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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehört … sie muß sterben! Rita ist krank, sehr krank sogar … Sie lebt von einem Tag zum anderen.« Er schlug die Hände vor das Gesicht und schwankte plötzlich. »Es ist furchtbar«, stöhnte er. »Wir haben keine Zeit zu langen Verhandlungen und Experimenten …«
    »Hören Sie mich?« fragte die Stimme.
    Frank Gerholdt nickte.
    Er hielt noch immer den Telefonhörer umklammert und lauschte auf die Worte von Kriminalkommissar Dr. Werner, deren Sinn ihm erst allmählich aufging.
    »Ja, Herr Kommissar«, sagte er schwach.
    »Sie haben eine verdammt schuftige Tat begangen«, rief Dr. Werner eindringlich durch das Telefon. »Herr von Buckow ist bereit, Ihnen alles zu verzeihen, und auch wir würden uns sehr loyal verhalten, wenn Sie das Kind sofort zurückbringen.«
    »Erst hunderttausend Mark!«
    »Sie sind ja verrückt! Wir sind hier nicht in den USA! Wir werden Sie jagen wie einen tollwütigen Hund! Und wenn wir Sie haben, merzen wir Sie aus der menschlichen Gesellschaft aus!«
    »Wenn – – –«, sagte Gerholdt. Er hatte seine Klarheit wiedergewonnen. »Dem Kind geschieht gar nichts! Sagen Sie Herrn von Buckow, er soll mir hunderttausend Mark schicken!«
    »Das weiß er sogar schon! Ich habe es ihm gesagt, außerdem hört er unser Gespräch am zweiten Hörer mit. Und er ist bereit, Ihnen diesen Preis zu bezahlen.«
    »Das freut mich.«
    »Wie mich das beruhigt.« Die Stimme Dr. Werners wurde sarkastisch. »Aber Sie werden die hunderttausend Mark nie erhalten. Ich werde es verhindern! Und nun hören Sie genau zu, mein Junge: Rita ist sehr krank! Sie wird sterben, wenn sie nicht jeden Tag ein bestimmtes Medikament bekommt!«
    Frank Gerholdt war es, als habe man ihn in einen eisigen Fluß gestoßen und er treibe zwischen Eisschollen hilflos ins weite Meer hinaus. »Das ist nicht wahr …«, stotterte er. Er sah das kleine, hellblonde Lockenköpfchen vor sich, die rosige Haut, die großen, blauen, strahlenden Augen. »Das ist ein Bluff. Sie wollen mich unsicher machen!«
    »Sehen Sie es an, wie Sie wollen!« Dr. Werners Stimme war hart, fast roh in seiner zerschmetternden Realität. »Rita leidet an einer Bluterkrankung. Die tägliche Erneuerung des Blutes ist gehemmt … wenn sie drei Tage das Medikament nicht bekommt, stirbt sie an Blutzersetzung! Dieses Medikament ist ein Aufbauextrakt. Ohne es kann Rita nicht weiterleben … begreifen Sie endlich, mein Junge? Sie haben ein todkrankes Kind geraubt, das innerhalb drei Tagen unter Ihren Händen rettungslos sterben wird, wenn Sie es nicht sofort zurückbringen!«
    Gerholdt lehnte die heiße Stirn gegen das Glas der Telefonzelle. Eine Schwäche, die ihn fast zu Boden warf, übermannte ihn. »Das ist doch unmöglich …«, stotterte er.
    »Unter diesen Umständen habe ich Herrn von Buckow untersagt, Ihnen die hunderttausend Mark zu zahlen! Sie bringen Rita zurück. Heute noch!«
    »Nennen Sie mir den Namen des Mittels!« schrie Gerholdt in das Telefon. Er umklammerte den an der Wand hängenden Apparat und schüttelte, als könne er damit den Namen herausreißen.
    »Sie erfahren keine Silbe«, antwortete Dr. Werner kalt.
    »Sie ermorden das Kind, Kommissar!«
    »Nicht ich, sondern Sie! Sie haben es geraubt!«
    »Den Namen!« schrie Gerholdt. »Den Namen, Dr. Werner! Ich bringe sie sofort zurück, wenn Sie mir den Namen sagen und hunderttausend Mark bringen.«
    »Keins von beiden!« Dr. Werner wollte weitersprechen, aber Werner von Buckow riß ihm den Hörer aus der Hand. Sein Gesicht war verzerrt. Über die gelbliche Haut perlte kalter Schweiß.
    »Hören Sie zu. Hier spricht von Buckow. Ich zahle Ihnen die hunderttausend Mark!«
    »Verrückt!« Dr. Werner wollte den Hörer wieder nehmen, aber von Buckow boxte ihn verzweifelt weg. »Der Kommissar ist nicht der Vater … er weiß nicht, wie es mir zumute ist. Glauben Sie mir – es geht wirklich um Leben oder Tod. Rita ist krank, sie muß heute und morgen das Medikament bekommen, sonst stirbt sie! Kein Tag darf ausgesetzt werden, bis sie später, wenn sie älter ist, durch einen großen Blutaustausch gerettet werden kann. Geben Sie mir mein Kind wieder. Bitte, bitte – geben Sie mir es wieder …«
    Dr. Werner nahm das Telefon aus den plötzlich kraftlosen Händen von Buckows. Der Reeder sank in einen Sessel und bedeckte die Augen mit den Händen. Er schluchzte. Dr. Werners Stimme war rauh vor Erregung.
    »Hör zu, mein Junge: Wenn das Kind stirbt, weil es das Mittel nicht bekommen hat, wird die Anklage auf Mord
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