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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes
Autoren: Stephanie Madea
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leise Klimpern neben sich, als er sich aufsetzte, schnappte sich eine der Flaschen und trank den Rest des nicht ausreichend brennenden Inhalts.
    Cira war das erste Lebewesen, dem er nach Jonas vertraute. Sie hatte sich unsagbar vor ihm gefürchtet, als er kurz davorstand, sich an ihrem Hals, in ihrem Blut zu vergessen. Trotzdem hatte sie sein frevelhaftes Verhalten nicht verraten, ihn vor Jonas’ Zorn bewahrt und er wusste, wie viel Kraft es sie gekostet hatte.
    Nyl fuhr sich über die Glatze. Er hatte heute früh versäumt, sich zu rasieren und beschloss, es schnellstmöglich nachzuholen. Haare verliehen dem Äußeren einen sanften Eindruck, veränderten das Gesicht zu etwas Attraktivem. Seine gepflegte, aber abschreckende Erscheinung schützte ihn vor allzu aufdringlichen Frauen, die Jonas vor seiner Verbindung mit Cira des Häufigeren fast zum Verhängnis geworden waren, wenn sie es wagten, im Gedränge einer Bar Hand an den Arsch oder gar woanders hinzulegen. Seine Hemmschwelle, zuzupacken und sich alles zu nehmen, lag viel zu niedrig, er war zu gefährlich, um andere zu ermutigen, sich ihm zu nähern. Er wollte nicht anziehend wirken, er wollte gar nichts sein, nur Luft, ein Schatten. Niemand wusste, wer er wirklich war.
    „Klar! Was?“
    „Amy ist erwacht. Ihr geht es nicht gut, aber du kennst sie ja …“
    Sein Herz tat einen erleichterten, gleichsam schmerzlichen Hüpfer, doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. „Hm.“ Ja, er kannte sie – viel zu gut.
    „Sie hat keine Ahnung, was auf der Erde passiert ist, nachdem die Dämonin ihren Körper besetzt hat. Sie … bitte Nyl, könntest du auf sie achtgeben?“
    „Bin auf dem Weg.“
    „Danke! Du bist ein Engel!“
    Eher ein Black Devil, dachte er und wankte ins Badezimmer. Timothy hatte sich in Gedanken den Namen für ihn ausgedacht, als sie aneinandergeraten waren, und obwohl er dieses unberechenbare Halbblut ums Verrecken nicht mochte, gefiel ihm der Name besser als ‚Silver Angel‘. Doch der Rufname geisterte bereits seit einem Jahrhundert über den Globus, verbreitete sich vor allem unter dem Abschaum ihrer Spezies wie ein uneindämmbares Lauffeuer. Ihm wohnte schon immer die Befähigung inne, die Massen durch eine Rede zu begeistern, sie von Dingen zu überzeugen, an die sie nie gedacht oder geglaubt hätten. Sein besonderer Blick machte es möglich und sein früherer Enthusiasmus, gepaart mit seiner unbändigen Sucht nach dem weiblichen Elixier, hatte ihn mit seinem Geschäftssinn wohl zum reichsten Vampir, wahrscheinlich sogar zum reichsten Lebewesen auf Erden gemacht. Er wurde bekannter, als er je beabsichtigt hatte und der Mythos um ihn nahm seinen Lauf. Und obwohl er sein Tattoo verheimlichte und den platinfarbenen Schimmer seiner Augen seit Dekaden hinter einer Sonnenbrille verbarg, nur selten Erinnerungen las, sich zurückzog, obwohl er versuchte, sich größtenteils an die Gesetze zu halten und sich das Beeinflussen anderer verbot, hielt sich der Name ‚Silver Angel‘ hartnäckig. Er war ein berühmt berüchtigter Held unter den Vampiren. Gott, was für eine gequirlte Scheiße!
    Für einen Augenblick verspürte er den Drang, sich zu duschen, zu rasieren und in neue Kleidung zu schlüpfen, doch dieser verpuffte sofort, als er mit den schweren Stiefeln fest auftrat und sich daran erinnerte, dass er Amy nur beobachten sollte und ihr auf den Tod nicht zu nahekommen würde.
    Ny’lane benötigte trotz des Chaos auf den Straßen von San Francisco keine Viertelstunde, um bis zu dem schmalen Gang zwischen zwei imposanten Häuserwänden gegenüber von Amys Penthouse zu gelangen. Der muffige Geruch von feuchtem Gras und Hundepisse war ihm bereits vertraut. Als hätten die stets im Schatten liegenden Häusermauern Stufen, sprang er von einer Seite zur anderen, nutzte winzige Vorsprünge, Kerben und Mauerverfall, um den hohen Dachfirst zu erreichen. Sein verborgener Platz an einem gemauerten Schornstein empfing ihn, als hätte er diesen nie verlassen. Er lehnte sich im Stehen mit verschränkten Armen an den dunklen Stein, verschmolz mit Haut und Mantel mit der Umgebung und richtete seinen Blick auf Amys wundervollen Garten auf der Dachterrasse, auf die Panoramafenster, suchte nach dem Spalt zwischen den Gardinen, nach ihrem Gedankenmuster, um beruhigt zu seufzen, als er es gefunden hatte.
    Kurz fragte er sich, was er verflucht noch mal in Amys Nähe tat, aber er konnte sich ohne Probleme herausreden, nur Cira einen Gefallen zu tun,
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