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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Joy Fraser
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fuhr erschrocken zurück, doch ein feiner Nieselregen legte sich über ihr Gesicht. Isabel lachte auf, aber es war mehr ein Laut der Überraschung, und sie ging hinaus, um ein Tuch zu holen. Jack stellte langsam das Glas ab, sah erst an sich herunter, dann an Ann-Isabel und grinste.
    „Konntest du nicht warten, bis ich den Wein hinuntergeschluckt hatte?“
    Sein Blick schwankte zwischen Belustigung und echtem Schock. Warum nur, fragte sie sich. Wer war hier zuerst schamlos? Es hatte sie schockiert beim Lesen, aber gleichzeitig auch fasziniert. Da wurde ein Mensch beschrieben, den sie liebte, der aber normalerweise niemals einen solchen Seelenstriptease vor ihr hinlegen würde. Zumal sie seine puritanische Einstellung kannte.
    „Jetzt sind wir quitt, Dad“, sagte sie ernst und hoffte, er würde sie verstehen.
    Ihr Schock gegen seinen. Er stutzte einen Moment, dann nickte er mehrmals. Isabel legte das Tuch auf dem Tisch ab.
    „Dad wollte gar nicht, dass ich alles so genau beschreibe, aber es wäre einfach nicht vollständig gewesen. Obwohl es eine wahre Geschichte ist, entwickelte ich mit der Zeit einen Romanstil. Ich möchte es gerne veröffentlichen. Natürlich als reine Fiktion, mit geänderten Namen und Orten.“
    Sie sah ihre Tochter prüfend an. Ann-Isabel hörte ihr schweigend zu.
    „Ich wollte auch, dass du uns verstehst. Die ganze Geschichte war so unglaublich, dass ich sie nach einigen Jahren bestimmt selbst als Traum oder Hirngespinst abgetan hätte, wäre aus ihr nicht die Liebe zu deinem Vater entstanden. Ich brauche ihn nur anzusehen und weiß genau, es ist wirklich passiert, denn nur durch dieses Abenteuer haben wir uns kennen gelernt. Wir wollten, dass du dich ein bisschen einfühlen kannst in das, was deine Eltern zusammen durchlebt, durchlitten und eben auch durchliebt haben. Ist uns das gelungen?“, fragte sie zögernd.
    „Gelungen? Mom, ich habe zwei Tage geheult!“
    Isabel lächelte, doch Jack war verblüfft.
    „Aber warum denn nur?“, fragte er mit der Verständnislosigkeit eines männlichen Wesens.
    „Warum? Na, weil ... weil es so schön ist ...“, sagte sie und konnte die Tränen nicht länger unterdrücken.
    Jack bewegte sich unruhig, wollte zu ihr eilen, sie trösten, doch Isabel hielt seinen Arm fest und sah ihn durchdringend an. Lass sie, las er in ihrem Blick, sie wird sich gleich beruhigen. Lass sie es allein schaffen, es verstehen.
    Widerwillig lehnte er sich zurück und beobachtete Ann-Isabel scharf. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Ungläubigkeit ja, aber müssen Frauen immer alles so schön finden? Erklärungen konnte er geben. Stundenlang. Aber gegen weibliche Tränen war er schon immer machtlos gewesen. Ann-Isabel kramte nach einem Taschentuch, und Jack griff in seine Hosentasche, holte ein zerknittertes, aber noch frisches Papiertaschentuch hervor und reichte es ihr. Seit er Isabel kannte, hatte er immer eins bei sich, denn sie war ebenso leicht in Rührung zu versetzen. Als er sah, dass Ann-Isabel sich beruhigt hatte, sprach er sie an.
    „Hast du noch eine andere Frage?“
    „Oh ja, Hunderte“, sagte sie, und ihre Augen weiteten sich. „Hast du wirklich einen Kerl fast umgebracht und eine meiner Ur-Großmütter entbunden?“
    Er lächelte verlegen, und dann musste er zwei Stunden von damals erzählen, obwohl sie doch alles gelesen hatte. Ann-Isabel konnte danach viel besser die tiefe Freundschaft verstehen, die ihre Eltern mit den beiden in Deutschland lebenden Frauen Barbara und Anette verband. Anette brachte bei ihren jährlichen Besuchen immer vier Kinder und den netten Matthias mit, der seiner lärmenden Bande stets alles verzieh. Isabel hatte sich gründlich in ihm geirrt. Er war ein wunderbarer Ehemann geworden. Sie hatten einen Sohn in Ann-Isabels Alter, und es hatte sich eine zarte Brieffreundschaft zwischen ihnen beiden entwickelt, von der die Eltern jedoch nichts ahnten. Ob Anette ihren großen Sohn auch eingeweiht hatte? Sie nahm sich vor, das Thema beim nächsten Schriftwechsel vorsichtig zu erwähnen.
    Barbara kam nicht so oft in die Staaten, denn sie war als selbstständige Hebamme tätig und litt daher unter ständigem Zeitmangel. Eine Familie hatte sie nie gegründet und ging ganz in ihrem Beruf auf. Aber sie sprach fast jährlich eine erneute Einladung an Jack und Isabel aus, nach Deutschland zu kommen und sie zu besuchen. Doch wie diese Dinge oft waren, konnten ihre Eltern nie die Flugschule sich selbst überlassen, und so hatte sich
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