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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
Autoren: Svetlana Sekulic
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Als
Dank für meine Familie

    und
für alle, die zu meinem Herzen gefunden haben........

    Svetlana
Sekulic
    Gekehrte
Straßen oder einfach nur
darauf gespuckt

    Gekehrte
Straßen oder einfach nur darauf gespuckt

    Wasserkinder.
Wasserkinder sind Kinder, die niemals untergehen. Weder hassen sie
das Wasser, noch lieben sie es. Sie haben es verstanden sich selbst
zu retten. Sie können schwimmen und haben ein Niemand gefunden,
der ihnen das beigebracht haben könnte. Auch ich halte mich auf
dem Wasser, um niemals unterzugehen.
    Es
ist eine Geschichte, von dem blauen Meer und den Inseln drumherum,
von dem Versuch immer wieder auf- und abzutauchen, aber nicht so sehr
von mir, sondern von meiner Familie, hauptsächlich aber von
meinem Vater, den ich nicht kannte und von seiner Vergangenheit, die
mir gänzlich unbekannt war, aber das Schwimmen ich ihm lehren
wollte. Es ist eine Geschichte, die einen Anfang und kein Ende hat.
Es sind viele Worte und Erklärungen von ihm erzählt und von
ihm wiedergegeben, obwohl er selten den Mund aufbekam. So handelt
alles auch von mir, da ich derjenige bin, der das von ihm Gesprochene
verstehen möchte, eines Tages vielleicht. Denn eigentlich bin
ich noch am Überlegen und am Aufnehmen diesbezüglich und
begreife im Moment recht wenig. Es regnet. Es tropft und klopft an
die Fensterscheibe. Und gemeinsam mit vielen winzigen Regentropfen
irrt er umher. Es ist Nacht und schwarz und schwarz ist seine Seele.
Ich kann ihn nicht im Dunkeln erkennen, denn das Nachtschwarz und das
Schwarz seiner Seele überfordern meine Augen. Ich erkenne ihn
nicht und werde ihn niemals unter den vielen Wassertropfen erkannt
haben. Dennoch werde ich hinausgehen und auf ihn zulaufen. Wir werden
uns begegnen und vielleicht werden wir uns was zu erzählen haben
nach dieser langen Zeit.
    Aus
lauter Vorsicht und vor lauter Angst habe ich überlegt, was ich
zu dir sagen könnte, um nicht sprachlos dazustehen. ´Hallo
Vater. Wie war dein Leben in den zwanzig Jahren ohne uns und im
besonderen ohne mich. Erzähle mir, was du ohne Regenschirm da
draußen machst und ob du dich noch an mich erinnerst. Du weißt
doch, wer ich bin. Ich bin dein Sohn. Ich bin dein Kind, das du
alleine zurückgelassen hast. Und Mutter sitzt auch alleine in
der Psychiatrie und denkt mit Sicherheit noch an dich, weil sie schon
immer an die große Liebe geglaubt hatte. Ich habe dich damals
mit meiner Ziehharmonika bis zur Tür begleitet. Warum nur hast
du mich ebenso nicht begleitet, in den Kindergarten vielleicht oder
in eine Kneipe oder warum bist du nie zu uns zurück gekehrt?
Warum hast du mir niemals eine Zigarette angeboten und auf kein Bier
mit mir angestoßen? Aber mit Sicherheit kannst du dich
noch an die Melodie erinnern, die ich dir vorgespielt habe. Du
überlegst? Wirklich schade, dass du nicht dieselbe Augenfarbe
hast wie ich´. Noch besser, ich werde gar nichts von alledem
tun und werde ihm nur meinen Regenschirm anbieten. Oder aber, ich
werde nichts sagen und nichts tun, denn nach so vielen Jahren sollte
ich ihm die Zeit geben, sich seinen Kopf selbst zu schützen und
mich endlich und sicher auf eine Insel oder auf eine feste Straße
hin zu begleiten. Wir sind uns nicht bekannt. Nicht in dem Sinne. Wir
haben uns nur lange nicht gesehen und ich kann mich nicht erinnern,
dass er jemals mit mir auf irgend etwas zugeschwommen wäre,
geschweige denn, dass er mich als Kind umarmt hätte. Nicola ist
sein Name. Mein Name ist ein ganz anderer. Solche Erkenntnisse
treffen mich nicht wirklich, denn alles ist Fiktion. Aber ich gehe
auf einem rutschigen Weg, der mich ihn nicht greifen lässt. Ich
werde vorab ausrutschen und mir das Genick brechen und niemals
angekommen sein, auf diesem gemeinsamen Weg mit ihm, aber das ist mir
nicht mehr wichtig. Der Wille zählt und mein Wille ist es, ihm
ins Gesicht zu schauen, nur um feststellen zu können, ob er
blaue oder braune Augen hat oder vielleicht erblindet ist. Nur das
zählt für mich, zumindest für den Moment. Es geht um
die Farbe. Farben sind ein elementarer Punkt in der Natur und mein
schwimmender Vater ist ein Element in meinem hohlen Kopf und das von
Kindesbeinen an. Es regnet. Der Regen plätschert, aber nicht auf
mich herab. Er streift mich heute nicht wirklich. Eine Trennung ist
offensichtlich und das zwischen uns und nicht erst seit heute. Er
steht draußen, gemeinsam unter vielen Wassertropfen und ich
stehe im Trockenen. Ich bin alleine und ich schaue ihm zu. So stehe
ich da, wie seit
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