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Nicolai

Nicolai

Titel: Nicolai
Autoren: Christine Balasch
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Nichts ist für immer

 
    „Kommst
du mit?“, fragte mich Maria, meine Kollegin, die vor meiner offenen Bürotür
stand. Ich sah sie an. Irgendetwas war heute anders an ihr. Stimmt, heute war
noch ein Knopf mehr von ihrer Bluse geöffnet und die kleinen Brüste waren extra
hochgeschnallt. Und da fiel es mir auch wieder ein. Heute war der Tag bei Fröhlich
& Partner, der bekanntesten und gefürchtetsten Rechtsanwaltskanzlei mitten
in Berlin, an dem der neue frischgebackene Rechtsanwalt in unserer Kanzlei anfangen
wird. Irgendwie hatte ich diesen Tag nicht besonders herbeigesehnt. Denn
ehrlich gesagt, ich wusste nicht was nun alles auf mich zukommen würde.
Immerhin würde dieser neue Rechtsanwalt den Platz von Carl annehmen, meinem
heißgeliebten Chef, der nicht nur der beste Rechtsanwalt und Chef von der Welt
war, er war auch wie ein Vater zu mir in den letzten 20 Jahren. Der neue
Rechtsanwalt würde es also schwer haben mit mir. Aber ich werde ihm selbstverständlich
eine Chance geben. Bin ja eine Nette. Ich gab meiner Kollegin zu verstehen,
dass ich gleich nachkommen werde. Sie nickte mir zu und ging.
    Nachdenklich hielt ich
meine Kaffeetasse in der Hand und nippte an dem bereits kalten Kaffee. Ich
bemerkte nicht, dass sich jemand in mein Büro schlich. „Alexandramädchen! Na
träumen wir gerade mal wieder?“, hörte ich von weitem eine Stimme. Ich blickte
erschrocken hoch und sah in die warmen braunen Augen von Carl. Er stützte sich
mit beiden Händen auf dem Schreibtisch ab und lächelte mir zu. Eigentlich
konnte ich es gar nicht leiden, wenn man zu mir immer „Alexandramädchen“ sagte,
aber bei Carl machte ich großzügig eine Ausnahme. Schließlich durfte ich ihn ja
auch nur Carl nennen, obwohl Carl sein Nachname war. Das hatte sich irgendwie
in den letzten Jahren so eingeschlichen. Und im Grunde genommen war ich ihm ja
gar nicht böse über sein „Alexandramädchen“. Bei ihm klang das immer sehr
väterlich, was mich allerdings oft schmerzlich daran erinnerte, nicht zu wissen
woher ich kam, wer meine Eltern waren. Ich blickte zu ihm auf. „Na ja, ich frag
mich gerade wie das hier werden wird. Ohne dich.“ Meine Mundwinkel verzogen
sich leicht nach unten. Carl wusste ganz genau, dass mir sein Weggehen aus der
Kanzlei sehr schwer fallen würde. Ich stand auf, stellte meine Tasse auf den
Tisch und ging zum Fenster. Der Blick nach draußen zeigte mir einen grauen
Himmel der sehr nach Regen aussah. Carl kam mir nach und nahm mich in die Arme.
Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und umarmte ihn. Es war schön, seine
Wärme zu spüren. „Ich hab dir so viel zu verdanken.“, sagte ich leise und
kämpfte mit meinen Tränen. Mein Blick ging zur Tür, gerade in dem Moment als ein
elegant gekleideter und noch dazu sehr gutaussehender Mann mit einer
aufgetakelten Blondine vorbei ging. „Kopf hoch, Alexandra. Ich bin ja nicht aus
der Welt. Auch wenn ich jetzt meine lang herbeigesehnte Weltreise antreten
werde, ich bin doch auch weiterhin für dich da. Du kannst mich jederzeit
anrufen. Außerdem, du bist eine ganz tolle und außergewöhnliche Frau. Und ich
bin sicher, dein neuer Chef wird schnell merken was für ein schlaues Köpfchen
du hast.“, sprach er liebevoll mit sanfter Stimme.   „Komm wir müssen gehen“. Bedrückt strich ich
mir meine Bluse glatt.
    Der
große Besprechungsraum befand sich am hinteren Ende des fast 20 Meter langen
Flures. Die meisten Damen und Herren der Kanzlei saßen bereits, steckten aber
noch vereinzelt die Köpfe zusammen und tuschelten. Carl drückte liebevoll meine
Hand und ging dann mit eiligem Schritt nach vorne zum Podium. Ich sah mich
suchend in dem großen Raum nach Maria um. Als ich sie erblickte musste ich
schmunzeln, sie hatte sich natürlich den besten Platz im Raum ausgesucht, um
auch alles genau beobachten zu können. Vor allem den neuen Rechtsanwalt. Seit
Tagen sprach sie von nichts anderen mehr. Wie er wohl aussehen würde und vor
allem ob er in festen Händen sei. Denn Maria gab die Hoffnung nicht auf, eines
Tages einen gutaussehenden und reichen Mann sich zu angeln. Sie winkte mir zu.
Ich ging etwas schüchtern durch den Raum und nahm neben ihr Platz. „An deiner
Bluse ist ein Knopf zu viel auf.“, konnte ich mir allerdings nicht verkneifen
ihr leise zuzuflüstern. Doch das ignorierte sie gekonnt mit einem schnippischen
Lächeln. Dann wurde es plötzlich still im Raum und alle schauten gespannt nach
vorne zu Edgar Fröhlich, der mit seinem
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