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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Joy Fraser
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albern fand. Er wollte nicht, dass ein Teil von ihm bereits jetzt in einem Sarg aufbewahrt wurde, wo es vor sich hin gammelte. Aber er ließ sie gewähren und lächelte innerlich über Isabels Versuch, den Lauf der Zeit aufhalten zu wollen. Lieber beeindruckte er sie mit seiner neuen Ausstrahlung, und sie hatte schon nach einem Jahr aufgehört, „Glatzkopf“ zu ihm zu sagen.
    Ja, sie hatten sich verändert, sie waren Eltern geworden. Doch er bemühte sich, nicht nur ein guter Vater für das Kind, sondern weiterhin Isabels Freund und Ehemann zu sein. Viele seiner Freunde hatten das Phänomen beobachtet, dass nach einem Kind alles anders wurde. Doch sie beide wollten das nicht akzeptieren, setzten sich einfach darüber hinweg. Und es war ihnen gelungen.
    Isabel regte sich, und er verharrte bewegungslos. Er wollte sie noch ein bisschen betrachten, ohne dass sie es merkte. Es gab keine Worte dafür, was er für sie empfand. Nichts hatte sich geändert seit damals, oder doch, sie waren sich noch näher gekommen. Sicher, es gab auch harte Worte bei so mancher Auseinandersetzung, doch in all den Jahren waren sie nicht ein einziges Mal unversöhnt zu Bett gegangen.
    Mit all seinen Überredungskünsten hatte er versucht Isabel davon zu überzeugen, all ihre intimsten Gedanken aus dem Manuskript herauszuhalten. Doch sie hielt es für dramaturgisch wichtig, und er konnte es nicht verhindern. Wildfremde Menschen, die uns gar nicht kennen, hatte sie argumentiert, werden die Geschichte für einen Roman halten, weiter nichts. Sie wollte das Buch unter einem Pseudonym herausbringen und sah gar nicht ein, etwas zu streichen. Barbara und Anette hatten nichts dagegen, und außerdem müsse er sich irgendwann einmal seinen Schatten stellen und darüber hinwegkommen. Er konnte ihr nicht widersprechen, denn niemand kannte ihn so gut wie sie. Nach langem Ringen ließ er das Argument gelten und gab ihr alles zu Protokoll. Seltsamerweise fühlte er sich hinterher besser.
    Es hatte ihn amüsiert, wie sie manchmal beim Diktat reagierte. Nicht selten führte die Schilderung der sexuellen Abenteuer aus seiner Sicht dazu, dass Isabel ein paar erstaunte wirklich? Nein! Männer!-Ausrufe von sich gab oder sie beide ohne Umwege im Bett landeten. Er grinste, als die Erinnerung in ihm hochstieg. Sie nannte es die Achtzehntes-Jahrhundert-Gedenk-Nummer.
    Und diese Nummer war heiß.
    Ja, dieses Buch zu schreiben hatte Spaß gemacht und es zu erleben noch mehr.
     
    Am nächsten Morgen waren alle frühzeitig wach. Isabel setzte Kaffee auf, und Jack ging ans Küchenfenster und hielt nach Ann-Isabel Ausschau, die sich noch schnell von ihrem Lieblingspferd verabschieden wollte.
    „Was meinst du, wie sie alles aufgefasst hat?“, fragte er unsicher.
    „Ich glaube, sie ist ein bisschen eifersüchtig“, sagte Isabel und räumte ein paar Teller in die Spülmaschine.
    „Eifersüchtig? Auf wen?“
    „Vielleicht ist es das falsche Wort. Ausgeschlossen, ich glaube, sie fühlt sich ein bisschen ausgeschlossen. Bisher dachte sie, sie wüsste alles über ihre Eltern. Stell dir vor, deine Mutter hätte dir so etwas erzählt.“
    Er runzelte die Stirn und dachte darüber nach. Ann-Isabel war noch nicht zu sehen. Hoffentlich blieb sie nicht so lange, in einer Stunde wollte er sie zurückfliegen.
    „Vielleicht hast du recht. Ich wäre sicher auch stinksauer, wenn meine Eltern das so lange verheimlicht hätten. Aber wie hätte man so etwas einem Kind sagen sollen?“
    Er zuckte die Achseln. Isabel nickte stumm, goss Kaffee in zwei Keramikbecher und reichte Jack einen davon. Darüber hatten sie in den vergangenen Jahren oft genug diskutiert.
    „Da kommt sie“, sagte er erleichtert, drückte Isabel den Kaffeebecher in die Hand und lief los, um sie zu begrüßen.
    Isabel schüttelte lächelnd den Kopf. Vater und Tochter, dachte sie, einfach unzertrennlich. Die beiden kamen Arm in Arm in die Küche, und Ann-Isabel ließ sich aufgeregt über die Vorzüge ihres neuen Autos aus. Isabel gab Jack erneut den Kaffeebecher zurück, und er trank ihn aus.
    „Komm, Ann-Isabel, wir gehen noch kurz ins Büro, und du kannst dir das Bild ansehen.“
    Sie nickte eifrig und folgte ihm die Treppe hinunter in sein Büro. Sie blieb einen Moment hinter Jack stehen und wartete, bis er den Lichtschalter ertastet hatte. Dann trat sie neben ihn. An der Wand direkt vor ihr, hinter dem großen, antiken Schreibtisch ihres Vaters, hing das Ölbild. Sie betrachtete es fasziniert.
    Es hatte einen
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