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0532 - Der Blutschwur

0532 - Der Blutschwur

Titel: 0532 - Der Blutschwur
Autoren: Jason Dark
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gewartet hatten, hoben die Arme und winkten. Für den Fahrer war es das Zeichen.
    Der Motor lief aus, die Scheinwerfer verlöschten. Aus der Dunkelheit lösten sich die vier Schatten. Sie liefen auf das Fahrerhaus zu, dessen Tür von innen aufgestoßen wurde.
    »Alles klar bei euch?« fragte der Fahrer.
    »Sicher. Und bei dir?«
    Ein graugeschminktes Gesicht verzog sich in der unteren Hälfte zu einem Lächeln. »Aber klar, ich habe sogar den schwarzen Sarg aufgetrieben.«
    »Dann könne wir sie ja umbetten.«
    »Natürlich.« Der Fahrer stieg aus. Er drückte die Tür leise hinter sich zu. Die Finsteren waren es gewohnt, heimlich zu arbeiten, sie haßten das Aufsehen, sie wollten sich ungesehen bewegen können, niemand sollte ihre finsteren Rituale stören.
    Daß sie Angst und Entsetzen verbreiteten, störte sie nicht. Auch nicht ihre ungeheuer negative Popularität, die sogar die Grenzen überschritten hatte, war ihnen egal. Sie machten weiter, denn ihre Aufgabe bestand darin, die Todessehnsucht ihrer Mitglieder voll und ganz zu erfüllen.
    Gemeinsam öffneten sie die Plane an der hinteren Ladefläche. Der Strahl stach in den dunklen Raum und tastete sich über zwei Särge hinweg.
    Einer war braun, der andere pechschwarz. Er besaß an jeder Seite zwei silberfarbene Tragegriffe.
    »Ist sie schon umgebettet worden?«
    Der Fahrer schüttelte den Kopf und kletterte auf die Ladefläche.
    »Das werden wir jetzt machen.«
    Seine vier Kumpane folgten ihm. Sie hockten sich neben dem Sarg nieder. Er war schnell geöffnet. Sie leuchteten in das Unterteil und sahen die Tote.
    Ein junges Mädchen, fast neunzehn Jahre alt. Maria war aus dem Leben geschieden und hatte sich eine Kugel durch den Kopf geschossen. Die Wunde war kaum zu sehen. Eine gut angebrachte Schminke verdeckte sie fast völlig.
    Die Männer hoben den steifen Körper aus dem Sarg. Da die Hände der Toten über der Brust zusammengefaltet worden waren, mußten die Finger erst aufgebogen werden. Niemand störte sich an den knackenden Geräuschen.
    Sie zogen die Tote aus. Das schwarze Kleid lag bereit, ebenso die schwarze Rose – ihr Symbol, das Zeichen der Verschwiegenheit untereinander. Wer redete, wurde mit dem Tod bestraft. Im Gegensatz zu den freiwillig aus dem Leben Geschiedenen war dieser Tod keine Erlösung. Er würde in das Grauen führen.
    Mittlerweile war auch das Oberteil des schwarzen Sargs angehoben worden. In der unteren Sarghälfte war der Boden mit einem weichen, schwarzen Tuch ausgepolstert worden. So war es bei ihnen ebenfalls Sitte, und sie betteten die Tote vorsichtig um, nachdem sie ihr mit einiger Mühe das schwarze Kleid übergestreift hatten.
    Danach wurde der Sarg verschlossen.
    Sie schauten sich gegenseitig an, nickten sich zu. Ein Lächeln zuckte über ihre Lippen.
    »Fertig?« wisperte einer.
    »Ja.«
    »Dann ab mit ihr.«
    Es ging alles glatt. Sie kannten sich aus. Ohne daß es zu einem Zwischenfall kam, luden sie den Sarg ab, stellten ihn einmal noch ab und packten die vier Griffe an.
    Der Fahrer schloß die Plane wieder. Seine Kumpane gingen inzwischen auf das offenstehende Tor des Friedhofs zu und betraten das düstere Gelände.
    Dort hatten die anderen auf sie gewartet. Die jungen Männer und Frauen kamen aus ihren Verstecken und ließen die vier Sargträger vorgehen, um sich anschließend hinter den Trägern einzureihen.
    Zu zweit schritten sie nebeneinander her. Gesprochen wurde nicht. Nur das Geräusch der Schritte war zu hören. Manchmal schleiften sie über den weichen Boden, hin und wieder traten sie auch in Wasserpfützen. Ihre Gesichter blieben starr und ernst, während sie hinter den Sargträgern herschritten.
    Sie betraten den alten Teil des Friedhofs und hielten sich hinter dicht wachsendem Buschwerk in Deckung, um nicht sofort von einem möglichen Besucher gesehen zu werden.
    Ihr Ziel lag fast an der gegenüberliegenden Seite, wo hinter den Gräbern ein künstlich angeschütteter Hang lag, der mit dichtem Buschwerk bewachsen war, wobei sich die dornenbesetzten Zweige wie Arme ineinander klammerten.
    Hier gab es kein Durchkommen, die Natur hatte an dieser Stelle eine Mauer gebildet, und die genau brauchten sie. Niemand sollte sie sehen und beobachten können. Das hier war ihr Gebiet, ihre Gegend. Hier fühlten sie sich wohl und unter dem Mantel der Dunkelheit geborgen.
    Einige von ihnen hatten sich mit Schaufeln bewaffnet und ein altes Grab ausgehoben.
    Wer hier vor langer Zeit begraben worden war, dessen Sarg hatte dem
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