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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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der geborene Kämpfer.
    Erneut sirrte die Klinge durch die Luft. Nailer sprang beiseite.
    Konzentrier dich!
    Sein Vater bewegte sich so schnell, dass Nailer ihm kaum folgen konnte. Nur mit knapper Not gelang es ihm, unter der erhobenen Machete hindurchzuschlüpfen. Nailer und Lopez prallten gegeneinander. Das Messer rutschte ihm aus der von Blut glitschigen Hand und flog davon. Sie gingen beide zu Boden. Richard bekam Nailer zu fassen, doch dieser entwand sich seinem Griff und krabbelte den Korridor entlang.
    Sein Vater lachte. » So leicht entkommst du mir nicht!«
    Nailer suchte verzweifelt nach dem Messer, konnte aber in dem trüben Licht kaum etwas erkennen. Sein Vater blieb ihm auch dann noch auf den Fersen, als er zu rennen begann. Mit letzter Kraft stürzte Nailer in den Getrieberaum und schaute sich nach einem Werkzeug um, das er als Waffe benutzen konnte. Da kam sein Vater durch die Tür herein.
    » Sieh an, sieh an – fast wärst du mir durch die Lappen gegangen!«
    Nailer wich zurück. Warum war auf der Pole Star alles nur so verdammt ordentlich? Hier lag nicht einmal eine Zange oder ein Schraubenzieher herum. Nailer hob eine Abdeckplatte hoch und warf sie nach seinem Vater, doch dieser duckte sich problemlos darunter weg.
    » Ist das alles?«, höhnte er.
    Nailer packte eine weitere Abdeckplatte, doch als er aufschaute, sah er, was dahinter zum Vorschein kam: eine ganze Wand aus Zahnrädern und hydraulischer Systemen – der Boden des Schiffes war zur Wand geworden. Wenn er da hinaufkletterte, gelang es ihm vielleicht, in einen Wartungsschacht zu kriechen.
    Nailer rannte zur Wand und zog sich daran hoch. Da das Schiff auf der Seite lag, fand er immer wieder eine Stange oder ein Rad, um sich daran festzuhalten. Doch keine der Öffnungen war groß genug, dass er hineingepasst hätte. Er unterdrückte ein Schluchzen und kletterte weiter.
    » Was glaubst du, was du da tust, mein Junge!«
    Nailer blieb ihm die Antwort schuldig. Er griff nach einem großen Zahnrad und zog sich daran weiter. Dann löste er an einer Abdeckplatte die Verriegelung und hebelte sie auf. Als er sie jedoch nach seinem Vater warf, verfehlte er ihn. Richard Lopez beobachtete ihn, als ginge ihn das alles nichts an.
    » Meinst du vielleicht, ich könnte dir nicht nachsteigen und dich da runterholen?« Er schüttelte den Kopf. » Und ich dachte immer, du wärst ein kluges Kerlchen.«
    Nailer ließ sich nicht irritieren. Sein Vater sagte: » Warum kommst du nicht da runter und stirbst wie ein Mann? Das würde uns beiden die Sache ungemein erleichtern.«
    Nailer schüttelte den Kopf. » Komm doch, wenn du mich fangen willst.«
    Er löste eine weitere Abdeckklappe aus ihrer Verankerung. Wenn es ihm gelang, seinen Vater dazu zu bringen, ihm nachzusteigen, konnte er ihm das verdammte Ding vielleicht auf den Kopf fallen lassen.
    » Also gut, Nailer. Ich wollte ja nur nett zu dir sein.« Lopez streckte die Hand aus, packte eine Gewindestange und zog sich daran hoch. Die Machete behinderte ihn zwar, aber er war trotzdem erschreckend schnell.
    Nailer ließ die Abdeckplatte fallen. Im ersten Moment dachte er, sie würde seinen Vater genau treffen, aber dann bäumte sich das ganze Schiff auf, und die Platte segelte an Lopez vorbei. Richard grinste Nailer unbeeindruckt an. » Siehst fast so aus, als hätte dich dein Glück verlassen.« Dann kraxelte er so schnell wie eine Spinne die Wand hinauf.
    Nailer wollte weiterklettern, doch er war bereits an der Decke angelangt. Er klammerte sich an ein Zahnrad und starrte zu seinem Vater hinunter. Er saß in der Falle. Richard Lopez grinste und schwang die Machete. Nailer riss seinen Fuß beiseite. Die Klinge schlug klappernd auf Stahl.
    Ein blinkendes LED -Lämpchen erregte Nailers Aufmerksamkeit. Er starrte es an und verspürte Hoffnung in sich aufsteigen. Er befand sich direkt neben dem Schaltkasten mit dem ihm inzwischen wohlvertrauten Schild: Vorsicht! Tragflügel-Notschalter.
    Nailer legte den Entsicherungshebel um und drückte auf den Überbrückungsknopf. Genau wie Knot vor einer halben Ewigkeit. Dann schaute er zu seinem Vater hinunter. » Lass mich in Ruhe, Papa. Lass mich und Nita einfach in Ruhe!«
    » Dieses Mal nicht, mein Junge.« Richard Lopez packte Nailer am Knöchel.
    Nailer sandte ein Stoßgebet an die Parzen, packte den Hebel und sprang. Sein Gewicht riss den Hebel herunter, und dann befand er sich im freien Fall.
    Das Aufheulen des Getriebes erfüllte den Raum.

24
    Nailer schlug auf dem
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