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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt
Autoren: Volker C Dützer
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Teil 1 Eve
     
     
     
     
     
    Teil1
     
    Eve
    1 Die letzte Wette
    1
     
    Die letzte Wette
     
     
    Seit sieben Tagen bot Adrian Sykes Gott eine Wette an, aber Gott weigerte sich, mitzuspielen. Möglicherweise war ihm der Einsatz nicht hoch genug. Vielleicht spürte er die winzigen Nadelstiche auch gar nicht, mit denen ihn Adrian herausforderte. Gott hatte Zeit, Adrian noch fünf Minuten zu leben.
    Er entschied, dass er genug getrunken hatte. Wenn er noch mehr Wodka in sich hineinschüttete, war er zu betrunken für seinen Wetteinsatz. Jack, der alte Hirtenhund, hob den Kopf und winselte leise. Die Spritze für Jack lag auf der Küchenanrichte. Adrian würde den Hund nicht alleine zurück lassen. Und wer weiß, vielleicht wollte Gott ja auch diesmal nicht mitspielen.
    Der geölte Lappen vor ihm auf dem Küchentisch verbarg den .357 Magnum Revolver, den er vor acht Jahren in der alten Armeekiste im Schuppen neben dem Stall versteckt hatte. Adrian faltete den Lappen auseinander und stellte befriedigt fest, dass seine Finger nicht zitterten, weder von der Sauferei noch im Angesicht des Todes. Er nahm die kalte Waffe in die Hand und klappte die Trommel auf. Im Magazin befand sich eine einzelne Patrone, die anderen fünf Kammern waren leer. Er ließ die Trommel zuschnappen und drehte sie dreimal. Jack gähnte und streckte die Vorderpfoten von sich. Dann trottete er gemächlich zum Küchentisch und rieb seinen Kopf an Adrians Bein. Adrian legte den Revolver auf den Tischzurück, stand schwankend auf und trat an die Anrichte. Jack suchte in seinem Napf vergeblich nach Futter und warf Adrian einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Okay, es war unfair, den Hund in seinen Krieg mit hinein zu ziehen. Er hatte nicht das Recht, über Jacks Leben zu bestimmen. Adrian leerte die Spritze in den Ausguss und warf sie in den Mülleimer neben der Spüle. Dann füllte er Jacks Napf auf, stellte eine Schüssel mit frischem Wasser daneben und setzte sich wieder. Auf dem Tisch wartete der Tod.
    Sollte er die Trommel noch einmal drehen? Vielleicht schummelte Gott. Adrian wollte es herausfinden. Er wollte wissen, was Gott damit bezweckt hatte, Christina sterben zu lassen und warum er ihn mit der Schuld zurückließ. Sechs Patronen in einen Revolver stecken und abdrücken konnte jeder Idiot. Die richtige Kammer wählen konnte nur Gott.
    Mit einer schnellen Bewegung griff er nach der Pistole und steckte sich den Lauf in den Mund. Er war Arzt, er wusste, wenn er sich in die Schläfe schoss und dabei abrutschte, hatte er gute Chancen, den Rest seiner Tage als sabbernder Pflegefall zu verbringen.
    Adrian drückte den Abzug durch.
    Das Telefon klingelte schrill.
    Der Revolver gab ein trockenes Klicken von sich.
    Die schwere Waffe entglitt seinen Fingern und fiel auf den Boden. Adrian gab ein ersticktes Keuchen von sich. Trotz der nasskalten Abendluft, die durch das offene Küchenfenster drang, war seine Stirn mit Schweiß bedeckt.
    Das Telefon schellte unaufhörlich. Ein eingeübter Mechanismus setzte Adrian in Bewegung. Er ging ferngesteuert aufden Apparat zu und meldete sich, aber seine Stimme versagte. Er räusperte sich und versuchte es noch einmal.
    „Praxis Dr. Sykes.“
    „Hier ist Anette Vossen. Bitte kommen Sie schnell, Dr. Sykes. Josef ist zusammengebrochen. Sie wissen doch, er lässt es sich nicht nehmen, seine Medikamente selbst einzuteilen. Aber er wirft doch alles durcheinander, und ich kann seine Notfallspritze nicht finden. Sie ist nicht an ihrem Platz im Bad!“
    Adrian legte den Hörer auf die Kommode und drückte auf die Lautsprechertaste. Die Stimme quakte verzerrt aus dem Telefon. Seine Knie gaben plötzlich nach, alles drehte sich. Der Wodka brannte wie ätzende Lauge in seinem Bauch. Hatte Gott das Spiel nicht gefallen? Vielleicht stand er mehr auf Autorennen, die am Brückenpfeiler endeten?
    „Dr. Sykes? Sind Sie noch dran?“
    Adrian tastete nach dem Telefonhörer. „Ja … ja, natürlich. Hatte er Krämpfe oder Lähmungserscheinungen?“
    Sie überlegte. „Heute Nachmittag klagte er über einen Wadenkrampf.“
    „Er hat einen Zuckerschock. Haben Sie versucht, Dr. Janson zu erreichen?“
    Ihre Stimme klang verzweifelt. „Er meldet sich nicht! Bitte, Dr. Sykes. Kommen Sie schnell!“
    „Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.“
    Adrian legte auf. Er war kaum in der Lage, sich hinter das Steuer eines Wagens zu setzen. Wie sollte er einen Mann mit einem Zuckerschock behandeln? Aber er hatte dem alten Vossen viel zu verdanken.
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