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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende
Autoren: Val McDermid
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Simon, »ich bin aus Strathclyde.«
    »Strathclyde.« Vance war einen Augenblick lang irritiert. Er hatte vor Jahren mal eine aus London hierherkommen lassen, aber noch nie ein Mädchen aus Schottland. Er konnte den Akzent nicht ausstehen, weil er ihn irgendwie an Jimmy Linden und alles, was damit verbunden war, erinnerte. Wenn dieser zweite Cop also aus Schottland kam, konnte es nicht um Mord gehen. Er konnte durchatmen, alles war in Ordnung.
    »Richtig, Sir. DC Jackson arbeitet an demselben Fall, wenn auch unter einem anderen Aspekt. Als wir vorbeikamen, hatte kurz vorher ein Autofahrer gemeldet, daß sich in dem Haus möglicherweise ein Einbrecher herumtreibt. Da dachten wir, es wäre besser, wenn wir mal nachsehen.«
    »Das ist sehr lobenswert. Dann werd ich lieber mal reingehen und prüfen, ob was fehlt.« Vance machte Anstalten, sich an Leon vorbeizudrücken, aber der versperrte ihm mit ausgestrecktem Arm den Weg.
    »Ich fürchte, das geht jetzt nicht, Sir. Hier ist ein Verbrechen geschehen, verstehen Sie? Wir müssen dafür sorgen, daß keine Spuren verwischt werden.«
    »Was denn für ein Verbrechen? Was, um Himmels willen, ist da drin passiert?« fragte Vance.
    »Wir haben eine Leiche gefunden«, sagte Simon kühl.
    Es fiel Jacko nicht schwer, sich mit allen Anzeichen der Erschütterung abzuwenden. Dann schlug er rasch die Hand vors Gesicht, damit die Officer ihm nicht doch noch die Erleichterung anmerkten. Sie war tot – halleluja. Eine Tote kann nicht aussagen. Er ließ die Hand sinken und mimte Besorgnis und Erschrecken. »Das ist ja furchtbar. Aber wer … wie kann denn …? Außer mir wohnt doch hier niemand. Wieso kann in meinem Haus eine Leiche gefunden werden?«
    »Das versuchen wir herauszufinden, Sir«, sagte Leon.
    »Aber … die einzige, die einen Schlüssel hat, ist Mrs. Elliott. Doreen Elliott im Dene Cottage. Es wird doch … es wird doch nicht sie sein?«
    »Nein, Mrs. Elliott erfreut sich bester Gesundheit. Sie hat uns Zutritt zu Ihrem Haus verschafft und der Durchsuchung zugestimmt. Eine Kollegin hat sie nach Hause gefahren.«
    Irgend etwas an der Art, in der der schwarze Cop ihn ansah, brachte Vance’ Nerven zum Flattern. Zwischen den Zeilen wollte der Schwarze ihm zu verstehen geben, daß seine Bastion zu bröckeln begann.
    »Gott sei Dank. Aber wer ist es dann?«
    »Darüber können wir derzeit keine Vermutung äußern, Sir.«
    »Aber Sie müssen doch in der Lage sein, mir zu sagen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt?«
    Simons Lippen verzerrten sich, er konnte sich nicht länger beherrschen. »Als ob du das nicht wüßtest«, fauchte er Vance haßerfüllt an. »Glaubst du, wir denken mit dem Hintern?« Er wandte sich mit geballten Fäusten ab.
    Vance spürte, daß er sich jetzt an den anderen halten mußte, zumal der sowieso schon aussah, als fürchte er, von seinem Kollegen in irgendwelchen Ärger verwickelt zu werden. »Wovon redet er?«
    Leon zuckte die Achseln und zündete sich eine Zigarette an. »Das wissen Sie besser als ich.« Dann reckte er sich und blickte Vance über die Schulter. »Aha – sieht so aus, als käme unsere Kavallerie.«
    Vance wandte sich um. Die Frau, die aus dem Wagen stieg, sah in seinen Augen nicht nach Kavallerie aus. Gerade mal dreißig, sogar der unförmige Wettermantel konnte nicht verbergen, daß sie schlank und sehr hübsch war, mit kurz und stufig geschnittenem, blondem Haar.
    Und so forsch, wie sie aussah, trat sie auch auf. »Guten Abend, Gentlemen. Mr. Vance, ich bin Detective Chief Inspector Carol Jordan. Entschuldigen Sie mich einen Moment, ich möchte mich zunächst mit meinen Kollegen besprechen. Leon, sind Sie so nett, Mr. Vance Gesellschaft zu leisten? Ich möchte mich drin umsehen. Simon, kommen Sie mit?«
    Sie verschwand mit Simon im Haus und zog die Tür so weit zu, daß Vance keine Chance hatte, einen Blick nach innen zu werfen. »Was wird hier eigentlich gespielt?« fragte er Leon. »Wenn hier ein Verbrechen geschehen ist, müßte dann nicht die Mordkommission dasein? Und uniformierte Polizisten?«
    Leon zuckte wieder nur die Achseln. »Im Leben geht’s anders zu als im Fernsehen.« Er schnippte die Zigarettenkippe auf Vance’ Grundstück.
    »Na, hören Sie mal!« plusterte Vance sich auf. »Das ist immer noch mein Haus. Und nur weil da drin jemand getötet wurde, hat die Polizei nicht das Recht, mein Grundstück zu verschmutzen.«
    Leon runzelte die Stirn. »Das dürfte zur Zeit eine Ihrer geringsten Sorgen
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