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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende
Autoren: Val McDermid
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hatte.
    Die Reifen berührten die Landebahn, der Ruck warf ihn gegen den Haltegurt. Eine leichte Kurve, dann schaukelten sie wie ein gemütliches altes Taxi auf den Hangar des Fliegerklubs zu. Sie waren kaum zum Stehen gekommen, da stieß er die Tür auf, sprang auf die Rollbahn und hielt nach seinem Land Rover Ausschau. Sam Foxwell und sein Bruder verdienten sich gern den Zwanziger, den er ihnen zusteckte, wenn sie ihm den Wagen herbrachten. Er mußte ihnen nur, so wie heute, per Autotelefon von unterwegs Bescheid geben. Na also, da stand der Wagen ja, im Halbdunkel neben dem Hangar.
    Auch der Pilot bekam seinen Zwanziger. »Cheers – trinken Sie einen auf mein Wohl.« Es konnte losgehen.
    Als er über die schmalen Landstraßen Northumberlands donnerte, die die schnellste Strecke zu seinem Cottage waren, ging er in Gedanken noch einmal durch, was er zu erledigen hatte, bevor Tony – falls er nicht aufgegeben hatte – hier eintraf. Zuallererst nachsehen, ob die kleine Schlampe noch lebte. Und wenn ja, dafür sorgen, daß sich das änderte. Danach mußte er sie mit der Kettensäge zerteilen und die Stücke in Abfallbeuteln verstauen und in den Land Rover laden. Dann den Keller mit dem Hochdruckstrahler reinigen und … Das heißt, blieb ihm dazu genug Zeit?
    Im Grunde reichte es, den Motor lahmzulegen, der die Steinplatte öffnete. Schließlich wußte Hill ja nichts von der Krypta, und die örtliche Polizei würde den Teufel tun, auf Hills bloßes Geschwafel hin eine Durchsuchung zu starten. Nicht bei einem braven Steuerzahler wie Jacko Vance. Wobei nicht mal gesagt war, ob Hill überhaupt hier auftauchte. Vielleicht war’s besser, erst mal nur die Leichenteile zur Verbrennungsanlage des Krankenhauses zu bringen und sich das Großreinemachen für später aufzuheben.
    Irgendwie wäre es ein makabres Vergnügen, zu wissen, daß wenige Meter unter Tony Hills Füßen sein letztes Opfer gestorben war. Sein vorläufig letztes. Denn eine Weile mußte er sich den Spaß mit den kleinen Jillies verkneifen, weil dieser verdammte Tony Hill unbedingt schlafende Hunde wecken wollte. Warte nur, dachte er, mit dir rechne ich noch ab. Er hatte da schon konkrete Pläne. Eines Tages, wenn sich die Wogen beruhigt hatten und Tony klargeworden war, daß er verloren hatte, würde er die Pläne umsetzen und Hill eine Lektion erteilen, die ihm ein für allemal die Lust vergehen ließ, die Nase in Angelegenheiten zu stecken, die ihn nichts angingen.
    Die Scheinwerfer fraßen sich ihren Weg durch die nachtdunkle Landschaft. Aber plötzlich gab es da, wo nichts als Dunkel sein sollte, zwei Lichtbündel, die von Vance’ Schlupfwinkel aus den grauen Schotterweg ausleuchteten. Er trat so hart auf die Bremse, daß der Wagen mit quietschenden Reifen schlingernd zum Stehen kam. Was, zum Teufel, hatte das zu bedeuten?
    Und während er dasaß, sich den Kopf zerbrach und spürte, wie sein Adrenalinspiegel anstieg, krochen zwei andere Scheinwerfer hinter ihm den Schotterweg herauf. Dann stellte sich das Fahrzeug, das ihm folgte, quer, so daß ihm auf dem schmalen Weg sogar die Möglichkeit versperrt war, sich rückwärts abzusetzen. Er nahm den Fuß von der Bremse und fuhr langsam auf sein Cottage zu. Als er näher kam, sah er, daß es noch einen dritten Wagen gab, der den Weg nach vorn blockierte.
    Vance fuhr, nun schon mit kalter Angst im Genick, zu seinem Grundstück, ließ den Wagen ausrollen, stieg aus, ging, Zoll für Zoll der rechtmäßige Eigentümer, auf den jungen Schwarzen zu, der vor der Haustür stand, und herrschte ihn an: »Was, zum Teufel, ist denn hier los?«
    »Ich muß Sie bitten, hier draußen zu warten, Sir«, sagte Leon höflich.
    »Wie meinen Sie das? Das ist mein Haus. Hat’s einen Einbruch gegeben oder was? Wer sind Sie überhaupt?«
    »Detective Constable von der Metropolitan Police.« Er hielt Vance den Dienstausweis hin.
    Vance knipste seinen Charme an. »Dann sind Sie weit von zu Hause weg.«
    »Bei einer Ermittlung ist das heutzutage durch die modernen Kommunikationsmittel kein Problem mehr, Sir.« Leons Tonfall war beherrscht, aber er ließ Vance keine Sekunde aus den Augen.
    »Sie wissen offensichtlich, wer ich bin, und dann ist Ihnen sicher auch bekannt, daß das mein Haus ist. Wollen Sie mir nicht wenigstens sagen, worum es geht?«
    Hinter ihm hielt der Wagen, der ihm gefolgt war. Auch so ein junges Bürschchen. »Sind Sie auch von der Metropolitan Police?« fragte Vance, als der Mann ausstieg.
    »Nein«, sagte
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