Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt
Autoren: Volker C Dützer
Vom Netzwerk:
unter dem Verband hindurch und murmelte unverständliche Worte, bevor sie wieder das Bewusstsein verlor. Adrian hob sie behutsamaus dem Wagen und trug sie ins Haus. Im Behandlungszimmer legte er sie auf der Ruheliege ab.
    Jack winselte jämmerlich und scharrte mit den Pfoten an der Tür. Adrian verbannte den Hund aus seinen Gedanken.
    Er besaß in seiner Landarztpraxis alle Gerätschaften, um die Fremde gründlich zu untersuchen; sogar ein Röntgengerät, um ihren Kopf auf innere Verletzungen und Knochenbrüche zu überprüfen.
    In der Küche füllte er eine Schüssel mit Wasser. Dann griff er nach Schere und Verbandszeug und versorgte seine Hand, die er sich an den Glasscherben aufgeschnitten hatte.
    Der Revolver lag noch immer auf dem Boden unter dem Küchentisch. Adrian hob ihn auf und starrte in den Spalt zwischen Trommel und Gehäuse. Seine Hände zitterten so stark, dass er Angst hatte, die Waffe ein zweites Mal fallen zu lassen. Die Patrone steckte in der Kammer neben dem Lauf. Das bedeutete, der Revolver hatte das Geschoss eine Position weiter befördert, ohne dass sich ein Schuss gelöst hatte. Er klappte die Trommel auf und ließ die Patrone in seine Hand gleiten. Nichts deutete darauf hin, dass sie fehlerhaft war. Hatte doch jemand mitgespielt? Hastig wickelte er die Waffe in den Lappen und verstaute sie in der Kommode.
    Als er mit der Schüssel und sauberen Tüchern zurück zum Behandlungszimmer ging, saß Jack neben der Ruheliege und leckte der Unbekannten die Hand. Er hatte es tatsächlich geschafft, die Tür des Wartezimmers zu öffnen.
    „Jack!“, sagte Adrian drohend. „Raus!“
    Der Hund gab ein klägliches Wuffen von sich und ließ sich auf die Hinterbeine nieder. Seine Augen verfolgten wachsam jede Bewegung seines Herrchens.
    Adrianknipste die Stehlampe am Fuß der Ruheliege an und setzte sich auf einen Hocker. Die Frau war totenbleich. Ihr Gesicht war mit geronnenem Blut und Dreck verschmiert, der Kopfverband verdeckte einen großen Teil ihrer Stirn und des linken Auges. Das Operationshemd war verrutscht und gab ihre Schulter frei. An ihrem Oberarm entdeckte er eine kleine Tätowierung. Nachdenklich holte er das blaue Band aus seiner Hosentasche. Die Tätowierung bestand aus der gleichen Buchstaben-Zahlenkombination:
     
    EVE 1.0
     
    Vorsichtig entfernte er den Kopfverband. Die Frau regte sich leise und murmelte im Schlaf. Adrian säuberte ihr Gesicht von Schmutz und getrocknetem Blut. Er stutzte und fuhr sich mit der Hand über die Augen, als wolle er ein Trugbild vertreiben. Dann schaltete er die Neonleuchte über der Liege ein und zog sie zu sich heran.
    Jack bellte.
    Adrian ließ den Lappen fallen, sprang entsetzt auf und stieß die Schüssel um. Im weißen Licht der Neonröhre starrte er ungläubig auf das Gesicht der Fremden. Was er sah, war vollkommen unmöglich. Es musste eine Ausgeburt seiner wahnhaften Fantasie sein. Die Fremde auf der Liege glich seiner vor zwei Jahren verstorbenen Frau Christina aufs Haar!
    2 Keine Seele
    2
     
    Keine Seele
     
     
    „Ich sag’s dir noch mal: Ohne zwingenden Grund werfe ich Hauptkommissar Sehner nicht aus dem Bett.“
    Windhagen trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Tischplatte. Es war zwei Uhr nachts, er war müde und schlecht gelaunt. Selbst unter besten Bedingungen hätte Windhagen keine Lust gehabt, sich mit dem störrischen Jungen zu beschäftigen. Gegen zwei Uhr morgens stellte dies eine echte Herausforderung an seine Nerven dar.
    Windhagen hörte auf zu trommeln und beugte sich vor. „Wenn du etwas zu berichten hast, dann mach’ den Mund auf.“
    Der Junge mochte vierzehn oder fünfzehn sein, war dünn wie ein Strichmännchen und trug die Art von Klamotten, die Windhagen hasste: Ausgebeulte Jeanshosen und eine affige bunte Jacke. Die rote Baseballkappe saß schief auf den schwarzen Locken.
    Windhagen seufzte und massierte seine Nasenwurzel, um die Müdigkeit zu vertreiben.
    „Also gut, fangen wir noch mal von vorne an. Dein Name?“ Er drehte sich zum Computer um, seine Finger schwebten über der Tastatur.
    „Hakan.“
    „Hakan was?“
    „Ich will mit Sehner sprechen.“
    Windhagen nahm die Finger von der Tastatur. Der Junge besaß alle Eigenschaften, die er nicht ausstehen konnte. Hakanwar Ausländer, zumindest dem Namen nach. Er sprach das deutsch-türkische Kauderwelsch der Straße und hockte auf dem Stuhl mit der Arroganz der Jugend. Und trotzdem hielt eine innere Stimme den Polizisten davon ab, den Jungen einfach hinaus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher