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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt
Autoren: Volker C Dützer
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Frau?
    Adrian traf eine Entscheidung. Jeden Augenblick konnte ein Wagen die Stelle passieren. Er schaltete die Lampe aus und steckte sie in die Jackentasche. Dann bückte er sich und hob die Frau vorsichtig auf.
    Sie wog höchstens fünfundfünzig Kilo, trotzdem kamen ihm die hundert Meter bis zu seinem Wagen wie tausend vor. Als er dort ankam, zitterten seine Arme vor Erschöpfung. Er legte die Frau vorsichtig hinter dem BMW ab und wartete, bis sich sein rasender Herzschlag beruhigt hatte. Dann öffnete er die Hecktür, klappte die Rücksitzbank um und breitete Jacks Wolldecke im Kofferraum aus. Kurz darauf lag die Unbekannte in seinem Wagen. Er sprach sie noch einmal an, aber sie reagierte nicht. Schnell suchte Adrian noch einmal ihren Puls. Er hatte sich nicht geirrt. Sie war bewusstlos, aber soweit er es beurteilen konnte, außer Lebensgefahr. Sorge bereitete ihm ihr rasender Herzschlag.
    Adrian zerrte den Verbandskasten unter dem Fahrersitz hervor und legte ihr einen provisorischen Kopfverband an, um die starke Blutung über der Augenbraue zu stillen. Dann wickelte er sie in die Decke, taumelte ausgepumpt um den Wagen herum und ließ sich auf den Fahrersitz fallen.
    Adrian hatte sich in mehrfacher Hinsicht strafbar gemacht: Er hatte betrunken einen Verkehrsunfall mit Personenschadenverursacht, sich unerlaubt vom Unfallort entfernt und jetzt entführte er auch noch einen Menschen. Aber er tat das nicht nur, um den Unfall zu verschleiern. Die Frau hatte ihn zu einem aktiven Handeln bewegt und das alleine war eine bemerkenswerte Tatsache. Ihr Anblick hatte die tiefe Gleichgültigkeit und Ziellosigkeit in seinem Inneren durchbrochen. Vielleicht hatte sie sogar sein Leben gerettet. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte er wieder so etwas wie Verantwortung und hatte eine Aufgabe vor Augen.
    Auf dem Hügel tauchte ein Scheinwerferpaar auf. Er wartete, bis der Wagen vorbei fuhr und wieder in der Nacht verschwand. Die Menschen auf dem Land waren hilfsbereit, aber auch neugierig. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn der Fremde angehalten und gefragt hätte, ob er helfen konnte.
    Adrian ließ den Motor an und fuhr in Richtung Nisterbach, dem kleinen Weiler, in dem er wohnte. Der Ort bestand aus einem Dutzend Bauernhäusern und einem kleinen Lebensmittelladen, der rund um die Uhr geöffnet hatte. Es gab nur eine Straße, auf der man den Ort so schnell verließ, wie man hineingekommen war. Zwanzig Meter hinter dem entgegen gesetzten Ortsende bog ein geteerter Feldweg ab und führte zur ,Burg’.
    Lautes Motorengeräusch näherte sich, aber das Knattern passte nicht zu einem Auto, auch nicht zu einem Traktor oder Lastwagen. Ein Hubschrauber mit eingeschaltetem Suchscheinwerfer tauchte über den Wipfeln der Fichten auf und überquerte fünfzig Meter vor ihm im Tiefflug die Straße. Die bizarre Kolonne aus Polizeiwagen und Armeefahrzeugen kam Adrian den Sinn. Nachdenklich warf er einen Blick in den Rückspiegel, die Fremde war noch immer ohne Bewusstsein. Einer Eingebung folgend bog Adrian von der Straße ab und folgte einem schlammigen Wirtschaftsweg, der in weitem Bogen am Wald entlang zur Burg führte. Wenn die Polizei nach jemandem suchte, würden sie Straßensperren errichten und verdächtige Wagen anhalten. Und mit einer blutverschmierten, bewusstlosen Frau im Kofferraum würde er eine Menge zu erklären haben.
    Der BMW rumpelte schaukelnd über den mit Schlaglöchern übersäten Waldweg. Drei Minuten später rollte der Geländewagen über das Kopfsteinpflaster des Innenhofes. Ein leises Stöhnen schreckte ihn auf. Die Fremde begann sich zu regen. Adrian parkte dicht vor der Tür des Haupthauses, stieg aus dem Wagen und öffnete die Haustür. Jack kläffte aufgeregt, quetschte sich durch die enge Öffnung und stürmte an Adrian vorbei, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Der Hund raste um den Wagen herum, glitt auf dem nassen Pflaster aus und überschlug sich. Er jaulte, rappelte sich auf und sprang wie ein Verrückter an der Heckklappe hoch.
    „He! Hör auf damit!“, rief Adrian ärgerlich.
    Jack kratzte mit den Pfoten am Wagen und versuchte mit der Schnauze die Tür zu öffnen. Adrian packte ihn am Halsband und zog ihn vom Wagen weg.
    „Rein mit dir ins Haus! Was ist denn in dich gefahren?“ Jack bellte lautstark den Wagen an. Adrian brachte den Hund ins Haus und sperrte ihn in das Wartezimmer der Praxis.
    Eilig kehrte er zum Wagen zurück und öffnete die Heckklappe. Die Frau blinzelte mit dem rechten Auge
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