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Das Prometheus Projekt

Das Prometheus Projekt

Titel: Das Prometheus Projekt
Autoren: Volker C Dützer
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Neugeborenen um das Handgelenk, um eine Verwechslung auszuschließen. Auf dem schimmernden Metall waren drei Buchstaben und zwei Zahlen eingestanzt:
     
    EVE 1.0
     
    Er drehte das Band in seiner Hand und steckte es dann in die Hosentasche. Hinter der Straßenkuppe am Fuß des Hügels fand er dann, wonach er suchte. Adrian hielt den Atem an und ließ die Taschenlampe über den leblosen Körper wandern. Es war schlimmer und seltsamer, als er vermutet hatte. Dort lag kein Mann im Straßengraben, kein Penner, der im Alkoholnebel über den Mittelstreifen spaziert war, und auch kein Selbstmörder. Es war der schlanke Körper einer Frau mit langem, dunkelbraunem Haar. Sie lag auf dem Bauch, so dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ihr einziges Kleidungsstück war ein flaschengrünes Operationshemd, wie es in tausenden Krankenhäusern auf der Welt benutzt wurde.
    Adrianleuchtete an ihren nackten Beinen entlang. Sie trug noch nicht einmal Schuhe. Wie kam die offensichtlich verwirrte Frau hierher in diese Regennacht? Im Umkreis von fünfzehn Kilometern gab es keine Klinik, kein Krankenhaus und auch keine psychiatrische Einrichtung, aus der sie geflohen sein konnte.
    Der eiskalte Lauf des Revolvers in seinem Mund, die Spritze für Jack auf der Anrichte – all das war in diesem Augenblick vergessen. Vossen hatte Recht, Adrian war Arzt, auch wenn er es beharrlich leugnete.
    Er stolperte in den Graben hinab und rutschte auf dem nassen Gras aus. Ein scharfer Schmerz zuckte durch seine linke Hand. Im Licht der Lampe sah er, dass er in die Scherben einer Flasche gefallen war, die ein Idiot aus dem fahrenden Auto geworfen hatte. Adrian biss die Zähne zusammen und richtete sich auf, nur um sofort wieder auszurutschen und mit den Füßen im kalten Wasser am Grund des Grabens zu landen. Leise fluchend kroch er aus dem Wasser und beugte sich über die fremde Frau.
    „Hallo? Können Sie mich verstehen?“, fragte er.
    Sie antwortete nicht. Hastig suchte er nach dem Puls an ihrem Handgelenk. Er war kräftig und regelmäßig, aber irrsinnig schnell. Zum Glück war sie in dem kalten Wasser nicht ertrunken. Kopf und Oberkörper lagen seitlich an der Flanke des Grabens im Trockenen.
    Trotzdem musste er sie schnellstens aus dem Wasser herausholen, damit sie nicht an Unterkühlung starb. Er kletterte aus dem Graben und legte die Taschenlampe so auf dem Asphalt ab, dass sie die Stelle unter ihm beleuchtete. Dann schlitterte er den Hang wieder hinab und drehte die Frauauf den Rücken. Vorsichtig richtete er ihren Oberkörper auf, griff nach ihrem Unterarm und zog sie den Hang hinauf zur Straße. Dort kniete er sich neben sie, drehte sie in die Seitenlage und leuchtete mit der Taschenlampe in ihr bleiches Gesicht.
    Er erschrak. Ihre Stirn und der linke Teil ihres Kopfes waren blutüberströmt. Schnell untersuchte er ihre Ohren und tastete ihren Schädel, Arme und Beine ab, aber er konnte kein Schädel-Hirn-Trauma und auch keine Knochenbrüche feststellen. Wahrscheinlich hatte sie sich eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen, und das viele Blut stammte von der Platzwunde über der linken Augenbraue.
    Adrian atmete erleichtert auf, die Frau lebte. Sie war etwa einsfünfundsiebzig groß und schlank. Ihr Alter schätzte er auf Ende zwanzig. Das Gesicht war mit Erde und Blut verschmiert, und auf seltsame Weise kam es ihm vage bekannt vor.
    Auf dem Operationshemd waren mehrere Blutflecken, aber er konnte außer der geplatzten Augenbraue keine weitere offene Wunde feststellen. Wahrscheinlich war es Adrians eigenes Blut, das auf das Hemd gelangt war, als er sie die Böschung hinaufgezogen hatte. Die Schnittwunde an seiner Hand pochte wie ein lebendiges Wesen und blutete stark.
    Ihr linker Oberschenkel wies von der Hüfte abwärts blaue Flecken und große Schürfwunden auf. Vermutlich hatte er sie genau an dieser Stelle mit dem Wagen erfasst. Dadurch war sie zu Fall gekommen und mit dem Kopf aufgeschlagen. Sie hatte großes Glück gehabt, und Adrian ebenso.
    Er setzte sich neben sie auf den nassen Asphalt, seine Gedanken rasten. Was sollte er mit der Frau anfangen? Sie gehörteauf jeden Fall in ein Krankenhaus, wo man sie gründlich untersuchen konnte. Aber das bedeutete Fragen, offizielle Untersuchungen, ein Polizeiverhör. Dabei würde unweigerlich herauskommen, dass Adrian betrunken Auto gefahren war und einen Unfall verursacht hatte.
    Ratlos betrachtete er die Bewusstlose. Was hatte es mit dem OP-Kittel auf sich? Woher stammte diese
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