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0532 - Der Blutschwur

0532 - Der Blutschwur

Titel: 0532 - Der Blutschwur
Autoren: Jason Dark
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Dibbuk.«
    »Na und?«
    »Sie wissen nicht, wer oder was ein Dibbuk ist?«
    »Sorry…«
    »Ich will ehrlich sein, auch ich habe geschlafen. Im ausgehenden Mittelalter, im 16. Jahrhundert, war Prag die Stadt des Wissens und der Lehre überhaupt. Diese beiden Gebiete kamen zusammen. Zwischen beiden jedoch, die so aufklärerisch wirkten, entstand eine Subkultur, die sich mit Totenmagie und der Erschaffung eines künstlichen Menschen beschäftigte. Denken Sie an den geheimnisvollen Golem, den künstlichen Menschen, der Amok lief und zerstört werden mußte. Er diente gleichzeitig als Vorlage für Frankensteins Monster. Doch die Juden damals hatte nicht nur einen Golem, sie besaßen auch einen Dibbuk. Er war ein Dämon, der seine Lieblingsbeschäftigung darin sah, über Studenten, die sich dem Studium der Thora widmeten, herzufallen und sie zu töten. Der Golem kann der Legende nach nur alle 33 Jahre auftauchen, der Dibbuk aber jederzeit erscheinen. So sagte es die Geschichte der Magie.«
    In den Augen der Kollegen spielte sich Unglauben wider. »Nein«, hauchte er, »das ist doch nicht möglich. So etwas kann ich nicht glauben. Wenn das stimmen würde, was Sie mir da gesagt haben, mußte dieser Dekan eigentlich der von Ihnen erwähnte Dibbuk sein, oder gibt es mehrere dieser Sorte?«
    »Ich weiß es nicht, Mr. Mitic. Uns hat nur der Name nervös gemacht. Er ist uns bitter aufgestoßen.«
    Mitic fuhr durch seine Haare. »Und was sollen wir jetzt tun, Ihrer Meinung nach?«
    »Erstens davon ausgehen, daß es sich bei dem Dekan Diavolo möglicherweise um den Dibbuk handelt, und zum zweiten sollten wir versuchen, ihn zu stellen.«
    »Auf dem Friedhof?«
    »Ja, das meine ich.«
    Michael Mitic legte die Stirn in Falten. »Das müßte klappen. Ich werde sofort eine Fahndung veranlassen. Meine Leute sollen den verdammten Friedhof umstellen und…«
    Er griff bereits nach dem Telefonhörer, kam aber nicht dazu, ihn vom Apparat zu nehmen, weil ich noch schneller war und meine Hand auf die seine legte.
    »Auf keinen Fall werden wir uns darauf einlassen.«
    »Weshalb nicht?«
    Unsere Hände lagen noch immer aufeinander. »Es ist besser, wenn man mit wenigen Personen agiert.«
    »Wie in dieser Espresso-Bar, nicht?«
    »Sie haben recht, da ist es in die Hose gegangen. Jetzt aber wissen wir mehr, und es ist auch keine Falle für uns. Wir haben das Moment der Überraschung auf unserer Seite. Was meinen Sie, was dieser Dekan schauen wird, wenn wir dort eintreffen?«
    »Ihren Optimismus möchte ich haben.«
    »Glauben Sie meinem Freund«, sagte Suko. »Das sind Dinge, über die wir Bescheid wissen.«
    »Wenn Sie meinen.«
    Mitic wollte nicht mehr anrufen. Auch ich zog meine Hand wieder zurück. Fast gleichzeitig schauten wir auf die Uhr. »Noch zwei Stunden bis Mitternacht.«
    Ich nickte Mitic zu. »Eine richtige Zeit, wie ich finde. Schaffen wir es bis zur Tageswende?«
    »Das ist kein Problem.« Mitic stand auf und schielte auf das Tablettenröhrchen.
    »Nehmen Sie das Zeug mit!« riet ich ihm.
    »Momentan habe ich keine Kopfschmerzen. Mir ist nur etwas schwindlig.«
    »Das kommt von einer leichten Gehirnerschütterung.«
    Er steckte das Röhrchen ein. »Wir werden sehen, wie es weiterläuft. Ich will nur noch meine Frau anrufen, damit sie weiß, daß ich in dieser Nacht nicht nach Hause komme.«
    Von dem Gespräch bekamen wir nichts mit, denn wir verstanden die Sprache nicht. Wir sahen jedoch, daß sich auf der Stirn des Kollegen Schweißperlen bildeten. Wahrscheinlich war seine Gattin von dem Vorhaben nicht gerade angetan.
    Als er aufgelegt hatte, wischte er über sein Gesicht. »Jolanda macht sich große Sorgen, was ich auch verstehen kann.« Er hob die Schultern. »Ich sehe allerdings nicht ein, daß wir ihretwegen unsere Pläne ändern.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Diesem Grauen muß einfach Einhalt geboten werden. Ich kann es nicht zulassen, daß immer mehr junge Menschen in diesen verteufelten Kreis hineingeraten und Selbstmord begehen. Meine Güte, was wollen sie damit nur erreichen?«
    »Sie lieben den Tod«, sagte Suko.
    »Wer tut das schon?«
    »Da gibt es viele. Überall in der Welt ist gerade bei jungen Menschen die Selbstmord-Rate gestiegen. Nach Gründen wurde auch gefragt, aber Antworten hat es kaum gegeben.«
    »Die hatte ich auch nicht«, gab Mitic zu. »Selbst bei meiner eigenen Tochter nicht.« Er stand auf und stemmte seine Hände auf die Schreibtischplatte, während er nach unten starrte. »Wissen Sie
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