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Schlussblende

Schlussblende

Titel: Schlussblende
Autoren: Val McDermid
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sein.«
    »Das ist empörend!« sagte Vance.
    »Ich persönlich finde es viel empörender, daß in Ihrem Haus eine Leiche liegt«, ließ Leon ihn abblitzen.
    DCI Jordan und Simon kamen zurück. Sie sieht ernst aus und er wie jemand, der gleich zu kotzen anfängt, dachte Vance. Ausgezeichnet, das Luder hat keinen schönen Tod verdient. »Chief Inspector, wann bequemt sich endlich jemand dazu, mir zu sagen, was hier eigentlich los ist?« Daß Simon Leon einen Wink gab und die beiden Officer hinter ihn traten, entging ihm.
    Carols blaue Augen sahen ihn kalt an. »Jacko Vance, ich nehme Sie hiermit unter Mordverdacht fest. Sie müssen keine Aussagen machen, was Sie aussagen, wird jedoch vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
    Verblüffung lag auf Jacko Vance’ Gesicht. Ehe sein Gehirn zu verarbeiten begann, was Carol eben zu ihm gesagt hatte, klickte an seinem linken Handgelenk eine Stahlfessel zu. Als Simon und Leon ihn zum Land Rover führen wollten, erwachte der alte Kämpferinstinkt in ihm. Mit einer letzten verzweifelten Willensanstrengung versuchte er sich loszureißen, rutschte aber auf dem Schotter aus, stürzte zu Boden und riß Leon mit.
    Simon aber hielt das andere Ende der Handfessel eisern fest. Vance heulte vor Schmerz auf, als Simon ihn daran hochriß. »Tu mir den Gefallen, du Scheißkerl«, brüllte er Vance an, »gib mir einen Vorwand, dir ein klein wenig von dem heimzuzahlen, was du Shaz angetan hast.« Er zerrte ihn mit einem Ruck auf die Beine.
    Inzwischen hatte sich auch Leon schwerfällig wieder hochgerappelt. »Soll ich dir sagen, was ich jetzt gern täte?« zischte er Vance an. »Dir die verdammte Fresse einschlagen. Eine einzige falsche Bewegung von dir, und ich schlag dich grün und blau.« Er stieß ihn auf den Land Rover zu. »Na los, beweg dich.«
    Simon klickte die zweite Handschelle an der Stoßstange fest. »Ich glaube nicht, daß du jetzt noch weit kommst.«
    Vance starrte ihn finster an. »Diese Nacht wird Ihnen noch leid tun«, sagte er in drohendem Ton.
     
    Eins haben alle Polizeistationen gemein, dachte Tony, die Kantinen bieten keinen Salat an, und überall stinkt es nach kaltem Zigarettenrauch, obwohl das Rauchen schon seit Jahren verboten ist. Der Vernehmungsraum in der Polizeistation von Hexham machte keine Ausnahme.
    Carol kam mit zwei dampfenden Pappbechern herein. »Stark, schwarz und kocht etwa seit einer guten Woche vor sich hin.« Sie setzte sich Tony gegenüber. »So magst du ihn doch, oder?« Sie wunderte sich immer noch, daß ihr vorhin, als er sie bei der Begrüßung stumm in die Arme genommen hatte, das Du so selbstverständlich über die Lippen gekommen war. Und noch mehr, daß er’s so selbstverständlich erwidert hatte. »Ich hab gerade meine Aussage zu Protokoll gegeben.«
    »Und was hast du gesagt?«
    Carol wiederholte die Version, auf die sich schon Kay, Leon und Simon berufen hatten: die angebliche Meldung über einen unbekannten Verdächtigen in Vance’ Haus, die Durchsuchung in Anwesenheit der Zugehfrau, das Auffinden einer weiblichen Leiche, bei der es sich dem Äußeren nach um die vermißt gemeldete Donna Doyle zu handeln schien. »Ich bin zwar im Bereich der Northumbria Police nicht zuständig, habe mich aber unter den gegebenen Umständen zu einer vorläufigen Festnahme entschlossen und Vance, weil er sich seiner Festnahme widersetzen wollte, mit Handschellen am Bugschutz seines Geländewagens festklicken lassen. Dies geschah selbstverständlich zu seinem eigenen Schutz.« Beide grinsten. »Die Polizei von Hexham hat mir den Gefallen getan, die Festnahme zu bestätigen und Vance in Gewahrsam zu nehmen.«
    »Wie wurde der Haftantrag begründet?«
    Carol sah ihn bedrückt an. »Sie haben noch keinen Haftantrag gestellt. Damit wollen sie warten, bis Vance’ Anwalt eintrifft. Sie haben zwar dein Täterprofil gelesen und die Aussagen deiner Officer zu Protokoll genommen, aber sie scheinen noch sehr unentschlossen und zögerlich zu sein. Es ist noch nicht gelaufen, Tony. Ich setze meine Hoffnung allerdings auf den Obduktionsbericht von Donnas Leiche.«
    »Es wäre besser, wenn sie den Eingang zu diesem Kellergewölbe nicht gefunden, sondern gewartet hätten, bis Vance hinuntergestiegen ist. Die Beweislage wäre dann sehr viel einfacher.«
    Carol seufzte. »Weißt du, daß sie noch nicht lange tot ist? Der Polizeiarzt schätzt, nicht mal vierundzwanzig Stunden.«
    Sie saßen sich bedrückt und stumm gegenüber. Dann sagte Carol: »Ich glaube, wenn er
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