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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition)
Autoren: Liv Abigail
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Anblick weite r hin ergab, würde gleich dramatische Bewegung in die flache Famil i ensaga auf seinem Schoß kommen. Er starrte auf die polierte Tisc h platte. „Es … es … gibt Künstler, die sich verweigern. Ich meine, die verweigern, sich den Tests zu unterziehen. Angst vor Entdeckung und den daraus resultierenden schwindenden Einnahmen, Sie ve r stehen?“ Dies war zumindest die Aussage seines Vaters und Vale n der sollte sich hüten, in dessen Laden etwas anderes zu behaupten. Er selbst glaubte eher den veröffentlichten Stellungnahmen der Schriftsteller, in denen es hieß, sie würden den Tests aus Solidarität und dem Wunsch nach Gleichstellung nicht zustimmen.
    Etwas in seiner Miene musste ihn verraten haben, denn der tief ausgeschnittene Busen neigte sich noch weiter in seine Richtung, und die dazu gehörige Dame flötete: „Aber Sie halten diese rebellischen Zeitgenossen für die besseren Schriftsteller?“
    „ Für die unterhaltsameren, zweifelsfrei.“ Valender presste den R ü cken gegen die Sessellehne und wünschte, mit dem Polster ve r schmelzen zu können, um als Sitzfläche zu dienen für diesen überaus appetitlichen, runden Apfel …
    „ Und doch verkaufen Sie sie nicht?“, rief Pink Lady und richtete sich leider und zugleich G ott sei Dank wieder kerzengerade auf. „Das ist nicht sehr kundenfreundlich. Sollte es nicht um die B ü cher gehen, statt um die Blutzusammensetzung der Autoren? Was bede u tet denn schon ein bisschen Magie im Blut? Das hat doch heutzutage fast j e der.“
    Sie ahnte vermutlich nicht, wie recht sie hatte. Doch Phillip Beazeley war Konservativ ist durch und durch, und Valender sah sich zu seinem größten Bedauern als den letzten Menschen Royal Brita n niens an, der in der Lage war, mit seinem Vater über diesen Punkt se i ner Philosophie zu disputieren.
    „ Die Buchhandlung gehört meinem Vater“, sagte er schlicht. „Die Entscheidungen über die Werke, die wir ins Programm nehmen, o b liegen ihm.“
    Einen Moment beachtete sie ihn mit ebenjenem mitleidigen Blick, den er zu verachten gelernt hatte, so freundlich er auch gemeint sein mochte. Er hasste es so sehr, auf das Wohlwollen seines Vaters und auf dessen finanzielle Unterstützung angewiesen zu sein. Er hätte sich nach Abschluss der Universität unabhängig machen und einen eigenen Beruf erlernen sollen, statt bei seinem Vater einen Kredit aufzunehmen, um einen der letzten Plätze für die Grundausbildung in der Royal Army zu ergattern. Seit man sich zunehmend auf m e chanische Söldner verließ, kosteten die letzten Ausbildungsplätze für Menschen astronomische Preise. Er hatte das Geld gern bezahlt; die Aussicht auf Abenteuer und das Bereisen ferner Länder war es wert gewesen. Letztlich jedoch hatte sich die Ausbildung als einzige E r nüchterung entpuppt. Die täglich größten Aufregungen waren es gewesen, welcher Kamerad bei den Saufgelagen als Erstes mit dem Einverleiben von Getränken aufhörte und mit dem Ausverle i ben begann, und wer sich nach dem Opiumgenuss am unterhal t samsten danebenbenahm.
    Geblieben waren ein Haufen Schulden bei seinem Vater und ma s senhaft geschürte Sehnsüchte. Valender seufzte leise. Er musste sich daran erinnern, jetzt Buchhändler zu sein und kein Soldat. Das ve r gaß er hin und wieder.
    Die Pink Lady hob das kecke Näschen in die Luft und schnüffelte. „Sagen Sie, riechen Sie das auch?“
    Sein Blick fiel ihm wie ein Taubenklecks in den Schoß. Guter Gott! Wo eben noch Das Schloss der Macbeths gelegen hatte, loderte ein kle i nes Feuer. Es brannte zwischen seinen Beinen! Nur dem festen Cordstoff seiner Hose war es zu verdanken, dass es nicht ein en t scheidendes Teil war, das in Flammen stand. Hastig griff er nach der Teetasse. Er musste den Unfall nicht inszenieren, vor Schreck en t glitt die Tasse seinen Händen ohne Zutun. Lauwarmer Earl Grey stellte sich als Retter seiner Männlichkeit heraus und löschte das Feuer. Vom Roman war nichts übrig außer einem Häufchen ma t schiger Asche, die sich in den Falten seiner durchnässten Hose ve r teilte.
    Grundgütiger!
    Das war ihm ja noch nie passiert! In seiner stürmischen Jugend war es hin und wieder vorgekommen, dass er den Aggregatzustand von Substanzen versehentlich verändert hatte. Doch nie war dabei etwas in Brand geraten! Konnte es an dem Schlag auf den Kopf liegen, dass er seinen Makel so wenig i m Zaum hatte? Oder – großer Gott – wurde es etwa schlimmer?
    Hastig rückte er im Ohrensessel näher
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