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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende
Autoren: Val McDermid
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und seine Körpersprache selbstgefälliger. »Es ist ebenso bekannt, daß ich einen Atomschutzbunker habe. Etwas peinlich in der Zeit allgemeiner Entspannung, aber das kann ich verkraften.« Er beugte sich vor, die Armprothese auf dem Tisch, den linken Arm lässig über die Stuhllehne gehängt. »Und vergessen wir nicht die sehr publicityträchtige Vendetta gegen meine Exverlobte, die, wie Sie ganz richtig bemerkt haben, eine starke Ähnlichkeit mit den armen, vermißt gemeldeten Mädchen hat. Ich meine, könnten Sie sich nicht vorstellen, daß ein fanatischer Fan glaubt, mir mit einer Art Stellvertretermord einen Gefallen zu tun, indem er sozusagen Jillie Woodrows Ebenbild auslöscht?«
    Sein Grinsen wurde geradezu triumphierend. »Sie wissen doch, wie das bei Besessenen ist, Dr. Hill. Es wird mir ein Vergnügen sein, den Pressevertretern zu erzählen, zu welcher Besessenheit sich Ihre unerwiderte Liebe zu meiner Frau gesteigert hat. Nach Shaz Bowmans tragischem Tod konnten Sie sich unter dem Vorwand dienstlichen Interesses in unser Leben einschleichen, und als die liebe, süße Micky dann auch noch Ihre Einladung zum Dinner angenommen hat, haben Sie sich eingebildet, sie würde, wenn es mich nicht gäbe, in Ihren Armen Geborgenheit suchen. Sehen Sie sich an, wohin Ihre lächerlichen Wunschträume uns gebracht haben!« Er schüttelte mitleidig den Kopf.
    Tony hob den Kopf und starrte in Vance’ eiskalte Augen. »Sie haben Shaz Bowman getötet. Und Donna Doyle.«
    Vance grinste ungerührt. »Das ist eine reine Erfindung. Eine selbstgebastelte Konstruktion, die Sie nie beweisen können.« Er fuhr sich mit der linken Hand über die Augen, dann rieb er sich das Ohr. Scheinbar nur ein Zeichen von Müdigkeit, aber Tony las darin siegesgewissen Hohn.
    Er stieß sich von der Wand ab, war mit zwei großen Schritten am Tisch, stützte die Ellbogen auf und schob sein Gesicht dicht vor das von Vance. Der gefeierte Fernsehstar zuckte zurück. Die Schildkröte, die sich in ihren Panzer verkriecht, dachte Tony. »Kann sein, daß Sie recht behalten und wir Ihnen die Morde an Shaz Bowman und Donna Doyle tatsächlich nicht nachweisen können.« Dann fügte er mit gefährlich leiser Stimme hinzu: »Aber ich sag dir was, Jacko. Du warst nicht immer so gut. Wir kriegen dich, und zwar für den Mord an Barbara Fenwick.«
    Vance sah ihn verächtlich an. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Tony drückte sich hoch und begann gemächlich in dem engen Vernehmungszimmer auf und ab zu schlendern. »Vor zwölf Jahren, als Sie Barbara Fenwick getötet haben, waren die Möglichkeiten forensischer Beweisführung noch nicht so weit entwickelt wie heute. Denken Sie nur an die Elektronenmikroskope und die Genauigkeit, mit der man damit Tatwaffen bestimmen kann. Fragen Sie mich nicht, wie sie’s machen, aber die können heute eine Verletzung mit einem Gegenstand vergleichen, durch den sie möglicherweise beigebracht wurde, und so zu einem unwiderlegbaren Beweis kommen. In den nächsten Tagen wird man Donna Doyles Unterarmknochen mit den Zwingen an dem in Ihrem Haus gefundenen Schraubstock vergleichen.« Tony schielte auf seine Uhr. »Wenn wir Glück haben, ist die Pathologin bereits auf dem Weg hierher. Professor Elizabeth Stewart. Ich weiß nicht, ob Sie je von ihr gehört haben. Sie genießt einen hervorragenden Ruf, sowohl als forensische Anthropologin wie als Pathologin. Wenn jemand die Übereinstimmung der Spuren an Donnas Arm mit der Schraubzwinge an Ihrem Werkzeug nachweisen kann, ist sie es. Freilich, wenn ich an die Fantasiegeschichte denke, die Sie vorhin aufgetischt haben, muß Sie das nicht weiter beunruhigen.«
    Er unterbrach seine Wanderung, drehte sich um und sah Vance an. »Anders ist es allerdings, wenn die Spuren auch bei Barbara Fenwicks Verletzung übereinstimmen. Serienmörder neigen nämlich dazu, immer dasselbe Tatwerkzeug zu benutzen. Bei diesem fanatischen Fan, hinter dem Sie sich verschanzen wollen, ist es dagegen schwer vorstellbar, daß er aus lauter Verehrung für Sie zwölf Jahre lang hinter Ihnen herreist, stellvertretend für Sie Morde begeht und nicht einen einzigen Fehler macht, glauben Sie nicht auch?«
    Ein unsicheres Zucken huschte über Vance’ Gesicht, die Maske seiner Selbstzufriedenheit hatte auf einmal einen Riß. »Das ist ausgemachter Blödsinn. Nur um das nicht unwidersprochen stehenzulassen: Kein Staatsanwalt würde Mordanklage erheben, wenn er sich nur auf ein Stück Knochen stützen kann, das
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