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Schlüsselherz (German Edition)

Schlüsselherz (German Edition)

Titel: Schlüsselherz (German Edition)
Autoren: Liv Abigail
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brüllte Valender. „Polizei! Polizei!“
    Irgendwo wurde unter lautem Knall ein Fensterlade n zugezogen. In dieser üblen Gegend würde sich niemand einmischen, und er konnte keine Hilfe rufen, denn sein radiomobiles Telefon lag zu Hause auf dem Schreibtisch. Seine verfluchte Nachlässigkeit!
    Der Mann lief weiter, bog in die Gasse ein und entschwand Vale n ders Blicken. Schwer zu beurteilen, ob er weiterhin die Lady verfol g te oder selbst floh. Valender rannte schneller. Er war ein guter Spri n ter, die Grundausbildung bei der Royal Army hatte seinen Kö r per gestählt. Trotzdem kam er zu spät. Als er in die Fashion Street ei n bog, leuchteten an deren Ende die Buntglaslampen der Brick L a ne. Ihm brach trotz der kalt-nassen Luft der Schweiß aus. Die Gasse lag völlig leer vor ihm. Bloß ein paar Müll- und Kohlens ä cke stapelten sich vor den verrammelten Toren der letzten noch g e nutzten Räume. Aber wie zum Henker hatten die beiden so schnell verschwinden können? Die Straße hatte nicht die kleinste Abzweigung. Seine Schritte hallten von den Hauswänden wider, als er we i terlief. Die Frau musste, von dem Mann verfolgt, durch irgendeine Tür in eines der Häuser gelangt sein. Sie brauchte seine Hilfe.
    „ Hallo?“, rief er und bekam sein Echo hundertfach als Antwort von den Mauern zurück. Davon abgesehen erwiderte niemand se i nen Ruf, doch irgendwo zu seiner Linken knirschte im Inneren der Bauten Glas, als träte jemand in Scherben. Beinah e hätte er die schief in den Angeln hängende Tür übersehen. Jemand hatte sich mit Farbe am Holz und den umgebenden Steinen ausgelassen.
    Den Letzten holen die Hunde.
    „ Schön für die Hunde!“, knurrte Valender. Die Frau und ihr Ve r folger könnten gemeinsame Sache machen, kam es ihm in den Sinn. Womöglich waren sie ein Trickräuberpärchen und lockten ihn in die Falle. Er stieß die Tür trotzdem auf. Er las zu viele Kriminalromane. Seine überbrodelnde Fantasie durfte kein Zögern verschulden, das die Frau ihr Leben kosten könnte.
    Im Haus musste er blinzeln, bis seine Augen sich an die Dunke l heit gewöhnt hatten. Zwischen feuchtem Steinfußboden, einer h o hen von Spinnweben verhangenen Decke und farbbeschmierten Wänden standen alte Regale und verrieten, dass dies einst ein Lade n lokal gewesen sein musste. Es roch nach faulendem Holz. Valender war nicht pingelig, aber der schleimige Boden, der seine Schuhsohlen bei jedem Schritt schmatzen ließ, erfüllte ihn mit Ekel. Der Dreck verrottete schon zu traniger Flüssigkeit. Widerlich. Hastig durchmaß er den Raum und gelangte in ein schmales Treppenhaus. Die Tür, die zum Keller führte, war nur angelehnt. Gerade wollte er sie öffnen, als er oben eine Stufe knarren hörte. Hastig polterte er hoch ins Obergeschoss.
    Und dann geschah es.
    Wie aus dem Nichts erschien über dem Geländer ein breiter schwarzer Balken, schoss auf ihn zu, erwischte ihm mit einem ekl i gen Klatschen und Knirschen im Gesicht, schlug ihm die Zähne z u sammen und den Kopf in den Nacken. Sein Hut wurde davon g e schleudert. Valender drohte, rückwärts die Treppe hinunterzustü r zen. Im letzten Moment gelang es ihm, sich am morschen Geländer festzuhalten. Dabei rutschte ihm die Tasche aus dem Arm, krachte zu Boden und polterte die Stufen hinab. Er schmeckte Holz und Blut und spürte Splitter in den Lippen. Vor seinen Augen tanzten Sterne in Weiß und Schwarz. Irgendwo dahinter sah er die Frau; ihr kühles, beinah e unbeteiligtes Gesicht. Hatte sie ihm tatsächlich kal t blütig eine Holzlatte ins Gesicht geschlagen? Als Dank, dass er ihr helfen wo…
    Sie ließ ihm keine Zeit, den Gedanken zu beenden oder gar ein Wort zu sprechen. Im nächsten Augenblick schoss ihm ein unglau b licher Schmerz durch Mark und Bein. Er fiel auf die Knie und krümmte sich zusammen. Ein Gleißen fraß sich durch seine zug e pressten Lider. In seinen Ohren kreischte es, als stürzten Engel vom Himmel auf geradem Weg in die Hölle. Er presste gutturale Laute hervor, die nichts Menschliches mehr an sich hatten. Zeitverzögert begriff er, was das teuflische Weib getan hatte.
    Sie hatte ihm mit ihren spitzen Lackschuhen genau in die Weic h teile getreten.
    Als seine Augen wieder eine vage Ahnung bekamen, was vor sich ging, sah er nichts weiter als eine knappe Bewegung. Sie schlug ihm etwas auf den Kopf. Es tat kaum mehr weh. Seine Sinne schwanden endgültig und hüllten sich in die Gnade einer Ohnmacht.
    Das letzte, was Valender wahrnahm, war ein
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