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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5
Autoren: Kurt Vonnegut
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der kleine Herr Jesus
    Kein Geschrei macht.

    Billy reiste in der Zeit zurück zu dem Krankenhaus in Vermont. Das Frühstück war verzehrt und weggeräumt worden, und Professor Rumfoord begann sich zögernd für Billy als Menschen zu interessieren.
    Rumfoord fragte Billy schroff aus und überzeugte sich, daß Billy wirklich in Dresden gewesen war. Er wollte von Billy wissen, wie es gewesen war, und Billy erzählte ihm von den Pferden und dem Paar, das auf dem Mond seine Mahlzeit einnahm. Die Geschichte endete folgendermaßen: Billy und das Arztehepaar spannten die Pferde aus, aber die Pferde wollten nirgendwo hingehen. Ihre Füße schmerzten sie zu sehr. Und dann kamen Russen auf Motorrädern und verhafteten jedermann außer den Pferden.
    Zwei Tage später wurde Billy den Amerikanern übergeben, die ihn auf einem sehr langsamen Frachter, der Lucretia A. Mott hieß, in die Heimat verschifften. Lucretia A. Mott war eine berühmte amerikanische Suffragette. Sie war tot. So geht das.
     
    »Es mußte geschehen « , sagte Rumfoord zu Billy und sprach von der Zerstörung Dresdens.
    »Ich weiß « , sagte Billy.
    »Das ist der Krieg! «
    »Ich weiß. Ich beschwere mich nicht. «
    »Es muß die Hölle für die Menschen unten gewesen sein. «
    »Das war es « , stimmte Billy Pilgrim bei.
    »Ein Jammer für die Menschen, die es tun mußten. «
    »Sie tun mir auch leid. «
    »Ihre Gefühle müssen, für Sie dort unten auf dem Boden, recht gemischt gewesen sein. «
    »War ganz in Ordnung « , meinte Billy. »Alles ist in Ordnung, und jeder muß genau das tun, was er tut.
    Das habe ich auf Tralfamadore gelernt. «

    Billy Pilgrims Tochter nahm ihn später an diesem Tag mit nach Hause, brachte ihn in seiner Wohnung zu Bett und schaltete die »Magischen Finger « an. Eine ausgebildete Pflegerin war da. Billy sollte nicht arbeiten oder sogar das Haus nicht einmal für eine Weile verlassen. Er war unter ständiger Beobachtung.
    Aber Billy stahl sich hinaus, als die Krankenpflegerin nicht aufpaßte, und fuhr nach New York, wo er im Fernsehen aufzutreten hoffte. Er wollte der Welt von den Lehren von Tralfamadore berichten.
     
    Billy Pilgrim stieg im Royalton-Hotel in der 44. Straße in New York ab. Er bekam dort ein Zimmer, das einmal George Jean Nathan, der Kritiker und Schriftleiter, bewohnt hatte. Nathan war nach irdischer Auffassung von Zeit schon im Jahre 1958 gestorben. Der tralfamadorianischen Auffassung entsprechend, war Nathan allerdings noch irgendwo am Leben und würde das immer sein.
    Das Zimmer war klein und einfach, außer daß es im obersten Stockwerk lag und Glastüren hatte, die auf eine Terrasse, so groß wie das Zimmer, führten. Unter der Brüstung der Terrasse befand sich der Luftraum über der 44. Straße. Billy beugte sich jetzt über diese Brüstung und blickte auf alle die sich hin und her bewegenden Figürchen hinunter. Sie waren ruckweise sich bewegende kleine Scheren. Sie waren ein komischer, wimmelnder Haufen.
    Es war eine frostige Nacht, und Billy kam nach einer Weile herein und schloß die Glastüren. Das Schließen dieser Türen erinnerte ihn an seine Flitterwochen. Solche Glastüren hatte es in dem Liebesnest in Cape Ann während seiner Flitterwochen gegeben, sie waren noch dort und würden immer dort sein.
    Billy schaltete sein Fernsehgerät ein, drehte den Schaltknopf rund herum. Er suchte ein Programm, in dem er vielleicht hätte erscheinen können. Aber es war zu früh am Abend für Programme, in denen Leute mit eigenwilligen Ansichten sich äußern konnten. Es war erst kurz nach acht Uhr, so daß alles, was gezeigt wurde, sich um dummes Zeug oder Mord drehte. So geht das.
     
    Billy verließ sein Zimmer, fuhr mit dem langsamen Lift nach unten, ging hinüber zum Times Square und schaute in das Schaufenster eines geschmacklos aufgemachten Buchladens. In der Auslage gab es Hunderte von Büchern über Ficken, Homosexualität und Mord sowie einen Stadtplan für New York City und ein Modell der Freiheitsstatue mit einem Thermometer daran. Auch lagen in dem Fenster, voller Ruß und Fliegendreck, vier Paperbackromane von Billys Freund Kilgore Trout.
    Die Tagesnachrichten wurden derweilen in Lichterstreifen auf die Front eines Gebäudes im Rücken von Billy geschrieben. Das Fenster spiegelte die Nachrichten wider. Es ging um Machtkampf, Sport, Zorn und Tod. So geht das.
     
    Billy betrat den Buchladen.
    Ein Anschlag drinnen besagte, daß nur Erwachsene im hinteren Teil Zutritt hatten. Hinten gab es
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