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Schluss mit der Umerziehung!

Schluss mit der Umerziehung!

Titel: Schluss mit der Umerziehung!
Autoren: Gisela A. Erler
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wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
    Berlin, im November 2011

Ein Frauenunternehmen: Über die Erschließung verborgener Rohstoffe
    Es ist kein Zufall, dass die Firma, die ich 1 9 91 – zunächst unter dem Titel »Kinderbüro« – gegründet habe, ein Frauenunternehmen geworden ist – aber es war auch keine Absicht. Heute be schäftigen wir – unter dem Namen pme Familienservice GmbH – über 1300 Personen und reiben uns selbst verwundert die Augen über dieses rasante Wachstum eines kleinen Start-ups, das sich innerhalb von zwei Jahrzehnten von einem Ladenlokal im Münchner Schlachthofviertel zu einem echten Großbetrieb entwickelt hat. In ganz Deutschland gibt es nur ca. 2500 Betriebe dieser Größenordnung, und nur wenige davon wurden von Frauen gegründet und aufgebaut. Neugründungen sind hierzulande zu etwa 40 Prozent weiblich 1 , aber es bleiben oft Kleinstbetriebe und Alleinunternehmerinnen. Die Mehrzahl der DAX- Unternehmen zählt zu unseren Kunden, darunter sind viele internationale Konzerne; aber auch kleine Rechtsanwaltkanzleien verlassen sich zur Lösung familiärer Aufgaben zunehmend auf uns. Mehr als drei Millionen Beschäftigte können unsere Dienstleistungen in Anspruch nehmen.
    War dieses Wachstum, war dieser Erfolg zufällig? Spielte es dafür eine Rolle, dass wir ein von Frauen geführtes und geprägtes Unternehmen sind? Ich meine: ja. Der Aufbau der Firma war untrennbar verbunden mit einer ungeahnten Freisetzung von Dynamik, Kompetenz, Energie von Frauen, denen dies oft niemand zugetraut hätte. Heute, in einer »reiferen« Phase des Unternehmens, lassen sich viele dieser spontanen Stärken des Aufbaus nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit herstellen: Dennoch hängt unsere Zukunft auch davon ab, dass wir erkennen, welche Arbeitsweisen, Einstellungen und Handlungsmuster für dieses Un ternehmen entscheidend sind – und was wie verändert werden kann, darf oder muss.
    Vom Start-up zum Großunternehmen
    Der Familienservice gehört ohne Zweifel einer typisch weiblichen Branche an: Dienstleistungen rund um Familie und Beruf, Vermittlung von Kinderfrauen, Krippenplätzen, Tagesmüttern, Altenbetreuerinnen, Au-pairs für Familien. Im Unterschied zur »normalen« Vermittlungsagentur wird allerdings unser Service größtenteils von Arbeitgebern finanziert – Unternehmen haben heute ein Interesse daran, dass die Tagesmutter zuverlässig ist, die Kinderfrau nicht abspringt, das Au-pair nicht in der Jahresmitte ersatzlos verschwindet; sie wollen sich als attraktive Arbeitgeber für Familien positionieren und Störungen oder Ausfälle bei ihren Mitarbeitern durch familiäre Krisen möglichst vermeiden.
    Ein solches Geschäftsmodell bietet die Chance, einen viel breiteren Markt zu entwickeln, als es sonst möglich wäre. Denn: Die meisten Familien in Deutschland, auch solche mit guten Einkommen, würden sich eine solche Dienstleistung selbst nicht kaufen, da Maklerdienste fast immer als parasitär gelten; die meisten Menschen versuchen, diese Kosten zu sparen, selbst wenn sie ohne Unterstützung viel mehr Zeit investieren müssen und qualitativ oft schlechtere Arrangements zustande kommen.
    Unser ursprünglicher Geschäftsbereich der Beratung und Vermittlung rund um Kinderbetreuung wurde inzwischen um den Betrieb von etwa sechzig Kinderbetreuungseinrichtungen in Kooperation mit Unternehmen ergänzt, um die nach wie vor krassen Lücken unseres öffentlichen Betreuungssystems zu schließen: Aufnahme von Kindern bereits im ersten Lebensjahr, flexible Teilzeitbetreuung, stunden-, tage- und wochenweise, Ferienprogramme und das Ganze mit einem hohen Personalschlüssel (jedes Kind, das weint, muss jemand auf den Arm nehmen können) und hochwertigen pädagogischen Konzepten ausgestattet.
    Der Quantensprung von der lokalen Nanny-Agency für BMW zum überregional tätigen Großunternehmen hatte bei uns durchaus spezifisch weibliche Antriebskräfte: Bereits 1 9 92 war es eine junge Frau in der Personalabteilung von BMW , die im Gespräch mit meiner mittlerweile verstorbenen Kollegin Monika Jaeckel am Deutschen Jugendinstitut und mir dieses Projekt entwickelte, ihre männlichen Vorgesetzten davon überzeugte und mich gewissermaßen coachte, wie ein erfolgreiches Angebot zu formulieren sei. Etwas Vergleichbares existierte bis dahin
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