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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Joy Fraser
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sein. Mein verletztes Ego würde sich bald erholen, vermutete ich und fuhr schwungvoll um die nächste Kurve. Ein neues, wirkliches Leben lag vor mir, mit Jack, dem heidnischen Wilden.
     
    *
     
    Jack öffnete eine Flasche Wein, und Isabel sah ihm dabei zu. Sie hatte bereits drei Weingläser im Wohnzimmer bereitgestellt. Ann-Isabel war noch auf ihrem Zimmer und packte ein paar Sachen zusammen. Die Ferien waren vorbei. Bei ihren regelmäßigen Telefonaten hatte sie nicht ein Wort über das Buch verloren. Isabel musste Jack jedes Mal bremsen, denn er brannte darauf, ihre Meinung zu hören. Isabel wollte jedoch, dass sie von allein darüber sprach.
    Jacks Armmuskeln spannten sich, als er langsam den silbernen gespreizten Korkenzieher herunterdrückte. Noch immer war sie von seinem kraftvollen Körper fasziniert und spürte sofort ein Surren im Bauch.
    „Mach das noch einmal“, stöhnte sie und lachte.
    Er blickte sie überrascht an, denn er war sich seiner Wirkung auf sie niemals bewusst gewesen.
    „Hol noch eine Flasche, und ich zeig’s dir, Baby.“
    Sie lachten, und ihre nervöse Anspannung fand ein Ventil. In seinen Augen tanzten kleine Lichtreflexe, die in der eingeschalteten Küchenbeleuchtung ihre Ursache haben mochten, doch da war noch etwas anderes. Sie umarmte ihn stürmisch, und er drückte sie fest an sich.
    „Ich liebe dich“, sagte er kaum hörbar.
    Ann-Isabel bog schwungvoll um die Ecke, und ihr Blick fiel durch die geöffnete Küchentür. Sie sah ihre Eltern, eng umschlungen und sich innig küssend, dort stehen. Versonnen betrachtete sie die beiden. Sie sahen noch immer gut aus für ihr Alter, fand sie. Dad trug allerdings kein langes Haar mehr, und langsam färbten sich seine Schläfen silbern.
    Isabel strich Jack über den Rücken und umfasste sein strammes Hinterteil. Blitzartig liefen Szenen aus dem Manuskript vor Ann-Isabels Augen ab, und sie zuckte zurück. Es war ihr, als wenn sie genau wusste, was jetzt in ihnen vorging. Genau genug hatten sie es beschrieben.
    Übelkeit stieg in ihr hoch, und sie schlich leise ins Wohnzimmer und ließ sich kraftlos auf die Couch fallen. Es war geradezu peinlich. Alle hatten Sex, sie wusste das längst, aber ihre Eltern? Im Manuskript, gut, da waren sie jung. Aber jetzt? Ihre Mutter war vierundvierzig, und ihr Vater würde dieses Jahr seinen Fünfzigsten feiern. Mein Gott, wollten sie denn nie damit aufhören?
    Isabel betrat den Raum, und Ann-Isabel bildete sich ein, erhitzte Wangen an ihr zu erkennen.
    „Hier ist der Wein, Schatz. Schenkst du bitte schon mal ein?“
    Ihre Stimme klang so verdammt normal. Ann-Isabel nickte und füllte die Gläser mit der golden schimmernden Flüssigkeit.
    Isabel ging zur Hi-Fi-Anlage und schaltete sie ein. Leise ertönte ein klassisches Stück. Mozart, dachte Ann-Isabel, wie passend.
    Isabel lächelte ihre Tochter an, doch die sah verlegen zur Seite. Vielleicht war es ihr peinlich, jetzt über alles zu sprechen. Immerhin war es ziemlich unglaubwürdig, und sie konnte sich nicht vorstellen, selbst ihren eigenen Eltern auch nur ein Wort davon zu glauben.
    Jack kam herein, in der Hand eine Schale Kartoffelchips. Er stellte sie auf den Tisch und setzte sich neben Isabel. Sie griff sofort nach seiner Hand, und er umschloss sie locker. Na toll, dachte Ann-Isabel. Zwei gegen einen ist unfair.
    „Jetzt erzähl doch mal, was du von der Geschichte hältst“, sagte Dad und atmete tief aus.
    Sie bemerkte die Anspannung in seinem Gesicht. Seine Augenbrauen waren eng zusammengezogen, und sie musste lachen.
    „Was ist?“, fragte er überrascht.
    „Ach Dad, Mama hat dich so gut beschrieben, und mir war vorher noch nie aufgefallen, dass du immer deine Augenbrauen zusammenziehst.“
    Er fasste sich irritiert an die verräterischen Brauen.
    „Kommt das wirklich darin vor?“
    „Fast auf jeder Seite.“
    „Hab ich gar nicht bemerkt“, sagte er wie ertappt und lächelte verlegen.
    Ann-Isabel nahm einen Schluck.
    „Sagt mir nur eins, ist es wirklich so passiert?“
    Jack und Isabel nickten.
    „Wir würden dich nie belügen“, sagte Isabel liebevoll.
    Nein, aber jahrelang schweigen, das konnten sie gut. Jack erhob sein Weinglas und trank einen Schluck. Also gut, dachte sie, ihr wollt meine Meinung hören.
    „Hast du eigentlich ein bisschen übertrieben, Mom, oder ist Dad wirklich so ein ausdauernder Lover?“
    Jack produzierte einen erstickten Laut, beugte sich ruckartig vor und prustete den Wein quer über den Tisch. Ann-Isabel
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