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0532 - Der Blutschwur

0532 - Der Blutschwur

Titel: 0532 - Der Blutschwur
Autoren: Jason Dark
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Auf dem Boden waren noch Pfützen. Manche von ihnen schimmerten wie glänzende Augen. Auf dem älteren Teil des Friedhofs gab es kaum noch Trennungen zwischen den alten Grabstätten.
    Unkraut hatte sich ausgebreitet und die Gräber mit dicken Schichten bedeckt, aus denen die Grabsteine hervorschauten wie steinerne Zeugen einer längst vergessenen Zeit.
    Niemand ging gern auf diesen alten Friedhof. Schon gar nicht bei Nacht, aber es gab Ausnahmen.
    In der Nähe, wo eine alte Mauer ebenfalls Spuren einer Zerstörung aufwies, bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Es waren Schatten, die aus verschiedenen Richtungen kamen und sich am Friedhof trafen.
    Auch sie glichen Geschöpfen der Nacht. In ihrer dunklen Kleidung wirkten sie wie Phantome. Die Gesichter, die eigentlich hätten erkennbar sein müssen, waren ebenfalls düstere Flecke, weil man sie grau geschminkt hatte.
    Junge Männer und Frauen näherten sich der alten Grabstätte. Sie bewegten sich schnell und dennoch leise voran. Ihre Schritte schleiften über den Boden. Die Besucher sprachen nicht miteinander. Jeder wußte, was ihm bevorstand, und der Worte waren genug gewechselt.
    Am alten Tor des Friedhofs trafen sie zusammen. Einer zog den rechten Flügel auf. Die Angeln waren frisch geölt. Kein Geräusch durchdrang die Stille, nur das scharfe Atmen der Ankommenden war zu vernehmen.
    Der Reihe nach betraten sie den Friedhof. Manche aufrecht gehend, andere geduckt, als hätten sie etwas zu verbergen. Vier von ihnen blieben nahe der Mauer zurück, die anderen verschmolzen mit der über dem Friedhof liegenden Dunkelheit.
    Es war noch nicht Mitternacht, denn genau um diese Zeit sollte ihr Meister erscheinen. Sie kannten das Ritual bereits, sie erwarteten ihn, denn diese Nacht sollte für sie und ihre weitere Zukunft entscheidend sein.
    Zeit verstrich. Die jungen Männer und Frauen – zumeist Studenten – sprachen kaum miteinander. Alles war gesagt worden, und sie hatten die erste Niederlage hinter sich.
    Diesem Treffen auf dem Friedhof war eine Flucht vorausgegangen. Aus ihrem Home hatten sie fliehen müssen, denn man war auf sie aufmerksam geworden und begann damit, sie zu bekämpfen.
    Dennoch mußte das Ritual durchgeführt werden, denn eine von ihnen war in den Tod gegangen. Freiwillig hatte sie die Reise ins Jenseits angetreten, das große Glück hatte auf sie gewartet, aber man hatte ihr Testament nicht erfüllen wollen.
    Das wollten die Finsteren, so nannten sie sich, nachholen. Maria hatte es verdient, so begraben zu werden, wie sie es für richtig gehalten hatte.
    Noch war sie nicht da. Auf dem Friedhof war sie im Sarg von den Finsteren entführt worden. Sie sollte eine richtige Beerdigung bekommen.
    Ein schwarzer Sarg, ein schwarzes Kleid und die schwarze Rose sollten dabei sein.
    All das lag bereit. Maria hatte die Todeskarte gezogen, und sie war den Weg gegangen.
    Die Finsteren hatten sich auf dem Friedhof verteilt. In der Dunkelheit warteten sie. Keiner von ihnen war zu sehen. Sie standen so günstig verteilt, daß sie mit den Schatten der Nacht verschmolzen.
    Nur ihr Atem war zu hören.
    Der Friedhof gehörte zu denen, die am Rand der Stadt lagen. Jenseits der Altstadt, sehr einsam, als hätten ihn die Menschen bewußt dort angelegt, um mit den Toten nicht mehr viel zu tun haben zu müssen.
    Noch blieb es still. Auch die einzelnen Mitglieder der Gruppe sprachen nicht miteinander. Sie warteten ab, der Wagen mußte irgendwann kommen. Ihre Blicke glitten über die Mauer hinweg und waren dorthin gerichtet, wo sich die Haupt- und Umgehungsstraße befand, die nach Norden führte, hinein in die Berge.
    Sie lief durch bis zur österreichischen Grenze, wo die hohen Wände der Karawanken standen, dieser massigen Bergkette, die das Gebiet der Alpen zum Süden hin abschloß.
    Zwei Lichter erschienen auf der Straße. Um diese Zeit fuhr dort nur selten ein Wagen her. Zudem bewegten sich die Lichter in Richtung Friedhof.
    Das mußte der Wagen sein, auf den sie sehnsüchtig warteten.
    Schon bald hörten sie das Brummen des Motors. Die Scheinwerferlanzen tanzten über unebenen Boden, ein Beweis dafür, daß das Fahrzeug die normale Straße verlassen hatte.
    Der lange Lichtteppich erreichte die halb zerstörte Mauer des Friedhofs. Er glitt blaß und hell darüber hinweg, riß die Grabsteine aus der Finsternis.
    Dann sackte das Licht wieder weg und endete an der Außenseite der Mauer.
    Nicht weit vom Eingang entfernt, stoppte der Wagen. Die vier Darker, die am Eingang
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