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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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nicht, und es fiel ihr auch plötzlich ungewöhnlich schwer, Thox‘ Blick standzuhalten.
    Erneut schwiegen sie. Vanessa wusste, dass bald wieder ein Bus kam, und dass sie diesmal in diesen Bus einsteigen musste. Thox würde sie nicht begleiten.
    »Du hast niemals an mir gezweifelt, stimmt‘s?«, holte er sie aus ihren Gedanken. »All die Lügen, die Jonas erzählt hat. Die verdrehten Wahrheiten, die verschobenen Tatsachen. Obwohl Jonas seine Geschichte fast selbst geglaubt hat, du hast es nicht.«
    Vanessa schüttelte entschieden den Kopf. »Nicht einen A ugenblick.«
    »Warum nicht?«
    »I…ich weiß nicht. Nachdem, was Jonas mir angetan hat.«
    Thox unterbrach sie schroff. »Nachdem, was ich dir ang etan habe …?« Machte er sich etwa Vorwürfe? Sollte er es denn nicht besser wissen?
    »Momentaufnahmen«, erklärte Vanessa dennoch. »Es w aren nur Momentaufnahmen, aber sie sagen so viel aus. Ich habe das Video von Jonas und Maria gesehen – und das Foto von dir und Anna. Ich habe niemals an dir gezweifelt, Thox.« Sie verschwieg ihm jedoch, dass es keinen Unterschied gemacht hätte. Sie hatte sich für seine Wahrheit entschieden, vollkommen gleichgültig, ob sie auch tatsächlich so stattgefunden hatte oder nicht. Hauptsache er.
    »Du bist die Einzige, die mich niemals hintergangen hat, die nie mein Vertrauen enttäuscht hat. Ausgerechnet du.«
    Ausgerechnet sie? Sie dachte an Anna. Sie war seine Verlobte gewesen und hatte ihn so schamlos betrogen. »Verstehe«, nickte Vanessa und wunderte sich selbst darüber, wie gekränkt sie klang. Ausgerechnet sie.
    »Du weißt, was ich meine …«
    Jetzt musste Vanessa etwas verbittert lachen – Heiterkeit dagegen verspürte sie keine. »Ja, das tue ich. Obwohl du mich gefesselt und geschlagen hast, meinst du? Obwohl du mich entführt, gequält und gedemütigt hast?«
    Thox nickte und sah sie an. »Ja, das meine ich. Wieso ist das so?«
    Diesmal war es ein Lächeln, das sich auf ihr Gesicht legte, und es war echt. »Wie ich schon zu Jonas sagte: Vielleicht gerade deshalb.«
    »Vanessa, du …«, begann er, doch sie hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Nein!« Dabei wusste sie nicht einmal, was er eigentlich sagen wollte. Sie wusste nur, tief in ihrer verletzlichen Seele, dass sie es nicht hören wollte. Nicht hören durfte. Keine neuen Veränderungen, keine falschen Hoffnungen, damit würde sie einfach nicht zurechtkommen. Nicht schon wieder.
    Aber es gab etwas, was sie selbst noch unbedingt und zwi ngend von ihm hören musste. Ohne seine Antwort würde es ihr unmöglich sein, mit den Geschehnissen der letzten Tage abzuschließen.
    »Warum hast du es getan? Mich geschlagen und gequält? Weil du es musstest? Oder weil du es wolltest? Du hättest mich auch einfach umbringen können …«, sprach sie es schließlich aus. Ob er wohl ahnte, was ihr durch den Kopf ging?
    Thox zögerte nicht lange. »Ich … du weißt, ich habe eine gewisse … Vergangenheit. Aber ich will das nicht mehr.« Offenbar wusste er nicht, was sie von ihm hören wollte, hören musste – oder es interessierte ihn einfach nicht.
    Vanessa nickte. »Du beantwortest zwar nicht meine Frage, aber deine Kons equenz ist Antwort genug.«
    Weiter hinten sah sie den Bus heranfahren. Ihre Zeit war g ekommen, das musste nun der Bus zurück in ihr altes, einsames Leben sein. Sie stand auf. Thox sah sie überrascht an, dann erhob auch er sich.
    »Erinnerst du dich noch, was ich gesagt habe?«, fragte V anessa eilig. Der Bus kam immer näher.
    Thox zog fragend die Augenbrauen zusammen. »Ich eri nnere mich an alles – aber ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Ich spreche von … meinen Tendenzen. Wenn mir j emand das gibt, was ich mir wünsche. Schmerzen.« Der Bus kam vor Vanessa und Thox zum Stehen.
    Er sah sie an, einfach so, sachlich, aber nicht neutral. »Du kommst nur schwer wieder von ihnen los.«
    Sie hob ihre Tasche vom Boden auf. Ihre Rippen schmerzten, ihre Schläfe pochte. Sie zwang sich, Thox anzusehen. Die Tür des Busses öffnete sich mit einem quietschenden Geräusch. Niemand stieg aus. Vanessa fühlte sich gedrängt, also sagte sie schnell: »Ich wollte nur … ich habe verstanden, dass ich aus deinem Leben verschwinden soll. Ich werde mich bemühen, dich in Ruhe zu lassen.«
    Thox sah sie überrascht an. Sein Blick huschte von V anessa zum Bus und schließlich wieder zurück. Er war ihr so nahe, stand ganz dich vor ihr, und sie spürte seine Körperwärme. Nahm seinen vertrauten
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