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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5
Autoren: Kurt Vonnegut
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Guckkästen, die Filme von unbekleideten jungen Frauen und Männern zeigten. Eine Minute lang in eine Maschine hineinzuschauen kostete einen Vierteldollar.
    Es gab dort hinten auch noch Fotografien von nackten jungen Leuten zu kaufen. Die konnte man mit nach Hause nehmen. Die Fotografien waren sehr viel tralfamadorianischer als die Filme, denn man konnte sie betrachten, so oft man wollte, und sie veränderten sich nicht. Zwanzig Jahre weiter, und diese Mädchen würden noch immer jung sein, würden noch immer lächeln oder strahlen, oder einfach dumm mit weit geöffneten Beinen dreinschauen. Manche von ihnen aßen Lutschbonbons oder Bananen. Sie würden diese noch immer essen. Und die großen Schwänze der jungen Männer würden noch immer halb steif sein und ihre Muskeln sich wölben wie Kanonenkugeln.
    Aber der hintere Teil des Ladens hatte es Billy Pilgrim nicht angetan. Viel mehr begeisterten ihn die Kilgore-Trout-Romane im vorderen Teil. Die Titel waren alle neu für ihn — oder er hielt sie wenigstens dafür. Jetzt öffnete er einen davon. Es schien durchaus in Ordnung, daß er das tat. Jeder andere im Laden befummelte die Dinge. Der Titel des Buches lautete Die große Wandtafel.  Er las ein paar Abschnitte darin und merkte dann, daß er es bereits vor Jahren in dem Veteranenkrankenhaus gelesen hatte. Es handelte von einem irdischen Mann und einer Frau, die von außenweltlichen Wesen verschleppt wurden. Sie wurden in einem Zoo auf einem Plakat namens Zircon-212 zur Schau gestellt.

    Diese erfundenen Personen in dem Roman hatten eine große Wandtafel, die eine ganze Wand ihrer Behausung einnahm und die wahrscheinlich Börsenkurse und vorteilhafte Warenpreise anzeigte, und einen automatischen Nachrichtenempfänger sowie ein Telefon, das vermutlich mit einer Maklerfirma auf der Erde verbunden war.
    Die Geschöpfe auf Zircon-212 machten ihren Gefangenen vor, daß sie eine Million Dollar für sie auf der Erde investiert hatten und daß es Sache der Gefangenen sei, sie so zu verwalten, daß sie fabelhaft reich sein würden, wenn man sie zur Erde zurückbrächte.
    Das Telefon, das große Wandbrett und der Telegraf waren natürlich alles Vortäuschungen. Sie waren nichts wie Reizmittel, damit die Erdbewohner eine lebhafte Vorstellung für die Schaulustigen im Zoo gaben — damit sie auf und ab sprangen und jubelten oder sich ins Fäustchen lachten oder schmollten oder sich die Haare rauften, furchtbare Angst hatten oder sich so zufrieden fühlten wie Kinder in den Armen ihrer Mutter.
    Die Erdenbürger machten sehr gute Geschäfte auf dem Papier. Das gehörte natürlich mit zur Inszenierung. Und auch die Religion hatte damit zu tun. Der automatische Telegraf erinnerte sie daran, daß der Präsident der Vereinigten Staaten eine Woche zur Nationalen Gebetswoche erklärt hatte und jedermann beten sollte. Die Erdenbürger hatten vordem eine sehr schlimme Woche auf der Börse gehabt. Sie hatten ein kleines Vermögen in Olivenölgeschäften verloren.  Also kurbelten sie das Beten an.
    Es funktionierte. Olivenöl stieg im Kurs.
     
    Ein anderes Buch von Kilgore Trout dort in der Auslage handelt von einem Mann, der eine Zeitmaschine baute, so daß er sich zurückversetzen und Jesus sehen konnte. Sie funktionierte, und er sah Jesus, als dieser erst zwölf Jahre alt war. Jesus lernte gerade das Zimmermannshandwerk von seinem Vater. Zwei römische Soldaten kamen in die Werkstatt mit einer mechanischen, auf einer Papyrusrolle angefertigten Zeichnung von einem Gerät, das sie bis Sonnenaufgang am nächsten Morgen gebaut haben wollten. Es war ein Kreuz, das zur Hinrichtung eines Aufrühers benutzt werden sollte.
    Jesus und sein Vater bauten es. Sie waren froh, daß sie die Arbeit bekamen. Und der Aufrührer wurde daran hingerichtet.  So geht das.
     
    Der Buchladen wurde von scheinbaren Fünflingen geleitet, von fünf kleinen, kahlköpfigen Männern, die unangezündete, tropfnasse Zigarren kauten. Sie lächelten nie, und jeder von ihnen hatte einen Hocker zum Sitzen. Ihr Geld verdienten sie, indem sie ein Papier-und-Zelluloid-Freudenhaus betrieben. Sie selbst hatten keinen Ständer. Auch Billy Pilgrim nicht.
    Aber jeder andere hatte einen. Es war ein lächerlicher Laden, alles drehte sich nur um Liebe und kleine Kinder.
    Die Angestellten forderten gelegentlich jemanden auf, entweder zu kaufen oder hinauszugehen, nicht nur einfach zu gucken und zu gucken und alles zu betasten und anzufassen. Manche Leute guckten einander an —
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