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Schmeckt's noch?

Schmeckt's noch?

Titel: Schmeckt's noch?
Autoren: Werner Lampert
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Optimist überzeugt bin: Wir haben es noch in der Hand.

    Unsere Solidarität wäre stark genug, um diese Entwicklungen noch zu stoppen. Wenn das Verharmlosen und Vertuschen bei der Produktion von Lebensmitteln beendet wird, könnte unser Boykott allen Träumen der Monopolprofiteure ein schnelles Ende bereiten.

    Den Schrecken darzustellen, ungeschminkt, ohne Wenn und Aber und zugleich die real gelebte Alternative aufzuzeigen, ist Inhalt des Buches.

    Vermitteln möchte ich die Gewissheit:

    Trotz allen Schreckens — das Paradies ist möglich!

    Wir stehen näher dem Tor zum Paradies, als wir ahnen. Verantwortung übernehmen und handeln müssen wir selbst, das wird uns niemand abnehmen. Das ist auch gut so.

    Ist es nicht schön, ein verantwortungsvolles Leben zu führen, eine Überzeugung zu haben und dafür auch einzustehen?

    Den Freunden , die ich in den einzelnen Kapiteln versucht habe zu porträtieren, bin ich schon viele Jahre verbunden, und mit allen ging ich einen gemeinsamen Weg. Viel habe ich gelernt von ihnen, und dafür möchte ich von Herzen danken. Es war eine aufregende, gute Zeit, die wir zusammen gingen. Danke schön.

    Dem Leben eine Schneise zu schlagen habe ich als meinen subversiven Akt verstanden. Und danach versuchte ich zu leben und zu handeln. Vieles ist mir im letzten Jahrzehnt gelungen. Manches hätte besser sein müssen, aber insgesamt habe ich Teilen der Landwirtschaft zu einem großen Erfolg verholfen. Danke schön all jenen, die mich auf diesem Weg begleitet haben — als Freund oder Gegner. Von allen habe ich gelernt. Alle haben zu dem überwältigenden Erfolg beigetragen.

    Bin ich jemandem zu nahe getreten oder habe ich Fehlentwicklungen zu ungeschminkt aufgezeigt, so war dies meine Absicht in der Hoffnung, dass sich manches in der Zukunft grundlegend verändern möge.
    Sils Maria, im Juli 2005

Vom Glück, Bauer zu sein und von den Nöten der Landwirtschaft

    An einem frühen Morgen im Juni fuhr ich durch das Weinviertel, eine alte Kulturlandschaft, gestaltet von unzähligen Generationen von Bauern. Es war einer dieser Frühsommertage, an denen der aufsteigende Dunst die Landschaft einen Augenblick lang in ein fernes Traumland verwandelt. Unwillkürlich fühlte ich mich an diesem Morgen frei und zufrieden mit mir und der Welt.

    Ein Naturerlebnis von sattem Grün, dem Grüngelb des Getreides, gesäumt vom Rot des Klatschmohns, kleinen Weinbergen, eingegrenzt vom Mischwald, vielen Eichen und bestellten Äckern mit Erdäpfeln, Zwiebeln, dazwischen Feldern mit Sonnenblumen und immer wieder Getreide — eingetaucht in die verzaubernde Morgensonne.

    Ich war unterwegs zu einem Freund. Die Schönheit der Natur nahm mich solchermaßen in Beschlag, dass es mir schwer fiel, meinen Gedanken eine Richtung zu geben, die das Gespräch mit meinem Freund vorbereiten sollte.
    Die Verzauberungskraft, die in diesem Moment von der Natur ausging, ließ weder in meinem Herzen noch in meinem Kopf etwas anderes zu als beglücktes Staunen.

    Staunen muss ich aber auch immer wieder über die reale Situation, in der sich die Bauern dieser Region und die Bauern in der Europäischen Union befinden. Über 47 Prozent des Haushaltes der Europäischen Union werden für die Unterstützung der Landwirtschaft aufgewendet. Im Jahr 2004 waren das 50.460 Millionen Euro. Dieser Betrag entzieht sich unserem Vorstellungsvermögen.

    Bis zu 80 Prozent des bäuerlichen Einkommens stammt aus diesen Transferzahlungen, wie das so schön im EU-Deutsch heißt. Und doch sind diese horrenden Mittel nichts als ein Narkotikum. Ein Narkotikum für unsere Bauern und letztendlich ein Narkotikum für uns Konsumenten.

    Mit diesen Zahlungen wird verschleiert, dass EU-weit jährlich 200.000 Höfe aufgegeben werden. Das heißt, alle 3 Minuten kehrt ein Bauer seinem Hof den Rücken. Gerade diese Region, die mich in diesem Moment so bezaubert, ist ein klassisches „Abwanderungsgebiet“. Mit diesem Terminus technicus wird ein gewaltiges Bauernsterben verharmlosend umschrieben.

    Der Grund für diese Entwicklung, meinen die Fachleute, sei die mangelnde Rentabilität der kleinen Höfe. Trotz der hohen Subventionen hätten sie keine Überlebenschance. Nur die Großen werden überleben können, meinen sie. Zusammenlegung und Vergrößerung sei die Zukunft.

    Zuerst hat man den Bauern dieses Landstriches vorgerechnet — es waren übrigens dieselben Fachleute — , die althergebrachte Form der Landwirtschaft mit Viehhaltung und Ackerbau sei
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