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Schauspieler küssen anders (German Edition)

Schauspieler küssen anders (German Edition)

Titel: Schauspieler küssen anders (German Edition)
Autoren: Sandra Regnier
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vielleicht noch drehfertig werden und David konnte, falls der Wetterbericht stimmte und es morgen regnen sollte, dann statt der Außenaufnahmen hier weitermachen.
    „Es ist nicht mehr viel“, versuchte ich Luis anzuspornen.
    „Ich muss unbedingt etwas essen gehen“, sagte Luis wieder, „mir ist schon ganz flau im Magen.“
    „Mir auch“, echote Anabel. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Anabel war dünn wie ein Lineal und aß weniger als ein Vögelchen. Mir war klar, dass sie nur in Luis Nähe bleiben wollte.
    „Außerdem sind die von den Dreharbeiten schon seit einer Viertelstunde in der Mittagspause“, quengelte Luis weiter. Aha, darum ging es.
    „Geht essen“, sagte ich. „Ich mache weiter.“
    „Bist du denn nicht hungrig?“, fragte Anabel überrascht.
    „Nein. Ich möchte fertig werden“, antwortete ich und drehte eine Schraube an.
    „Aber der Dreh findet doch erst übermorgen statt. Wir haben doch noch reichlich Zeit.“ Luis schien ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
    „Ich weiß, aber für morgen ist Regen angesagt. Und eigentlich sollte doch der Außendreh am Strand stattfinden. So könnte David hier weitermachen“, erklärte ich geduldig und setzte eine weitere Schraube an.
    Luis und Anabel schwiegen einen kleinen Moment und ich hatte das Gefühl, sie sahen sich schuldbewusst an.
    „Wir beeilen uns“, sagte Luis. „Ich muss nur was essen, sonst bin ich gleich völlig unterzuckert.“
    „Kein Problem“, sagte ich und war froh, endlich allein zu sein und das Geturtel nicht ständig mitanhören zu müssen.
    Eigentlich waren die Bauarbeiter für die Arbeit zuständig, aber ich liebte es, Schränke zusammenzubauen. Bei dieser Arbeit konnten meine Gedanken nicht abschweifen und das Ergebnis eines schönen Möbelstücks hatte immer etwas Befriedigendes für mich.
    Die Arbeit hielt mich vom Grübeln ab. Ich hatte zwar auch Hunger, aber der eigentliche Grund, nicht zum Essen zu gehen, war ein anderer. Ich hatte keine Lust – oder eher keinen Mut – Robert Faulkner noch einmal zu begegnen.
    „Also ehrlich, Lisa, das ist doch absoluter Unsinn.“
    Tracys Stimme troff vor unterdrückter Genugtuung. „Du reibst dich jetzt schon auf, wo die Dreharbeiten gerade erst richtig begonnen haben. Ein Art Director baut niemals selber Schränke zusammen, hat dir das keiner erklärt?“
    „Doch schon, aber die besten Ideen kommen mir bei solch einfachen Arbeiten“, sagte ich geduldig und schraubte einfach weiter.
    „Ach wirklich? Und welch oscarverdächtige Ausstattung gedenkst du einem Jugendzimmer zukommen zu lassen?“
    Ich legte den Akkuschrauber ab und lächelte sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Tracy, wolltest du nicht Feierabend machen, um ein Bad zu nehmen und deine Nägel zu lackieren?“
    „Was hat das denn mit dem Zimmer hier zu tun?“ Tracy Coleman war immun gegen Sarkasmus.
    „Nichts. Genauso wenig wie deine Einmischung in meine Arbeit.“
    „Bitte, wie du willst. Wenn du auf meine professionelle Hilfe verzichten kannst.“ Sie drehte sich um. „Ich dachte, ein Neueinsteiger wie du würde vielleicht von den Ratschlägen einer erfahrenen Ausstatterin profitieren. Dann schraub schön weiter. Womöglich tapezierst du auch selbst?“
    Tracys spitze Bemerkungen konnten mich nicht treffen. Ich wusste, dass David sie nicht ausstehen konnte. Er hatte sie von dem Co-Produzenten vorgesetzt bekommen.
    Eigentlich hatte sie sich für den Posten des Production Designers beworben. Doch meine Zeichnungen hatten der Produktionsfirma besser gefallen. Das war leider auch schon mein einziger Vorzug. Aber er hatte der Produktion gereicht, also musste er auch Tracy genügen. Vom ersten Tag an war klar gewesen, dass Tracy mir das Leben schwer machen würde. Nur gut, dass David kompromisslos zu mir hielt.
    Ich hatte mitbekommen, dass um mich herum alle anderen schon Feierabend gemacht hatten. Auch Luis und Anabel waren vor einer Stunde nach Hause gegangen. Eigentlich war das Zimmer fertig. Es sollte das Zimmer eines achtzehnjährigen Teenagers darstellen. Doch mir fehlte noch etwas. Das Futonbett, die unordentliche Bettwäsche, das abgewetzte Sofa mit den Klamotten, Wettkampfpokale auf dem Regal, das Motorradposter an der Wand, Schreibtisch mit PC und ein paar Büchern in einer Ecke – alles wirkte so wie bei meinem siebzehnjährigen Neffen oder dem neunzehnjährigen Sohn meiner Nachbarin. Ein typisches Junggesellenzimmer für einen High School Absolventen. Exakt wie auf meinen Vorlagen. Aber es
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