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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Joy Fraser
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im Tagebuch.
    „Ich kann nicht glauben, dass das tatsächlich geklappt hat“, sagte Anette und lachte.
    Was hatte Karin wohl erlebt, nachdem wir gegangen waren?
     
     
     

9
     
    Isabel nahm einen Schluck Wein, und Ann-Isabel rutschte unruhig auf der Couch hin und her. Jack hatte inzwischen das Tagebuch aus dem Sekretär geholt und es Isabel auf den Schoß gelegt.
    „Und? Was steht denn drin?“, fragte Ann-Isabel ungeduldig.
    Jack beugte sich vor und ergriff sein Weinglas.
    „Wir haben in Mamas Zimmer natürlich sofort das Bild angeschaut. Es hängt übrigens in meinem Büro hier im Haus.“
    „Was?“, rief Ann-Isabel erstaunt. „Ich habe es nie bemerkt.“
    „Ich habe es erst vor kurzem dort platziert. Es hat im Laufe der Jahre doch ein paar Blessuren abbekommen, und wir mussten es restaurieren lassen, was nicht ganz billig war und eine Weile dauerte.“
    „Ich sehe es mir nachher an. Sagt mir bitte erst, was in dem Buch steht“, sagte Ann-Isabel ungeduldig.
    Isabel blickte einen Moment versonnen, als sei sie geistig bereits in die Vergangenheit zurückgegangen.
    „Du kannst es nachher ruhig selbst lesen, wenn du möchtest. Ich hatte es ebenfalls zum Restaurieren gegeben, und man hat die empfindlichen alten Seiten versiegelt. Eigentlich könnte man es mehr als „Jahrbuch“ bezeichnen. Hätte Karin Tagebuch geführt, wären sicher zu viele Bücher zusammengekommen. Es sind die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens beschrieben, bis sie fünfundsechzig Jahre alt wurde. Dann hat sie es vorsichtshalber hinterlegt, denn ich glaube, sie bekam eine Krankheit, vielleicht eine Seuche, gegen die sie ja nicht geimpft war, oder Krebs. Sie wusste es selbst nicht. Barbara sah in den Kirchenbüchern in Frankfurt nach und entdeckte, dass sie doch noch stolze zweiundsiebzig wurde.“
    Jack strich ihr sanft mit der Hand übers Bein, doch sie blieb gefasst. Er wandte sich an Ann-Isabel.
    „Sie beschreibt, dass der Kristall, nachdem wir uns einfach in Luft aufgelöst hatten, was wirklich sehr beängstigend ausgesehen hätte, leuchtend vor ihnen liegen geblieben sei. Von da an hätte Johannes nie mehr an unserer Geschichte gezweifelt und Karin immer mit viel Respekt behandelte, als wäre sie eine wundersame Erscheinung, die Gott aus einer anderen Zeit zu ihm geschickt hatte. Tief gläubig, wie er war, fühlte er sich dadurch geehrt, obwohl er nicht wusste, warum gerade ihm das widerfahren durfte, und er es auch nie richtig verstehen konnte, glaubte Karin. Aber er hatte eben eine besondere Frau, und davon profitierte Karin sicherlich in dieser von Männern bestimmten Epoche.
    Jedenfalls haben sie, wie wir es geraten hatten, den Kasten über den Kristall gestülpt, ihn aufgehoben und in den Hof gestellt. Am Abend hob Johannes vorsichtig den Deckel an, und es waren nur noch Splitter darin. Keine Explosion oder irgendetwas Aufregendes. Da wussten sie, dass wir es geschafft haben mussten, und Karin weinte furchtbar.“ Er hielt inne. „Dann kippten sie den Kristallstaub in den Main. Sie heirateten, und Karin begann mit den Aufzeichnungen. Der Pfarrer ließ sie in Ruhe, Johannes gehörte schließlich zu einer sehr angesehenen Familie, er sah sie nur ab und zu merkwürdig an, schreibt sie. Doch das ließ nach, als Pfarrer Adolf ihre drei Kinder getauft hatte und ab und zu von ihnen zum Essen gebeten wurde. Wegen der angeblichen Hexerei hatte sie glücklicherweise keine Schwierigkeiten, denn Friedrichs Schuldschein gegen Schreiber diente ihnen als Rückversicherung. Notfalls hätten sie ihn damit erpresst, für sie zu bürgen. Lisa sahen sie nie wieder, und mit Anna hat sie sich dick angefreundet, denn sie blieben alle in ihrem Haus wohnen. Anna wollte die beiden nicht gehen lassen, sie hatte Angst so ganz ohne männlichen Beistand. Georg, der Kutscher, war ihr wohl nicht genug. Er wirkte auch etwas unnahbar, musst du wissen“, fügte er hinzu und lächelte. „Jedenfalls sind sie erst ein paar Jahre später in ein eigenes Haus gezogen, als Anna wieder heiraten wollte. Sie schrieb, dass die kleine Isabel ein hübsches Mädchen geworden und kerngesund sei. Karin und Johannes sind ihr Leben lang zusammen geblieben. Du kannst sie dir alle auf dem Gemälde betrachten. Ein Bild malen zu lassen war übrigens Johannes’ Idee. Er wollte uns damit überraschen, und ich muss sagen, das ist ihm auch gelungen . “ Er lachte.
    „Gott sei Dank ist es Karin gut gegangen. Ich meine, das war doch sicher sehr beruhigend für euch“, sagte
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