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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt
Autoren: Volker C Dützer
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Vossen hatte ihm die Festanstellung an der Klinik in Koblenz ermöglicht, nachdem ervor acht Jahren aus den Staaten nach Deutschland gekommen war. Er konnte ihn nicht im Stich lassen.
    Die Arzttasche stand noch immer auf dem Schemel neben der Haustür, auch wenn er sie seit Wochen nicht mehr benutzt hatte. Seine Praxis war geschlossen. Niemand wollte sich von einem Arzt behandeln lassen, der am frühen Morgen bereits nach Schnaps roch und falsche Diagnosen stellte.
    Er streifte seine Jacke über, griff nach der Tasche und den Autoschlüsseln. In zwölf Minuten hatte er Vossens Haus im Nachbarort erreicht. Die Frau des ehemaligen Chefarztes wartete angespannt in der offenen Haustür.
    Vossen war in seiner Bibliothek ohnmächtig geworden und vor seinem Lieblingssessel auf dem Teppich zusammengebrochen.
    „Haben Sie Traubenzucker im Haus?“, fragte Adrian.
    „Ja, natürlich. Mein Gott, dass ich nicht daran gedacht habe … ich achte doch sonst immer darauf.“
    Sie hastete konfus in die Küche und kehrte kurz darauf zurück. Adrian kniete entschlossen neben Vossen nieder und injizierte ihm eine Ampulle Glukagon.
    Er tätschelte dem Bewusstlosen die Wangen. „Josef? Können Sie mich verstehen?“
    Vossen blinzelte und schlug die Augen auf. Er blickte verwirrt um sich.
    „Holen Sie ihm etwas Süßes zu trinken, Apfelsaft oder Cola“, rief Adrian. Er half Vossen in den Sessel. Dabei bemühte er sich, sein Gesicht abzuwenden, damit der alte Mann seine Fahne nicht roch.
    „Der Eid des Hippokrates lässt einen nicht mehr los. Nicht wahr, Dr. Sykes?“, murmelte Vossen.
    Adrianschüttelte den Kopf. „Meine Praxis ist geschlossen, und ich kehre auch nicht an die Klinik zurück. Ich bin nur für Janson eingesprungen.“
    Vossen lächelte. „Einmal Arzt, immer Arzt.“ Er trank hastig von dem Fruchtsaft, den ihm seine Frau reichte, verschluckte sich und hustete.
    Adrian klappte seine Tasche zu. „Ich bin kein Arzt, ich bin ein Schlachter.“ Er wandte sich zum Gehen.
    Vossens Stimme hielt ihn fest. „Niemand macht Ihnen Vorwürfe, oder hat es jemals getan, auch Dr. Janson nicht. Sie tragen keine Schuld am Tod ihrer Frau.“
    „Sie wissen, dass ich das anders sehe. Als behandelnder Arzt trage ich die Verantwortung und muss die Risiken einer Operation gründlich abwägen.“
    „Richtig. Und das haben Sie getan. Aber manchmal gibt es eine Unbekannte im Spiel und wir sind einfach nicht in der Lage, sie rechtzeitig zu erkennen. Das nennt man Schicksal. Vielleicht war es Gottes Wille, dass Ihre Frau sterben musste.“
    „Gottes Wille!“, wiederholte Adrian verächtlich.
    „Hadern Sie nicht mit dem Schöpfer“, antwortete Vossen. „Dr. Janson braucht einen guten Chirurgen in der Klinik. Er wird Sie jederzeit wieder einstellen.“
    „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, aber ich bleibe bei meinem Nein.“
    „Janson fragt oft nach Ihnen, wenn er vorbeischaut. Er schätzt Sie sehr. Überlegen Sie es sich.“
    Adrian reichte ihm den Traubenzucker. „Sie sollten die Überwachung Ihres Zuckerhaushaltes besser Ihrer Frau überlassen.“
    Vossenschüttelte matt den Kopf. „Sie sind ein Sturschädel! Ich kannte Christina gut. Sie hätte nicht gewollt, dass Sie so leiden. Vergessen Sie nicht, dass sie selbst Sie gedrängt hat, zu operieren.“
    „Wie könnte ich das? Umso mehr liegt die Schuld bei mir. Muss ich Ihnen erklären, dass man als Chirurg nicht seine eigene Frau operieren sollte?“
    Adrian überkam plötzlich Übelkeit, alles drehte sich um ihn. Er konnte das Zittern seiner Hände nicht mehr verbergen.
    „Lassen Sie die Finger vom Alkohol, er wird Sie umbringen“, warnte ihn Vossen
    Adrian deutete ein Nicken an und verließ fluchtartig die Bibliothek. Warum konnten sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Dr. Janson war Vossens Nachfolger und sein Freund gewesen, bevor er alle Kontakte zur Außenwelt abgebrochen hatte. Was mochte Janson in ihm sehen? Einen Fall für die Psychiatrie? Einen Versager, der verlernt hatte, aufzustehen? Wohl kaum, sonst hätte er ihm nicht das Angebot gemacht, an die Klinik zurückzukehren. Aber Janson machte damit alles nur schlimmer. Wie sollte Adrian seine Vergangenheit hinter sich lassen, wenn er an den Ort zurückkehrte, an dem sein Leben aus den Fugen geraten war?
    Er trat aus dem Haus, warf die Arzttasche auf den Beifahrersitz und ließ den Motor des Geländewagens an. Die Nacht kam schnell und verdrängte den schmalen grauen Streifen Licht am Horizont. Vossens Haus lag auf einem
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