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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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auf. Wasser kam hereingebraust und drückte sie gegen die Wand. Nailer klammerte sich an Nita, bis aus dem Strom ein Rinnsal geworden war. Es war nicht so viel gewesen, wie Nailer befürchtet hatte. Vermutlich war ein Großteil des Wassers woanders in das Schiff eingedrungen. Er kletterte durch die Öffnung. » Hier entlang.«
    » Wie hast du mich gefunden?«, fragte Nita, die ihm dicht auf den Fersen blieb. » Als sie mich in Orleans schnappten, dachte ich, ich wäre erledigt.«
    » Kapitän Candless …« Nailer verstummte, als er an die Schüsse in der Finsternis denken musste und daran, wie der Kapitän zu Boden gegangen war. » Er wusste so ungefähr, wo wir nach dir suchen mussten.«
    » Und du bist mitgekommen?«
    Nailer grinste. » Ziemlich bescheuert, was?«
    Sie lachte. » Das kannst du laut sagen!«
    Sie bahnten sich einen Weg durch die Laderäume und stiegen über zertrümmerte Kisten, bis sie zu den Luken gelangten, die sich jetzt über ihnen befanden. Endlich hatten sie den eigentlichen Frachtraum erreicht. Hastig zogen sie sich durch die Luken und schauten sich um. Über ihnen hatte der Carbon-Rumpf einen Riss. Weiter unten konnten sie noch ein Loch erkennen – Nailer hatte sich also nicht getäuscht. Meerwasser schoss herein, als eine Welle gegen den Rumpf krachte, und überspülte die verstreuten Kisten und Ausrüstungsgegenstände. Nailer spähte zu dem Riss hinauf. Blitze zuckten. Ein besonders großes Loch war das nicht. Eher ein Spalt. Und wie, verdammt noch mal, sollten sie da hochkommen?
    Nita zog ihn am Arm. » Die Kisten«, sagte sie. » Die stapeln wir aufeinander!«
    Sie packte eine Kiste und schleppte sie unter das Loch. Nailer brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie vorhatte, und eilte ihr dann zu Hilfe. Sie arbeiteten fieberhaft. Manche Kisten waren zu schwer, um sie alleine zu tragen, und andere bekamen sie auch zweit nicht von der Stelle. Nailers Knöchel brannte vor Schmerz, während er sich abmühte. Das Wasser strömte immer schneller herein. Beide keuchten sie vor Anstrengung. Nita stieg auf den Stapel und streckte Nailer die Arme entgegen, um weitere Kisten entgegenzunehmen.
    Wieder krachte eine Welle gegen den Rumpf. Eine große, die Nita fast von ihrem Hochsitz geworfen hätte.
    » Wir gehen unter!«, schrie Nailer über das Tosen des Sturms hinweg.
    Nita starrte zu dem Loch hinauf. »Ich glaube, wir sind hoch genug.«
    » Dann spring!«
    » Was ist mit dir?«
    » Du zuerst. Vielleicht schaffe ich es mit meinem Knöchel nicht. Wenn du oben bist, kannst du mir helfen.«
    Nita nickte, ging in die Hocke und sprang. Eine Welle brandete ihr entgegen, aber sie bekam den Rand des Risses zu fassen, und es gelang ihr, durch das Loch zu klettern. Nailer kraxelte ihr nach. Einige der Kisten in dem Stapel waren verrutscht. Der Schmerz in seinem Knöchel war kaum noch auszuhalten, schien alle anderen Empfindungen auszulöschen. Den Sprung würde er unmöglich schaffen.
    Nitas Gesicht erschien in der Öffnung über ihm und streckte ihm eine Hand entgegen. » Beeil dich!«
    Er rappelte sich mühsam auf und ging in die Hocke. Ignoriere den Schmerz, redete er sich zu. Spring einfach! Er holte tief Luft und sprang. Ein weißglühender Nagel fuhr ihm in den Knöchel. Seine Finger erreichten kaum den Rand des Risses. Rutschten wieder ab. Nita packte ihn am Handgelenk. » Halt dich fest!« Eine Welle drohte sie vom Kiel zu spülen. Nailer krallte die Finger in den Kunststoff, hustete und spuckte. Eine weitere Welle rollte heran.
    Da spürte er, wie Nita langsam die Kraft verließ. » Ich kann dich nicht raufziehen!«, schrie sie.
    Mach schon, redete er sich zu. Wenn du noch länger hier hängst, fällst du und brichst dir den Hals. Du bist nicht so weit gekommen, um im Dunkeln zu sterben.
    Aber er war so müde …
    » Reiß dich zusammen!«, brüllte Nita. » Glaubst du, ich kann dir den Arsch retten, wenn du mir nicht hilfst?«
    Fast hätte Nailer gelacht. Er biss die Zähne zusammen und zog sich ganz langsam durch die Öffnung. Nita packte ihn unterm Arm, zerrte an seinem Hemd, redete leise auf ihn ein. Immer wieder drohte er vom Rumpf abzurutschen. Erneut brandete eine Welle über sie hinweg, aber dieses Mal war Nailer darauf vorbereitet, und als das Wasser sich zurückzog, zerrte er sich in einem letzten Kraftakt hinaus, während Nita ihn weiter umklammert hielt. Schließlich schwang er die Beine aus dem Frachtraum und ließ sich keuchend auf den Kiel fallen.
    Regen prasselte auf sie
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