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Schlagfertigkeit

Schlagfertigkeit

Titel: Schlagfertigkeit
Autoren: Matthias Noellke
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oder schmiedet wüste Rachepläne. Mit Schlagfertigkeit und der begrenzten Bosheit, die Sie zum Schlagfertigsein brauchen, hat das natürlich nichts zu tun. Der Konflikt eskaliert und beide Parteien tragen den Schaden davon. Erkennen Sie nun, warum es besser ist, die eigene Bosheit zu pflegen, anstatt sie zu unterdrücken? – Nur so können Sie sie bei Bedarf dosiert einsetzen und lassen sie nicht eskalieren.
Bosheit als Heilmittel
    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht nicht darum, ein etwas anrüchiges Verhalten, das wir gerade unter dem Namen „Frechheit“ und „Flegelei“ verabschiedet haben, durch die Hintertür wieder hereinzuholen. Vielmehr geht es darum, eine Fähigkeit zu kultivieren, die Ihnen bei der Entwicklung Ihrer Schlagfertigkeit zugute kommt: Nämlich ein scharfes Auge zu haben für die kleinen und großen Schwächen Ihrer Mitmenschen. Diese Fähigkeit ist weit weniger entwickelt, als Sie vielleicht annehmen.
    „ Die meisten Menschen sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um wirklich boshaft zu sein. “
    (Friedrich Nietzsche)
    Wenn Sie wissen, wo der andere wirklich Defizite hat und wo er am verletzbarsten ist, dann wissen Sie auch, wohin Sie mit Ihren schlagfertigen Bemerkungen zielen müssen – nämlich in der Regel gerade nicht ins Schwarze hinein, wo Sie den anderen vielleicht „voll erwischen“, ihn sich aber zum Todfeind machen. Vielmehr geht es darum, die eigene Bosheit so zu dosieren, dass Sie den Angriff angemessen parieren können. Mehr nicht. Denn auf die Bosheit trifft zu, was auch für viele Gifte gilt: In kleinen Mengen kann sie wirken wie eine Medizin.
Die doppelte Legitimation
    Nochmals: Schlagfertigkeit ist keine Flegelei. Die Bosheit einer schlagfertigen Antwort ist niemals Selbstzweck, sie muss gerechtfertigt sein. Sie bedarf sogar einer doppelten Legitimation:
Sie muss pragmatisch legitimiert sein: Die Schärfe, die Sie Ihrer Antwort geben, muss aus der Situation verständlich sein.
Sie muss ästhetisch legitimiert sein: Sie müssen Ihren Gegenkonter ein wenig „verpacken“, er darf keine plumpe Retourkutsche sein.
    Was damit gemeint ist, dürfte unmittelbar klar werden, wenn wir uns jeweils eine konkrete Situation ansehen.
    Beispiel: Unordnung im Büro
    Frau Frings hat ein wichtiges Dokument verlegt. Ihre Chefin, Frau Tietze, begibt sich mit ihr auf die Suche und bemerkt angesichts des allgemeinen Durcheinanders: „Frau Frings, in Ihrem Büro herrscht ja das reinste Chaos. Ich bitte Sie, halten Sie in Zukunft besser Ordnung.“ Frau Frings entgegnet versonnen: „Ach wissen Sie, wer Ordnung hält, ist bloß zu faul zum Suchen.“
    Diese Antwort ist nicht schlagfertig, sondern unverschämt. Denn Frau Frings fehlt die „pragmatische Berechtigung“, über die Bitte Ihrer Chefin einfach so hinwegzugehen und sie dadurch zurückzuweisen. Die Bitte erscheint schließlich nur allzu berechtigt. Wenn Frau Frings ihr nicht nachkommen möchte, braucht sie gute Gründe, die sie darlegen sollte. Doch die Situation ändert sich vollkommen, wenn wir uns vorstellen, dass alles in bester Ordnung ist, eine Kollegin ihre Nase zur Tür reinstreckt und die gleiche Bemerkung macht wie Frau Tietze. Auch wenn der Schreibtisch von Frau Frings gerade ein wenig unaufgeräumt ist, mag ihre Antwort als halbwegs schlagfertig durchgehen. Der Grund: Für die Bitte gibt es keine Berechtigung. Die Antwort von Frau Frings ist also eine etwas nettere Form zu sagen: „Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Dinge.“
    Beispiel: „Sie sind vielleicht eine Pfeife“
    Der Marketingleiter, Herr Fröse, gerät bei seiner Präsentation etwas ins Stocken. Offensichtlich sind zwei Charts vertauscht worden. Sein Kollege vom Vertrieb, Herr Döhler, bemerkt: „Fröse, Sie sind vielleicht eine Pfeife.“ Fröse antwortet: „Und Sie sind die Oberpfeife, Döhler.“
    Der Vertriebsleiter Döhler hat sich im Ton vergriffen. Also ist Herr Fröse „pragmatisch legitimiert“, sich zur Wehr zu setzen. Schlagfertig ist seine Reaktion jedoch nicht, sondern plump, denn Herr Fröse wiederholt nur das, was Herr Döhler ihm an den Kopf geworfen hat. Umschlagfertig zu sein, muss seine Antwort einen kleinen Umweg gehen, sie braucht einen kleinen Kniff, ein Wortspiel, eine Anspielung. Sonst verpufft sie. Herr Fröse hätte zum Beispiel erwidern können: „Einverstanden, ich bin vielleicht eine Pfeife. Aber Sie sind ganz sicher die Oberpfeife.“
    Sie müssen sofort reagieren
    Wer schlagfertig kontern
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