensmittel-Produktion verloren gehen. Denken wir nur an die Baumwollfelder. Tote Böden, zerstörte Wasserressourcen, devastierte Räume — eine devastierte Umwelt wird die unausweichliche Folge sein.

    Einem Berufsstand wird das jahrhundertealte Wissen um die Natur und den pfleglichen Umgang mit ihr zum Zwecke, Lebensmittel zu erzeugen, das von Generation zu Generation weitergegeben worden ist, unwiderruflich verloren gehen. Handwerkliches Wissen und Können wird ausgelöscht werden. Dadurch wird diese eigene Spezies von Industriearbeitern sehr schnell in eine tiefe Abhängigkeit und Entwurzelung geraten. Der Konkurrenzdruck wird, bevor sie noch verstehen, wie ihnen geschieht, hoch sein. Bald werden die Pioniere des Untergangs von noch effizienteren — sprich rücksichtslosen — Produzierenden aus aller Welt abgelöst werden.

    Denn Biomasse wird zu Weltmarktpreisen gehandelt werden. Mit der geschützten Werkstätte — dem subventionierten Wirtschaften — wird es schnell ein Ende nehmen.

    Wir gehen unserer Erholungslandschaft und unserer Nahversorger verlustig. Wie jeder auch Unbedarfte sehen und erleben kann, ist der handwerkliche Umgang mit der Natur ein künstlerisches Vermögen. Dieses Vermögen wird gering geschätzt und systematisch vernichtet.

    Die Auswirkungen auf das Mikroklima, die zunehmende Erosion des Bodens, die abnehmende Kapazität des Bodens, Wasser aufzunehmen — denken Sie bei Unwettern an die Überschwemmungen, Murengefahr , die Auswirkungen auf das Grundwasser, die Folgen für Fauna und Flora — die Schreckensvision, die Rachel Carson in ihrem Buch Der stumme Frühling beschreibt, steht vor der Türe. Der vielgestaltige Lebensraum wird zum reinen Produktionsraum, zur Einförmigkeit. Industrielle Maßstäbe werden das handwerkliche Können ablösen.
    Ich bin der festen Überzeugung, es wird für Mensch und Natur weit reichende Folgen haben. Aber die größte Gefahr sehe ich in der Gentechnik. Niemand wird verstehen, dass für die bloße Erzeugung von Treibstoffzusätzen dieselben strengen
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