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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5
Autoren: Kurt Vonnegut
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statt die Waren.
    Ein Angestellter kam zu Billy und sagte ihm, die guten Sachen seien hinten, die Bücher, in denen Billy las, seien nur Schaufensterdekorationen.
    »Das wollen Sie doch nicht, um Himmels willen « , sagte er Billy.
    »Was Sie wollen, ist hinten. «
    Also ging Billy ein wenig weiter nach hinten, aber nicht bis zu dem Teil »Nur für Erwachsene « . Er ging aus zerstreuter Höflichkeit, wobei er ein Trout-Buch mitnahm — und zwar das über Jesus und die Zeitmaschine.
    Der Zeitreisende in dem Buch ging bis zu den biblischen Zeiten zurück, um besonders eines herauszufinden: ob Jesus wirklich am Kreuz gestorben war oder nicht — oder ob er noch lebendig abgenommen worden war und in Wirklichkeit weitergelebt hatte.  Der Held hatte ein Stethoskop bei sich.
    Billy übersprang die Seiten bis zum Ende des Buches, wo der Held sich unter die Leute mischte, die Jesus vom Kreuz abnahmen. Der Zeitreisende war als erster die Leiter hochgestiegen, in zeitgemäße Gewandung gekleidet, und er beugte sich dicht über Jesus, so daß die Leute ihn nicht das Stethoskop anlegen sahen, und er lauschte.
    Es war kein Laut innerhalb der ausgemergelten Brusthöhle zu hören, Gottes Sohn war mausetot.  So geht das.
     
    Der Zeitreisende, der Lance Corwin hieß, maß auch die Körpergröße von Jesus, stellte aber nicht sein Gewicht fest. Jesus war etwa 1,85 Meter groß.

    Ein anderer Angestellter kam zu Billy und fragte ihn, ob er das Buch kaufen wolle oder nicht, und Billy sagte, er wolle es, bitte, kaufen. Er stand mit dem Rücken zu einem Gestell mit Taschenbüchern über oral-genitalen Geschlechtsverkehr vom alten Ägypten bis zur Gegenwart und so weiter, und der Verkäufer nahm an, er lese eines davon. Daher war er verblüfft, als er sah, worum es sich bei Billys Buch handelte. Er sagte: »Großer Gott, wo haben Sie das denn gefunden? « und so weiter, und er mußte den anderen Angestellten von dem Pervertierten erzählen, der die Schaufensterdekoration kaufen wollte.  Die anderen Angestellten wußten bereits Bescheid über Billy. Auch sie hatten ihn beobachtet.
    Die Registrierkasse, wo Billy auf sein Wechselgeld wartete, befand sich in der Nähe eines Gestells mit Stapeln alter Frauenzeitschriften. Billy blickte auf eine aus dem Augenwinkel und sah auf der Titelseite die Frage: Was ist wirklich aus Montana Wildhack geworden? Also las Billy das. Er wußte natürlich, wo Montana Wildhack wirklich war. Sie war zurück auf Tralfamadore, kümmerte sich um das Baby, aber die Zeitschrift mit dem Titel Mitternachtskätzchen verhieß, sie liege, in einen Zementmantel eingehüllt, sechzig Meter tief in den salzigen Gewässern der Bucht von San Pedro.  So geht das.
     
    Billy wollte lachen. Die Zeitschrift, die für einsame Männer, die nach einem Kitzel gierten, bestimmt war, brachte die Geschichte so, daß sie die Bilder veröffentlichen konnte, die dem gewagten, von Montana als Teenager gedrehten Film, entnommen waren.
    Billy sah sich diese nicht genau an. Es waren grobkörnige Bilder, mit Ruß und Kreide. Es hätte irgendwer sein können.
    Billy wurde wieder in den rückwärtigen Teil des Ladens verwiesen, und er leistete diesmal der Aufforderung Folge. Ein sexübersättigter Seemann ging von einem Filmguckkasten weg, während der Film noch lief. Billy schaute hinein, und da war Montana Wildhack allein auf einem Bett und schälte eine Banane.
    Das Bild schaltete ab. Billy wollte nicht sehen, was als nächstes passierte, und ein Verkäufer drängte ihn, herüberzukommen und sich wirklich heiße Ware anzusehen, die sie für Kenner unter dem Ladentisch aufbewahrten.
    Billy war ein klein wenig neugierig, was an einer solchen Stelle verborgen gehalten wurde. Der Angestellte warf ihm einen vielsagenden Blick zu und zeigte es ihm. Es war eine Fotografie von einer Frau und einem Shetlandpony. Sie versuchten den Beischlaf zwischen zwei dorischen Säulen vor einem Hintergrund von Samtvorhängen, die mit Zierbällchen gesäumt waren.
     
    An diesem Abend trat Billy nicht im New-Yorker Fernsehen auf, aber er wirkte bei einer Vortragssendung im Rundfunk mit. Es gab eine Rundfunkstation gleich neben Billys Hotel. Er sah ihre flammenden Leuchtbuchstaben über dem Eingang des Rundfunkgebäudes und ging daher hinein. Er fuhr in einem automatischen Auf zug zu dem Studio hinauf, und dort oben warteten noch andere Leute darauf, vorgelassen zu werden. Es handelte sich um Literaturkritiker, und sie hielten Billy auch für einen. Sie wollten
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