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Schluss mit der Umerziehung!

Schluss mit der Umerziehung!

Titel: Schluss mit der Umerziehung!
Autoren: Gisela A. Erler
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keine Verluste und sind nicht auf Wohltätigkeit angewiesen.
    Soziale Arbeit in einem Unternehmen, im Auftrag der Personalabteilungen der DAX- Konzerne – das war ein dramatischer Sprung, trotz bescheidener Gehälter. Die Tätigkeit erschien auch vielen Frauen in Unternehmen, die uns beauftragt hatten, so attraktiv, dass sie sich bei uns bewarben – und in einigen Fällen auch zu uns wechselten, trotz geringerer Bezahlung. Das alles war vor zwanzig Jahren an sich schon durchaus eine Zeitungsnachricht wert, und die Presse reagierte denn auch ganz ohne Zutun unsererseits so heftig, dass wir immer wieder gefragt wurden: Wie hoch ist denn Ihr Werbeetat? Wir besaßen keinen und haben bis heute kaum einen!
    Eine Firma zu sein, bedeutete aus meiner Sicht aber auch, dass rasche Entscheidungen möglich waren, dass im Zweifelsfall nicht lähmende Konflikte unter Mitgliedern und Vorständen, wie in so vielen Vereinen, sinnvolle und notwendige Entwicklungen blockieren konnten. Aus diesem Grund blieb ich auch lange Alleingesellschafterin – ich hatte viele GmbHs gesehen, deren Gesellschafter miteinander in Krieg geraten und deren Firmen daran zerbrochen waren. Heute sind mir aus dem Kreis der Mitarbeiterinnen unsere jetzige Geschäftsführerin Alexa Ahmad und die Entwicklerin unserer Datenbanken an die Seite getreten sowie ein externer Gesellschafter, mit dem aber die Kooperation in der Tat nicht immer reibungslos verläuft – hier stoßen die Besonderheiten unserer spezifisch weiblichen Unternehmenskultur und die Vorstellungen eines Menschen aufeinander, der ganz anders betrieblich sozialisiert wurde.
    Mit dem Bekenntnis zur Rechtsform des Privatunternehmens – später ergänzt durch eine gGmbH – ist auch der Keim für den zentralen Widerspruch in der privaten Wirtschaft gelegt: Trotz starker Beteiligung der Kolleginnen an allen Prozessen, gilt letztlich die Verfügungsmacht der Gesellschafter. Dieser Widerspruch ist in unserer Firma bisher gut aufgefangen worden – durch unser sichtbares Engagement zugunsten unserer Mitarbeiterinnen, spannende Arbeitsinhalte, viel Vertrauen und viel Freiheit, flache Hierarchien, durch starke Unterstützung von Familien, Entgegenkommen bei Krisen, durch Reisemöglichkeiten, Benefits wie Diensthandys und durch die erkennbare Betonung eines positiven Teamgeists. Der Konflikt zwischen Kolleginnen und Gesellschaftern ist jedoch latent immer angelegt und droht aufzubrechen, wenn etwa der Unternehmensbereich schrumpft, Strukturen neu organisiert werden müssen, wenn durch die aggressive Niedrigpreispolitik von Kunden, insbesondere der Controller und Wettbewerber, die Spielräume für finanzielle Leistungen noch kleiner werden und notorische Überlastung droht. Auch der mögliche Verkauf von Unternehmensanteilen oder des Unternehmens in späterer Zeit wäre ein potenzielles Konfliktfeld.
    Zur DNA eines Frauenunternehmens
    Die Branche, in der wir tätig sind, ist also frauentypisch. Nicht frauentypisch dagegen ist die Tatsache, dass wir Unternehmen in die Finanzierung einbinden und unsere Tätigkeit für sie mit den Strukturen der kommunalen und länderspezifischen Förderung im Bereich Kinderbetreuung und Nachbarschaftshilfe verknüpfen. Diese Felder sind traditionell von den Wohlfahrtsverbänden besetzt – von männerdominierten Strukturen, die das Auftreten einer dynamischen, marktwirtschaftlich orientierten Organisation auf den Gebieten, die sie als ihre eigenen Domänen betrachten, mit Misstrauen und Abwehr beobachteten.
    Unsere Firma ist aufgrund ihres sozialen Tätigkeitsfeldes nicht gerade im Hochlohnbereich angesiedelt, obwohl die Tätigkeiten äußerst komplex und anspruchsvoll sind. Ganz grob gesagt, wären die hohe Motivation und Effektivität, das enorme Engagement der lokalen Standortleiterinnen und ihrer Teams, das unternehmerische Denken, in der Form, wie es sich im Familienservice entwickelt hat, nach meiner Einschätzung zunächst mit Männern nicht möglich gewesen – zumindest nicht für mich. Das hat mit dem Themenfeld zu tun, aber auch mit den Erwartungen und Herangehensweisen von Männern an ihre Arbeitsplätze und an ihre Bezahlung.
    Inzwischen sind etwa hundert Männer Teil unserer Belegschaft, vorwiegend im IT- Bereich, als technische Dienstleister, als Erzieher, Köche, aber auch als Berater für Lebenskrisen, Schulden und rund um alle Fragen
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