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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition)
Autoren: Liv Abigail
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könnte statt des langwierigen, tragischen Verfalls einer Adelsfamilie darin über schier unlösbare Kriminalfälle, heldenhafte Ermittler und sadistische Bösewichte geschrieben st e hen. Könnte …
    Ein akzentuiertes „Guten Abend, werter Herr“ störte seine G e danken. Dicht vor der Theke hatte sich die Kundin aufgebaut und betrachtete ihn über den Rand einer rosafarbenen Schmuckbrille mit kunstvoll verziertem Gestell und Gläsern ohne Stärke.
    „ Muss ich …“, er räusperte sich, „darf ich Ihnen helfen?“
    Ein Strahlen breitete sich im Gesicht der Frau aus. „Ja!“ Fast rief sie das Wort und es betrübte Valender, diese freundliche, hübsche Dame gleich so tief frustrieren zu müssen. Sie gefiel ihm, und diese Art von Kundinnen enttäuschte er ungern und doch immer wieder.
    „ Ich bin auf der Suche nach einem Buch.“
    Ja, das war anzunehmen, wenn sie sich die Mühe machte, eine Buchhandlung zu betreten. Er nickte zustimmend. Aufzustehen würde allerdings nicht nötig sein.
    „ Es ist ein Roman aus Deutschland, eine Übersetzung des Bestse l lers Rrrubiiin-Rrrott.“ Beinah e verrenkte sie sich die Zunge bei dem Versuch, den Titel deutsch zu betonen. Aha, von dieser Art war sie also. Vermutlich sagte sie auch Pariii statt Paris und Kölle statt C o logne, um jene Art von Weltgewandtheit zu demonstrieren, die sie gern hätte, aber nie erreichen würde.
    „ Tut mir leid“, erwiderte er. „Die Art Literatur führen wir nicht.“
    „ Oh. Wie bedauerlich.“ Sie setzte eine Kunstpause, die er aus Hö f lichkeit nicht unterbrach. „Dann können Sie mir vielleicht eine A l ternative empfehlen?“ Sie klimperte mit langen, blonden, an den Spitzen dunkel getuschten Wimpern. „Es soll für meine jüngere Schwester sein, etwas Unterhaltsames, was sie zum Lachen bringt und …“
    „ Tut mir leid, so etwas führen wir nicht“, wiederholte Valender und musste sich zwingen, sich nicht wieder hinter der Familiensaga in seinem Schoß zu verstecken. Doch die Frau sah ihn an, als wäre es damit nicht getan.
    „ Ich fürchte, dass wir hier in Beazeley’s Books nichts führen, das jemand wie Sie der kleinen Schwester schenken würde.“
    Die Dame atmete tief ein und ihre Brüste strafften den fuchsiafa r benen Stoff ihres Mieders. Empörung nahm von ihrer Miene Besitz.
    „ Na, hören Sie mal! Wenn Sie glauben, nur stocksteife Studierte wären des Lesens mächtig … also, so ist es in keinem Fall! Natürlich lese ich, sehr viel sogar, und meine Schwester ist eine richtige Les e ratte und …“
    „ Denn wir führen auch nichts“, unterbrach er sie unbeeindruckt, „was ich selbst meiner Schwester schenken würde. Es ist so: Bei Beazeley’s handelt es sich um eine konservative Buchhandlung. H a ben Sie das Messingschild am Eingang nicht gesehen?“
    Die Dame trat von einem Fuß auf den anderen und wie erwartet nahmen ihre Wangen eine feine Röte an, die sich ganz entzückend mit dem Farbton ihrer Oberbekleidung biss. Valender wusste B e scheid. Die angebliche Vielleserin hatte keine Ahnung, was eine ko n servative Buchhandlung war. Gönnerhaft beschloss er, es ihr zu e r klären.
    „ Künstler“, begann er, „sind häufig Menschen, die Magie im Blut haben. Oft , ohne es zu wissen. Da sie gegenüber reinblütigen Me n schen durch die Magie im Vorteil sind, wurde die „Wahre Kunst Society“ ins Leben gerufen, um menschliche Literatur, Musik, Mal e rei und sonstiges Kunsthandwerk unter besonderen Schutz zu ste l len. Eine Buchhandlung, die die Auszeichnung nebst der Plakette „Wahre Kunst“ erringen will, muss nachweisen, ausschließlich We r ke reinblütiger Menschen im Programm aufzunehmen.“ Zu seinem a l lergrößten Bedauern, fügte er in Gedanken hinzu und schloss die Hände fester um seinen Roman, um den aufkeimende n Unmut über diesen Umstand zu verbergen.
    Die Pink Lady hob grazil eine in Fuchsia behandschuhte Hand vor den Mund. „Nein , wie aufregend“, hauchte sie und lehnte sich weit über die Theke, sodass Valender trotz seiner niedrigen Position zu einem tiefen Blick in ihr Dekolleté verleitet wurde. Nun war er es, der erpinkte.
    „ Und, verraten Sie es mir! Diese deutsche Schriftstellerin, ist sie e i ne Magische?“
    „ Das kann ich Ihnen nicht sagen.“ Dieses Dekolleté ! Es war ei n fach überall. Und schön war es – halleluja. Seit der Trennung von Catherine haute ihn ein solcher Anblick zu schnell von den F ü ßen. Wie gut, dass er schon saß. Doch wenn er sich dem
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