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Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Schimmer der Vergangenheit (German Edition)

Titel: Schimmer der Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Joy Fraser
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diese Reise erst zweimal ergeben. Ann-Isabel beschloss in diesem Moment, das zu ändern. Jetzt, wo sie Bescheid wusste, würde sie Frankfurt sowie Barbara und Anette mit anderen Augen betrachten.
    Jack berichtete gern über diese Zeit, sie lachten und wurden ein bisschen sentimental, als sie von ihrem Abschied von Anna und Karin erzählten.
    „Habt ihr das Tagebuch gefunden?“
    Ihre Augen leuchteten aufgeregt, und der Wein hatte ihr rote Flecken auf die Wangen gezaubert. Jack und Isabel tauschten lächelnd einen Blick aus. Dann griff Isabel nach ihrem Weinglas, lehnte sich gegen die Armlehne der Couch und legte ihre Beine auf Jacks Schoß.
    „Ich erzähle es dir.“
     
    *
     
    Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt hatte und wir theoretisch bereit zum Abflug nach Amerika waren, rief ich bei verschiedenen in Frage kommenden Notaren an. Einige Fehlversuche lagen bereits hinter mir, und ich hatte nur noch eine einzige Telefonnummer übrig. Meine Stimme zitterte, und meine Hände waren schweißnass, als ich das ungewöhnliche Anliegen vorbrachte. Endlich bestätigte man mir, dass tatsächlich seit vielen Jahren etwas auf meinen Namen gelagert wurde.
    Wir trafen uns mit Anette und Barbara und fuhren aufgeregt und nervös in die Innenstadt. Wir stellten das Auto in einem Parkhaus ab und gingen durch die Straßen des modernen Frankfurts. Schweigend betrachteten wir die Gebäude und fühlten uns an Anna und Karin erinnert, die in einer völlig anderen Version derselben Stadt existierten. Theoretisch könnten wir geradewegs durch sie hindurchlaufen. Wie war das nur möglich? Ein Schauer durchrieselte mich.
    Meine Gedanken erratend, lächelte Jack mich an, als wir an der alten Kirche vorbeikamen. Mir fielen die Sonntagspredigten von Pfarrer Adolf ein, die Anna immer so beeindruckt hatten, und ich wurde immer nervöser, denn gleich würde ich Karins Tagebuch in Händen halten und erfahren, was in der Zeit nach unserer Abreise geschehen war.
    Im Notariat wurden wir von einem distinguierten älteren Herrn in ein muffiges, mit antiken Möbeln überfrachtetes Büro geführt. Man wies uns Stühle zu, und der Mann nahm hinter einem monströsen alten Schreibtisch Platz. Anette und Barbara warteten draußen in einem geschmackvollen Wartezimmer voller alter Gemälde und bekamen Kaffee serviert.
    „Das ist der ungewöhnlichste Fall, den ich je erlebt habe“, sagte er und legte seine Stirn in tiefe Falten.
    Wir rutschten aufgeregt auf den Stühlen hin und her. Dass der Mann Fragen stellen könnte, hatten wir in unserer Aufregung total vergessen und uns daher nicht abgesprochen. Ich warf Jack hastig einen Blick zu und musste feststellen, dass er ebenso nervös war.
    „Ich habe hier ein Dokument aus dem Jahre 1840. Zu übergeben an Isabel Lombard, wohnhaft in Franckfurt am Mayn, wann immer der Zeitpunkt kommen mag.“
    1840 hatte Karin es also einem Notar übergeben. Wieder wurde mir der Irrsinn dieser Geschichte bewusst, und meine Spannung wuchs.
    Der Notar ließ das vergilbte Papier sinken und sah uns mit leicht gesenktem Kopf über den Rand seiner verhornten Brille an. Wir reagierten nicht, und ich hielt gespannt die Luft an. Achtung, dachte ich, jetzt stellt er die Frage. Ich grübelte bereits fieberhaft nach einer Antwort.
    „Ich frage mich nur, woher der Auftraggeber 1840 wissen konnte, von wem das Hinterlegte abgeholt werden würde?“
    Seine Art, uns zu mustern, war herausfordernd, und ich hörte Jack tief Luft holen. Hatte er etwa eine Antwort parat? Ich sah ihn an, und mir wurde klar, dass er genau wie ich völlig überrumpelt war.
    „Müssen wir diese Frage beantworten?“, fragte Jack schließlich.
    Gute Idee. Er konnte uns nicht zwingen. Aushändigen musste er das Hinterlegte in jedem Fall. Der Mann lehnte sich zurück und lächelte.
    „Natürlich nicht. Aber bitte verstehen Sie mich, ich arbeite seit fünfundzwanzig Jahren hier, und ich warte ebenso lange gespannt darauf, ob wirklich jemand kommen wird, um die Pakete abzuholen. Als Sie heute Morgen anriefen, war ich so überrascht, dass ich schon den ganzen Tag einen ungesund hohen Blutdruck habe.“
    Er lachte, und wir stimmten mit ein. Der arme Kerl, mir wäre es bestimmt genauso gegangen. Ewig musste er in verstaubten Papieren wühlen, und dann passierte endlich etwas Aufregendes, aber man wollte ihn nicht einweihen.
    „Das ist aber nicht einfach zu erklären“, begann Jack und sah mich Hilfe suchend an.
    „Das denke ich mir“, sagte der Notar und hatte
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